Profis 03.12.2017 - 11:00 Uhr
Schwarz: "Viele Dinge nicht gut gemacht"
05-Trainer sieht verdiente 1:3-Niederlage gegen den FC Augsburg
Nach 85 Minuten flammte noch einmal Hoffnung auf, dass es in der Schlussphase gelingen könnte, vielleicht doch noch einen Punkt in der OPEL ARENA behalten zu können. Der Silberstreif am Horizont erlosch aber so schnell, wie er aufgetaucht war nach Gerrit Holtmanns Anschlusstreffer zum 2:1. Quasi im Gegenzug folgte der schnelle Konter, mit dem der FC Augsburg endgültig den Deckel drauf machte. Auf ein Spiel, das der 1. FSV Mainz 05 mit 1:3 verlor und somit nach vier ungeschlagenen Auftritten im eigenen Stadion erstmals wieder eine Heimniederlage einstecken musste. "Nimmt man die gesamten 93 Minuten, war es eine verdiente Niederlage", sagte Sandro Schwarz auf der Pressekonferenz nach der Begegnung.
54 Sekunden lagen zwischen dem ersten Bundesligatreffer Holtmanns und dem endgültigen Knockout. Der Mainzer Linksverteidiger hatte nach Suat Serdars weitem Diagonalschlag und Emil Berggreens Kopfballverlängerung den Ball flach und platziert ins lange Eck geschossen. Was danach geschah, bezeichnete der 05-Trainer als "Sinnbild dafür, dass es ein gebrauchter Tag war." Nach dem 1:2-Anschlusstreffer war die Möglichkeit da, in den Schlussminuten noch einmal alles reinzulegen, doch beim ersten Versuch auf den Ausgleich zu drängen, liefen die 05er in einen Konter. Ein unsauber gespielter Ball von Holtmann auf Serdar. Der zur zweiten Halbzeit eingewechselte Mittelfeldspieler bekam die Kugel nicht unter Kontrolle, Jeffrey Gouweleeuw ging dazwischen, sprintete über die rechte Seite, seine weite Flanke landete bei Caiuby, der hielt aus der Distanz drauf, FCA-Torjäger Alfred Finnbogason bekam den Fuß dran und lenkte den Ball zum 3:1-Endstand ins Netz. Der einzige Torschuss der Gäste in der zweiten Hälfte. "Wir waren heute extrem effektiv, was die Verwertung von Torchancen betrifft", erklärte deren Trainer Manuel Baum hinterher.
Latzas Alu-Treffer als Knackpunkt?
Diese Effizienz fehlte den 05ern genauso wie das Selbstverständnis in den eigenen Aktionen, das die Augsburger an den Tag legten. Das Selbstbewusstsein und die Sicherheit, mit dem der mit 19 Punkten in diese Partie gegangene Gegner schwierige Phasen überstand und gegnerische Fehler ausnutzte. Da nützte es den 05ern wenig, dass der Statistikzettel nachher fast alle Spieldaten als von den Mainzern gewonnen aufwies. "Trotzdem ist es eine verdiente Niederlage, weil einfach viele entscheidende Dinge in der vordersten Linie nicht konsequent genug waren bei uns. Dasselbe gilt für die Defensivarbeit. Wir haben viele Dinge nicht gut gemacht", sagte Schwarz. Möglicherweise wäre vieles anders gelaufen, wenn die erste gute 05-Aktion nach sechs Minuten die Führung gebracht hätte. Als Kenan Kodro raus auf Giulio Donati spielte, dessen Flanke Danny Latza direkt nahm, der Ball aber vom Innenpfosten zurück ins Feld sprang. "Wir sind gut reingekommen ins Spiel, waren anfangs total griffig, hatten aber Pech in dieser Situation" so Schwarz. Alexandru Maxim hatte noch eine weitere Möglichkeit, sein Distanzschuss ging aber relativ weit vorbei.
"Im Verlauf der ersten Halbzeit waren wir oft zweiter Sieger, gerade was die zweiten Bälle betrifft. Trotz allem hatten wir Möglichkeiten, haben aber nicht das Tor getroffen und zu hektisch abgeschlossen", so der 39-Jährige. Und hinten leiteten die 05er die Gegentore selbst ein. Dem 0:1 ging ein Ballverlust von Giulio Donati im Spielaufbau voraus. Die Hereingab von Philipp Max von links verwertete Michael Gregoritsch gegen die unsortierte 05-Abwehr direkt. Beim 0:2 leistete Robin Zentner Schützenhilfe. Dem 05-Torhüter rutschte eine hohe Flanke durch die Finger. Im Nachsetzen foulte Zentner den auf den Abpraller wartenden Gregoritsch. Finnbogason verwandelte den Elfmeter. "Wenn dem Torwart ein solcher Fehler passiert, hat es oft direkt schlimmere Auswirkungen. Im Mittelfeld werden aber mehr Fehler gemacht, Fehlpässe gespielt, im Sturm werden die Bälle nicht gestoppt oder nicht konsequent verwertet", nahm Sportvorstand Rouven Schröder den jungen Keeper in Schutz.
Systemumstellung in Durchgang zwei
Der 05-Trainer stellte nach der Pause das System um auf eine Dreierkette, brachte mit Emil Berggreen einen zweiten Stürmer als Doppelspitze und Serdar für ein breites, offensives Mittelfeld, schob später noch Viktor Fischer als zusätzliche Offensivoption nach. Das brachte den Gastgebern eine klare Dominanz. "Unser Ballvortrag bis 30 Meter vor dem Tor war ordentlich. Dann aber ist eigentlich fast alles verpufft. Du hattest immer das Gefühl, wenn wir versuchen in den Strafraum zu spielen und der Ball wird abgewehrt und kommt zurück, dass wir immer drei Meter hinten dran standen. Das war ein grundlegendes Problem. So ist Augsburg in seine Umschaltbewegungen reingekommen. Das war symbolisch dafür, dass wir heute sieben Stunden hätten spielen können und das Spiel nicht gewonnen hätten", musste Schwarz einräumen.
Der 05-Coach wollte nichts schönreden. "Die Jungs haben alles versucht. Die Einstellung hat gestimmt, aber es hat das Quäntchen gefehlt, die Dinge zu Ende zu spielen. Die Leistung war einfach nicht gut. Alle Aktionen, die auf unserer Seite waren und spielentscheidend hätten sein können, sind heute in die Hose gegangen. Freilaufverhalten, Ballverluste im Dribbling, viele falsche Entscheidungen. Es geht um die entscheidenden Dinge, in denen wir uns verbessern müssen."