Profis 13.03.2024 - 17:30 Uhr
Schmidt: "Samstag der erste und beste Moment"
Der 05-Sportdirektor über die Analyse des Bayern-Spiels, den Blick nach vorne, welche Tugenden gegen Bochum gefordert sind und den Endspurt im Kampf um den Klassenerhalt
Noch in München begann beim 1. FSV Mainz 05 die Aufarbeitung und das Verarbeiten des 1:8-Debakels in der Allianz Arena gegen den FC Bayern. Bo Henriksen, der Cheftrainer, ergriff direkt nach dem Spiel in der Kabine das Wort, hatte sich an die Mannschaft gerichtet, sich mit einzelnen Spielern besprochen, um ein Gefühl für die Situation zu bekommen. Wie hoch der Grad der Frustration war und um festzustellen, ob es Fragezeichen gebe innerhalb der Gruppe. Auf dem Rückflug und der Busfahrt nach Mainz tauschte sich der Coach mit seinem Staff aus. Am Sonntag folgte die Analyse am Bruchweg. Wie konnte das passieren? Wie konnte der FSV derart untergehen, sich die höchste Niederlage überhaupt bei den Bayern einhandeln? "Die Analyse war gut, kurz und prägnant sowie bereits positiv ausgerichtet auf die bevorstehende Aufgabe im Heimspiel am Samstag in der MEWA ARENA gegen den VfL Bochum“, berichtete Martin Schmidt.
“Bo ist seit vier Wochen da und hat viermal gezwungenermaßen mit anderen Abwehrreihen spielen müssen. In München waren ausgerechnet beide Defensiv-Leader Barreiro und Kohr gesperrt. Die dürfen nicht zur selben Zeit fehlen und vor allem nicht in München. Man hat gesehen, dass wir nach Ballverlusten sehr offen waren. Alle Verletzungen und Sperren führten dazu, dass wir nie mit der kompletten Mannschaft in der Defensivstruktur auf dem Platz standen. Deshalb haben dann gegen einen maximal schnellen und effizienten Topgegner die Abstimmung und letzte Konsequenz gefehlt. Nach der Analyse war klar, es muss etwas passieren gegen Bochum. Es ging darum, das Team aufzurichten, neu zu motivieren, den Plan festzulegen, wie wir das angehen. Das war bereits am Sonntag ein Thema“, sagt der Sportdirektor. Am Montag folgte ein freier Tag, um die Köpfe freizubekommen. Seit dem Training am Dienstag, bei dem 20 Spieler auf dem Platz waren, sei nur noch die Partie gegen Bochum im Kopf.
München ist Geschichte, der Blick nach vorne zählt
Die Partie in München ist damit Geschichte und abgehakt. Ab jetzt gibt es wichtigeres zu tun, als sich weiter mit diesem Negativerlebnis zu beschäftigen. Denn, wie sich Schmidt ausdrückt, beginnt für den Klub der Abstiegskampf jetzt noch einmal neu und vor allen Dingen richtig. “Das Bayern-Spiel muss aus der Wertung und den Köpfen raus. Das waren nicht wir“, sagt der Schweizer. Die Situation ist klar. Die Niederlage hat die Mainzer getroffen, der Rückstand auf den Kontrahenten 1. FC Köln beträgt nun zwei Punkte, die acht Gegentore haben dafür gesorgt, dass auch das Torverhältnis deutlich schlechter geworden ist.
Am jetzt folgenden 26. Spieltag kommt der um neun Punkte besser dastehende VfL Bochum zum Duell nach Mainz. Die 05ER müssen damit beginnen, ihre Spiele, vor allem zu Hause gegen Gegner auf Augenhöhe, zu gewinnen, den Abstiegskampf mit aller Leidenschaft zu führen, ihre Chancen konsequenter zu nutzen und es dem Gegner nicht mehr so einfach zu machen, Tore zu erzielen. Es braucht endlich Siege, um zu verhindern, dass die Kölner vorzeitig enteilen. “Die Spiele gegen Augsburg, Leverkusen, Gladbach sind die Messlatte“, so Schmidt, der sich mit deutlichen und eindringlichen Worten an die Mainzer Profis richtete und gegen die Bochumer bedingungslosen, fanatischen Abstiegskampf fordert.
