Profis 12.03.2018 - 09:30 Uhr
Sechs Möglichkeiten, aber kein 05-Tor
Mainzer belohnen sich nicht für ihre gute Leistung gegen Schalke - Schröder: "Man kann der Mannschaft überhaupt keinen Vorwurf machen"
Die offiziellen Spieldaten, die von der DFL in jeder Bundesliga-Partie erhoben werden und nachher in gedruckter Form im Pressebereich vorliegen, dokumentierten nicht die Gründe, warum der 1. FSV Mainz 05 gegen den FC Schalke 04 verloren hat. Die statistischen Werte sprachen eindeutig für die Heimmannschaft. Torschüsse, Ballaktionen, Zweikampf- und Passquote, Flanken - in allen diesen Punkten war das Team von Sandro Schwarz besser. Das entscheidende Kriterium allerdings erfüllte der Tabellenzweite: Die Schalker schossen ein Tor. "Der Maßstab, der bewertet werden sollte, muss immer die Leistung sein. Leider passt das Ergebnis diesmal nicht dazu", sagte der 05-Trainer nach der 0:1-Niederlage.
Die Leistung, die das 05-Team vor 30.655 Zuschauern in der OPEL ARENA gegen den Champions-League-Anwärter abrief, war gut. Auch in der eher zähen ersten Hälfte. Die Mainzer erfüllten ihre Aufgabe, zunächst die defensive Stabilität in den Vordergrund zu stellen. Schwarz, der auf den gelbgesperrten Leon Balogun und kurzfristig auch auf den verletzten Giulio Donati verzichten musste, zog Jean-Philippe Gbamin nach hinten, spielte mit dem Franzosen, Stefan Bell sowie Abdou Diallo in einer Dreierkette, unterstützt von Karim Onisiwo und Daniel Brosinski auf den Außen. Nigel de Jong kehrte ins Mittelfeld zurück neben Danny Latza, Suat Serdar agierte weiter vorgezogen. "Gegen den Ball mit zwei Sechsern plus Suat auf der zehn, der immer wieder auf Balleroberung aus sein sollte", so der Trainer. Das gelang gut. "Ein Faktor dafür war Nigel, der immer die Bälle haben wollte, auch in schwierigen Momenten. Er hat Ruhe reingebracht, dazu immer wieder den Vorwärtsgedanken. Das gab Zutrauen auf allen Positionen." Die 05er ließen den Gegner überhaupt nicht zu gefährlichen Angriffen kommen. In diesem Abnutzungskampf, in dem beide Mannschaften beim Gegner Fehler produzierten, hatten die Mainzer dennoch vor der Pause schon die besseren Szenen. Robin Quaisons Drehschuss strich nur haarscharf rechts am Tor vorbei, Anthony Ujahs Hecht-Kopfball nach Brosinski-Freistoß landete (aus knapper Abseitsposition) links daneben.
Tedesco: Nicht auf Augenhöhe
Er habe nicht erwartet, dass die 05er hinten raus spielen würden, räumte der Schalker-Coach ein. "Wir haben eigentlich das Spiel auf den zweiten Ball erwartet. Die Mainzer waren stark, haben sehr aggressiv nach vorne verteidigt und waren giftig nach Ballverlusten. Das ist ihre Stärke, damit fressen die dich auf. In der ersten Halbzeit waren wir nicht auf Augenhöhe", sagte Domenico Tedesco.
Nach dem Wechsel musste Schwarz umstellen. Latza blieb mit einer leichten Gehirnerschütterung in der Kabine. Alexandru Maxim übernahm dessen Rolle, allerdings offensiver ausgerichtet. Daniel Brosinski hatte prompt die große Führungschance nach einem gut herausgespielten Flügelangriff, Serdar scheiterte mit einem Distanzschuss. In diese starke 05-Druckphase hinein fiel dann das in der Entstehung vermeidbare Gegentor von Daniel Caligiuri. Der 05-Trainer reagierte, stellte um auf ein klassisches 4-4-2, zog Brosinski auf die rechte Abwehrseite, Diallo auf links, besetzte mit Quaison und Onisiwo die Flügel doppelt und schob mit Yoshinori Muto für De Jong, dessen Aufgabe erledigt war, einen zusätzlichen Stürmer nach.
Viel Druck mit Serdar und Maxim
"Wir haben sehr gut auf den Rückstand reagiert. Das war kein Ballgeschiebe hinten raus. Wir sind immer wieder am Flügel durchgekommen", so Schwarz. Maxim brachte mehr spielerische Komponenten im Duett mit dem bärenstarken Serdar, der das 05-Spiel nach vorne trieb, dessen Pässe immer wieder gefährliche Aktionen schufen, der selbst mit Distanzschüssen am Schalker Keeper scheiterte. "Was uns gefehlt hat, war einfach das Tor", betonte Schwarz. Maxims 12-Meter Schuss nach prächtigem Angriff über rechts hätte passen können, doch Nabil Bentaleb warf sich in den Weg und klärte mit dem Oberarm. Der Elfmeterpfiff blieb aus. Die erste von zwei diskussionswürdigen Entscheidungen von Felix Brych. Der Schiri verweigerte später auch Bell, der in Mittelstürmerposition in die Zange genommen und zu Fall gebracht wurde, den Strafstoß. Levin Öztunali scheiterte schließlich zweimal in mehr als aussichtsreicher Position.
"Wir haben deutlich mehr spielerische Akzente gesetzt und mutig gewechselt", sagte Sportvorstand Rouven Schröder. "Du drückst den Gegner hinten rein, machst ein richtig gutes Heimspiel, kannst dich aber nicht belohnen. Man kann der Mannschaft überhaupt keinen Vorwurf machen. Umso bitterer ist es, dass du so ein Spiel mit 0:1 verlierst."