Profis 01.12.2014 - 12:42 Uhr
Schwächen in der Endzone
Erkenntnis aus Schalke: Auf die Defensive kommt es an!
Die Nullfünfer haben die erste Partie des Auswärts-Doppelpacks verloren. 1:4 bei Schalke 04, das kann natürlich mal passieren. Das ist mit Verweis auf die gegnerische Qualität in der Offensive auch erklärbar. Klaas-Jan Huntelaar mit einem Dreierpack und der kaum zu stoppende ehemalige Nullfünfer Eric Maxim Choupo-Moting als dribbel- und laufstarker Vorbereiter, diese offensive Kraft kann einen Gegner schon mal ins Wanken bringen. Doch die Mainzer machten es den Schalkern an diesem Nachmittag aber viel zu leicht mit dem Toreschießen. Da half es auch nicht, dass sie insgesamt eigentlich gar keinen so schlechten Aufritt hinlegten.
Daten wie 22:14 Torschüsse, 58 Prozent Ballbesitz, die besseren Zweikampf- und Passwerte rangen den Verantwortlichen am Samstag jedoch allenfalls ein müdes Schulterzucken ab. Zu deutlich fiel die Niederlage bei S04 dann doch aus. Ins Mainzer Schulzeugnis für Samstagnachmittag hätte der Klassenlehrer notiert: „Sie waren stets bemüht“. Das reicht natürlich nicht für einen Pluspunkt in einem Bewerbungsschreiben. Und es reichte am Samstag nicht für ein erfolgreiches Fußballspiel. Die Nullfünfer präsentierten sich auf Schalke wie ein Schüler, der im Unterricht immer ordentlich mitarbeitet, in der entscheidenden Klausur aber ein „Mangelhaft“ einfährt. Denn in den entscheidenden Szenen der Partie waren sie nicht präsent genug, zu passiv in der Arbeit gegen den Ball. Und das ausgerechnet im und am eigenen Strafraum, in der eigenen Endzone.
Bei allen Gegentoren gewährte die Mainzer Defensive den Schalker Schützen ungewohnte Freiheiten. Ein offensichtliches Problem, das auch Trainer Kasper Hjulmand später in den Mittelpunkt seiner Betrachtung rückte. „Das war eigentlich kein Spiel, in dem du vier Gegentore bekommst. Aber wenn du so verteidigst in einigen Situationen, dann verlierst du auch so ein Spiel“, sagte Hjulmand nach der Partie. „Dabei ist die Defensive wichtig. In den Spielen, in denen wir gepunktet haben, haben wir aufgrund unserer Defensive gepunktet. Es muss wieder schwerer werden gegen uns Tore zu erzielen.“
Die Partie auf Schalke hatte durchaus das Potenzial für noch mehr Tore, vor allem auf Mainzer Seite. Doch den Nullfünfern fehlte ihrerseits die Kaltschnäuzigkeit, bei den großen Chancen zum zwischenzeitlichen Ausgleich (mögliches 1:1 durch Ja-Cheol-Koo, 2:2 durch Sami Allagui) dann auch so konsequent zuzuschlagen wie der Gegner. Als dann nach zehn Minuten deutlicher Überlegenheit, Schalker Passivität und wachsender Unruhe in der Arena die Gastgeber nach einem simplen weiten Schlag ohne großen Aufwand oder taktische Winkelzüge dennoch zu ihrem dritten Treffer durch den unbedrängt schlenzenden Tranquillo Barnetta kamen, da rissen sich die Nullfünfer den mit großem Aufwand und Shinji Okazakis Anschlusstor aufgebauten Spannungsbogen direkt wieder ein. Spätestens jetzt war klar: so gibt es auf Schalke nichts zu holen.
Bleibt eine Woche Zeit diesen Erkenntnisgewinn für sich zu nutzen. Der Hamburger SV wird den Mainzern im direkt folgenden Auswärtsspiel am kommenden Sonntag (15.30 Uhr) kein offenes Spiel anbieten, er wird sie mit ordentlich Feuer in deutlich mehr Zweikämpfe zwingen und versuchen ihnen den Schneid abzukaufen. Das verspricht eine unangenehme Partie zu werden. Aber auch eine gute, um die eigenen Reihen zu schließen und sich gemeinsam zu behaupten.