Voller Energie und Willen gegen Bochum
Die Niederlage gegen die Bayern habe nur einen Vorteil. “Du musst vielleicht so eine richtige Klatsche kriegen, damit endgültig alle merken, was Sache ist, wo wir stehen und was die Realität ist. Wir sind auf einem Abstiegsplatz. Die Realität ist aber auch, dass wir nah an Köln dran sind", so der Sportdirektor. So nah, dass der Rückstand im noch ausstehenden Direktvergleich aufgeholt werden kann. Allerdings nur dann, wenn der Kontrahent im Kampf um den Relegationsplatz nicht durch eigene Erfolge enteilt und wenn die Rheinhessen selbst damit beginnen, regelmäßig dreifach zu punkten.
“Wir müssen jetzt wieder in einen positiven Flow kommen. Dafür ist an diesem Samstag der erste und beste Moment. Die Mannschaft wird wieder eine Chance bekommen, auch von den Fans. Ich bin überzeugt davon, dass wir sie wieder hinter uns haben. Wenn wir auf dem Platz diese Energie, diesen Kampfwillen und den unbedingten, konsequenten Abstiegskampf liefern, dann werden wir das volle Stadion mitnehmen und auch gewinnen können. Aber natürlich müssen wir das selbst auf dem Platz hinkriegen. Deshalb sage ich: Da muss ab der ersten Minute eine Kampfmannschaft auf den Rasen, die nur so strotzt vor Energie und Willen. Im Unterbewusstsein muss drin sein: Abstiegskampf ist jetzt! Dafür muss jeder bereit sein", betont der Schweizer. Bis auf Stefan Bell, Nelson Weiper und Maxim Leitsch sei wieder die komplette Mannschaft am Start. Joshua Guilavogui stieg am Mittwoch wieder ins Training ein. "Jetzt sind wieder alle an Bord. Jetzt gibt es keine Ausreden mehr, keine Befindlichkeiten, jetzt gibt es nur noch Leistung auf dem Platz.“
Neun Duelle bis zum Relegationsplatz
Neun Begegnungen stehen bis zum Saisonende noch auf dem Programm. Neun Duelle, in denen es die Mannschaft schaffen muss und kann, wenigstens diesen Platz 16, der zu zwei Relegationsspielen berechtigt, zu erreichen. Bochum am Samstag, danach im Anschluss an die Länderspielpause das Auswärtsspiel in Leipzig, gefolgt von den beiden Heimspielen gegen den Tabellenletzten SV Darmstadt 98 und die TSG Hoffenheim. Das sind die nächsten Aufgaben, bevor es auswärts zum SC Freiburg geht und anschließend zum so bedeutenden Treffen mit dem 1. FC Köln in der eigenen Arena kommt. Danach geht es noch nach Heidenheim, zu Hause gegen Borussia Dortmund und schließlich auswärts beim VfL Wolfsburg ins Saisonfinale. “Wir müssen uns das nötige Spielglück erkämpfen, erzwingen. Es kommt nicht darauf an, ob wir schön spielen. Dafür können wir uns nichts kaufen“, erklärt der Schweizer Sportdirektor. “Wir müssen es uns und allen beweisen, dass wir gut genug sind, um in dieser Liga zu bleiben. Die letzten neun Spiele sind jetzt der Start, da müssen wir es zeigen. Die Mannschaft ist in der Pflicht und Bringschuld, das weiß sie“, so Schmidt.
Bo Henriksen kann am Samstag im Geburtstags-Heimspiel aller Wahrscheinlichkeit erstmals seit Wochen wieder auf eine Mannschaft ohne gesperrte oder kurzfristig wegen Verletzung ausfallende Spieler zurückgreifen. Die 90 Minuten gegen den 15. der Tabelle haben für die Gastgeber Final-Charakter, denn der FSV braucht unbedingt diese drei Punkte, um in diesem Abstiegskampf endlich voranzukommen.