Profis 04.01.2018 - 15:30 Uhr

Ruhiger, reifer, Ujah

Nach seiner Rückkehr an den Bruchweg möchte der Torjäger seinen bislang zwei Treffern im 05-Trikot möglichst viele folgen lassen

05-Kapitän Niko Bungert kennt Ujah noch aus seiner ersten Zeit am Bruchweg.

Als 20-jähriges nigerianisches Talent stellte sich Anthony Ujah einst, im Sommer 2011, am Bruchweg vor. Mit der Empfehlung von 27 Treffern in 36 Einsätzen für Lillestrom SK, seiner ersten Station in Europa fernab der nigerianischen Heimat, kam er zu den 05ern, konnte die Torquote aus der ersten norwegischen Liga unter dem damaligen Trainer Thomas Tuchel in der Bundesliga aber zunächst nicht bestätigen. Zwei Treffer in zwölf Spielen stellten seinerzeit weder den Klub noch den Spieler gänzlich zufrieden, so dass er ein Jahr später den Schritt zurück in Liga zwei wählte und sich dem 1. FC Köln anschloss. Im Januar 2018 nun startet Ujah seinen zweiten Anlauf bei den 05ern, fühlt sich reif für die Rückkehr in die Bundesliga und strebt eine bessere Quote an - typisch Torjäger eben. 

Neben möglichst vielen persönlichen Erfolgserlebnissen strebt Ujah in Mainz aber allen voran den Erfolg mit der Mannschaft an, ein möglichst souveräner Klassenerhalt soll her in den verbleibenden 17 Partien. "Das muss unser Minimalziel sein", sagt Ujah nach seinem dritten Arbeitstag zurück in Diensten des FSV. Die Wintervorbereitung möchte er nutzen, um von "Tag zu Tag fitter zu werden", um der Mannschaft schnellstmöglich helfen zu können. Worum es in der Bundesliga geht weiß Ujah mittlerweile besser als seinerzeit. Schließlich kehrt er mit der Erfahrung von 128 Liga-Einsätzen (47 Tore) in Liga eins und zwei für die 05er, Köln und Bremen, sowie einem anderthalbjährigen Engagement in China bei Liaoning FC ausgestattet, zurück. 

Klimatische Herausforderungen

Die gesammelten Erfahrungen nach Stationen bei vier europäischen Klubs sowie dem Gastspiel in Fernost haben den heute 27-Jährigen reifen lassen. Zudem, das bringe das fortgeschrittene Alter mit sich, agiere man als Stürmer zunehmend ruhiger auf dem Platz und vor dem Tor, habe gelernt, nicht zu schnell zu viel zu wollen. Trotz aller Routine des Profis seien die letzten Tage aber durchaus nicht ohne gewesen, gibt der Neuzugang zu.

Aus dem sonnigen Nigeria, wo er die Zeit seit dem Saisonende in China Anfang November verbracht hatte, ging es ins regnerische Mainz, und am Dienstag zu einer Stippvisite in den verschneiten Nordschwarzwald, wo die FSV-Profis einen Teamabend auf einer Berghütte bei Unterstmatt verbrachten. "Not easy", so Ujah, seien diese Abfolge gewesen. Wählt Ujah in diesem einen Fall eine englische Formulierung aus, so wird doch deutlich, dass die Sprache für den 7-maligen nigerianischen Nationalspieler längst keine Hürde mehr darstellt. Ein weiterer Pluspunkt, wie er sagt: "Früher lief fast alles über Dolmetscher, zuletzt in China natürlich auch. Ich bin froh, mit meinen Teamkollegen problemlos kommunizieren zu können, denn das macht auf und neben dem Platz alles einfacher." Einstellungskriterium ist das Beherrschen der deutsche Sprache zwar auch am Bruchweg keines, die Integration von Neuzugängen jedoch macht diese Tatsache ohne Zweifel einfacher.

Hochzeit im Dezember

Heiß auf seine Rückkehr nach Deutschland, in die Bundesliga und nach Mainz war Ujah nach dem Zwischenstopp in China aus vielerlei Gründen. Zunächst ist da das gute Verhältnis zu Sportvorstand Rouven Schröder, der schon beim Wechsel von Köln nach Bremen eine wichtige Rolle gespielt habe, wie Ujah sagt. Man kennt sich, man schätzt sich und hofft, die Früchte der Zusammenarbeit in den kommenden Monaten, so wie schon einst an der Weser (2015/2016 elf Tore & vier Assists), ernten zu können. Zudem geht es für den gereiften Spieler im besten Fußballeralter auch darum, sesshaft zu werden. Unterwegs sei er nun lang genug gewesen im Laufe seiner Karriere, hat in Mainz einen Vertrag bis zum Sommer 2021 unterschrieben und hofft auf viele erfolgreiche Jahre mit den 05ern in der Bundesliga. Nach der Hochzeit mit seiner Frau Elisabeth Anfang Dezember in Nigeria wollen die beiden zusammen heimisch werden, nachdem Ujah noch allein nach China gegangen war, seine Frau ein Studium in England erfolgreich abgeschlossen hatte.

Zu guter Letzt vermisste Ujah aber seit seinem Abschied aus Deutschland vor allem eines bei der Ausübung seiner Leidenschaft. "Die Atmosphäre in den Stadien hier hat mir extrem gefehlt", gibt er zu. "Ich freue mich unheimlich darauf, das nun wieder erleben zu dürfen. Es ist für mich genau der richtige Zeitpunkt, zurückzukehren." Genau der richtige Gegner könnte zudem dann auch beim Ujah-Comeback in der OPEL ARENA warten. Am 20. Januar gastiert der VfB Stuttgart am Rhein. Ein Gegner, den der Torjäger in bester Erinnerung haben dürfte, gelangen ihm doch gegen ebenjene Schwaben seine ersten und bislang einzigen Bundesliga-Tore für den FSV. Eiskalt präsentierte Ujah sich an diesem Freitagabend beim 3:1-Erfolg im November 2011. Der gereifte und ruhigere Stürmer möchte nun nachlegen und dem Highlight von damals noch viele weitere folgen lassen. Die passende Atmosphäre könnte er so gleich selbst besorgen.