Profis 22.10.2018 - 13:00 Uhr
Schwarz: "Daraus müssen wir lernen"
Bittere Erfahrung im Entwicklungsprozess: Junges 05-Team verpasst in Mönchengladbach eigene Führung und wird klassisch ausgekontert
Für Ridle Baku war nach 77 Minuten Feierabend. Nach einem Schlag auf den Nerv in der Wade humpelte der 20-Jährige mit Verdacht auf eine schwere Prellung vom Platz. Der Rest seiner Mannschaft folgte knapp 15 Minuten später zwar körperlich unversehrt, aber von der Psyche her ebenfalls erheblich ramponiert. Der 1. FSV Mainz 05 kassierte zum Abschluss des achten Spieltages eine 0:4-Niederlage bei Borussia Mönchengladbach. Nach einer guten ersten Halbzeit, im zweiten Durchgang klassisch ausgekontert. "Es gehört zur Entwicklung dazu, dass du mal richtig einen mitbekommst vom Ergebnis her gegen eine Spitzenmannschaft. Das ist ein Prozess, den wir gehen müssen. Daraus müssen wir lernen", sagte Rouven Schröder.
Der Trainer versammelte seine Spieler sofort in der Kabine und leistete Aufbauarbeit. "Eine solch bittere Erfahrung tut im Moment weh, und wir sprechen die Fehler an, aber ohne großes Gebrüll", erklärte Sandro Schwarz. "Wir dürfen nicht anfangen, alles in Frage zu stellen, negativ zu sein, zu hadern und zweifeln. Wir haben einen auf die Mütze bekommen. Diese heilsame Erfahrung nehmen wir mit und versuchen die Dinge besser zu machen. Wenn man uns ansehen würde, dass wir nicht marschierten, nicht in die Zweikämpfe gingen, Einstellungsprobleme hätten, dann wäre es ein Problem."
"Wir müssen einfach das erste Tor schießen"
Der Gegner, so der 05-Sportvorstand sei total effizient gewesen, habe messerscharf seine Tempo-Gegenstöße vorgetragen, "aber bei dem Ergebnis vergisst man ein bisschen die erste Halbzeit. Wir müssen einfach das erste Tor schießen. Dann wird es ein anderes Spiel, dann müssen die Gladbacher das Spiel machen, anstatt zu kontern".
Die Möglichkeiten waren da im fußballerisch guten ersten Durchgang. Die 05er liefen mit guter Struktur aggressiv an, provozierten Ballverluste beim Gegner, der den Mainzern im eigenen Stadion das Spiel weitgehend überließ, sich darauf verlegte, sicher zu spielen, auf Fehler zu warten und zu kontern. Doch den Gladbachern unterlief selbst der erste schwere Lapsus. Ein Pass von Nico Elvedi am eigenen Strafraum in die Füße von Jean-Philippe Mateta. Der Franzose nahm den Ball direkt und verfehlte knapp das Tor. Eine Großchance: "Wenn du so eine Situation im Auswärtsspiel bei einem solchen Gegner bekommst, dann musst du das nutzen", sagte Schröder. Es folgten ein Kopfball von Jonathan Burkardt nach einer Aarón-Ecke, die Torhüter Yann Sommer parierte und eine weitere gute Schusschance für Mateta. "Da fehlt uns derzeit das Momentum, in Führung zu gehen, was klar möglich war. Die Ruhe im Abschluss. Das hat nichts mit Qualität zu tun. Die Jungs haben sehr viel Potenzial. Wir sind da aber überhastet", sagte Schwarz.
Die Gastgeber machten vor, wie es geht. Einen sehenswert herausgespielten Konter über drei Stationen vollendete Jonas Hofmann zur Führung. Doch nur zwei Minuten später war schon die Ausgleichsmöglichkeit da. Matetas Schuss wurde geblockt, Baku scheiterte aus aussichtsreicher Position am Torhüter. "Wir haben die Abschlussmöglichkeiten. Gladbach hatte nicht mehr in der ersten Hälfte, aber sie machen das Tor in unserer besten Phase. Wir müssen dahin kommen, in der Drucksituation trotzdem den Puls nach unten zu fahren, je näher wir dem Tor kommen", so der Trainer.
Großer Tag für Ex-05er
Nach dem Wechsel ging es dann sehr schnell in die falsche Richtung. Thorgan Hazard überrumpelte die 05-Abwehr in der 53. Minute, Hofmann vollstreckte am langen Pfosten zum 2:0. Wenig später schloss der Belgier selbst einen Konter zum 3:0 ab, ehe Jonas Hofmann, der Ex-05er, nach einem weiteren leichten Mainzer Ballverlust seinen großen Tag vor über 50.000 Zuschauern mit dem Konter zum 4:0 krönte.
"Das war immer dasselbe Muster", sagte Schwarz. "Einfache Ballverluste, der Gegner spielt schnell und schlau zwischen unsere Linien und macht die Tore. Das war jugendlicher Leichtsinn." Nach dem zweiten Gegentor habe die Mannschaft das Gefühl gehabt, sehr schnell alles gut machen zu wollen, zügig die Dinge zurechtzubiegen. "Zu schnell zu viel gewollt", so der Trainer. "Wir haben einem starken Gegner zu einfach die Chance zu Kontern gegeben, die er mit großer Qualität ausgespielt hat." Nach dem 0:2 hätte sich das Team mehr Ruhe verordnen müssen in der Defensivorganisation, das Ergebnis halten. "Da brauchst du erst einmal Stabilität. Fünf, zehn Minuten sicher spielen, ohne, dass was passiert, anstatt zu viel spielen zu wollen und ins offene Messer zu rennen. Das war das Problem. Daraus müssen wir lernen."