Profis 24.05.2018 - 08:30 Uhr
Rückendeckung für den Trainer
Rückblick Teil 3: Schwierige Rückrunde bis zum zweiten Frankfurt-Fiasko
Die Vorbereitung war kurz, aber intensiv. Und die Arbeit in den ersten zwölf Tagen des Januars schien sich zum Start der Rückrunde auszuzahlen. Der 1. FSV Mainz 05 war auf dem Weg zu seinem ersten Auswärtssieg und stand dann am Ende doch wieder mit leeren Händen da. Nach einer 2:0-Führung gab's eine 2:3-Niederlage bei Hannover 96. Ein Auftritt, "irgendwie symptomatisch für die Rückrunde", wie Sandro Schwarz es nach Saisonende ausdrückte. Im dritten Teil unserer Saison-Rückschau geht es um diese zweite Saison-Hälfte bis zum Tiefpunkt in Frankfurt.
Schwarz machte keinen Hehl daraus, dass ihn diese Niederlage gewaltig ärgerte. "Mit null Punkten hier rauszugehen, ist extrem bitter. Wir haben Aufbauhilfe Nord betrieben. Wir haben 30 Minuten überragend gespielt und bis zum 2:0 ein perfektes Auswärtsspiel gemacht. Du hast alles, was du brauchst. Du musst es halt zu Ende bringen, die Konsequenz beibehalten und nach der Führung nicht drei Prozent weniger machen." Der 39-Jährige hatte seine Mannschaft perfekt eingestellt. Der offensiv ausgerichtete Matchplan im 5-3-2-System ging auf. Die Folge war eine hochverdiente 2:0-Führung durch Treffer von Yoshinori Muto und Alexander Hack. Doch binnen sechs Minuten änderte sich alles. Leichte Fehler führten zum Ausgleich und nach der Pause zur Niederlage. Es folgte ein hart erarbeiteter 3:2-Sieg gegen den VfB Stuttgart sowie die beiden 0:2-Niederlagen in Leverkusen und München.
Keine gute Woche
Dann kam Hoffenheim. Keine gute Woche für die Mainzer. Das Pokal-Aus in Frankfurt, gefolgt von dieser 2:4-Niederlage bei der TSG am Fastnachtsamstag, begleitet von Dissonanzen mit den Anhängern und Kritik am Trainer. "Nicht verzagen, auch wenn uns viele schon abschreiben", sagte Rouven Schröder, der zudem ein klares Bekenntnis zu seinem Trainer aussprach: "Sandro hat unsere volle Rückendeckung."
Die Reaktion kam prompt. Fast ein Jahr hatten die 05er gebraucht, um diese anhaltende Erfolglosigkeit in fremden Stadien abzustellen. Am 23. Spieltag feierte die Mannschaft ihren ersten Auswärtssieg der Saison mit einem hochverdienten 2:0-Erfolg bei Hertha BSC. "Es war wichtig, uns jetzt mal eine Belohnung für die Arbeit abzuholen und mal ein Zeichen zu setzen", sagte der 05-Trainer nachher. Den 05ern gelang ein Auftritt, den sich das Team schon häufig vorgenommen, aber zu selten umgesetzt hatte. Eine hochkonzentrierte, mannschaftlich geschlossene Leistung, ohne die üblichen Mängel, die sonst immer wieder zu einfachen Gegentoren geführt hatten. Robin Quaison erzielte seinen ersten Doppelpack in der Bundesliga.
Es sollte aber noch nicht der Wendepunkt gewesen sein. Gegen den VfL Wolfsburg musste sich das Team mit einem 1:1 zufrieden geben. Mit viel Glück überstanden die Mainzer danach die Partie in Hamburg, die beim späteren Absteiger zum Endspiel deklariert worden war. Das 0:0 brachte immerhin einen extrem wertvollen Punktgewinn. "Die Art und Weise, wie wir gespielt haben, war nicht berauschend", sagte Schwarz, der aber auch die positiven Aspekte des Auftritts hervorhob. Das dritte Spiel in Folge ohne Niederlage. Die kämpferische Leistung, vor allem in Unterzahl in der letzten halben Stunde nach der Gelb-roten Karte für Leon Balogun und die großartige Debüt-Leistung des jungen Torhüters Florian Müller, der einen Elfmeter parierte.
Unverdiente Schalke-Niederlage
Ein lichter Moment von Daniel Caligiuri, der den einzigen echten Abschluss im 05-Tor versenkte, versetzte den 05ern dann wieder einen schmerzhaften Tiefschlag. 0:1 zu Hause gegen Schalke 04, das in den gesamten 90 Minuten in keiner Phase besser gewesen war. "Es kann keine zwei Meinungen geben, dass es eine unverdiente Niederlage war", so der 05-Sportvorstand nach Abpfiff.
Die Sorgen am Bruchweg wurden noch massiver nach dem neuerlichen Fiasko im Nachbarschaftsduell bei Eintracht Frankfurt. Niemand bei den 05ern hätte im Vorfeld für möglich gehalten, dass die Bundesligapartie fünfeinhalb Wochen nach der 0:3-Pleite im Pokal-Viertelfinale an gleicher Stelle zum Déja-vu-Erlebnis werden könnte. Der Sportvorstand kündigte für die nachfolgende Länderspielpause Gespräche in allen Bereichen an. "Ein solches Spiel gibt Anlass dazu, die Dinge zu hinterfragen. Warum wir die Leistung in solchen Situationen nicht auf den Platz bringen? Warum wir negative Momente nicht abschütteln können", erklärte Schröder. "Wir werden alles von Mann zu Mann besprechen. Es ist doch vollkommen klar, dass im Verein niemand zufrieden ist. Wir werden uns aber der Sache stellen."
Was dabei heraus kam, ist bekannt: Sandro Schwarz rief für die letzten sieben Begegnungen eine eigene Abstiegskampf-Endrunde aus. Damit beschäftigen wir uns dann im vierten Teil des Saison-Rückblicks.