Profis 07.08.2022 - 12:00 Uhr
"Sehr wichtig für unsere Gruppe, so anzufangen"
Bundesliga-Premiere durch Onisiwo-Doppelpack in Bochum: FSV gewinnt zum Saisonstart erstmals auswärts
Mit einem Auswärtssieg in die neue Runde zu starten, das ist dem 1. FSV Mainz 05 in den zurückliegenden 16 Bundesliga-Spielzeiten nicht gelungen. Von daher könnte dieser 2:1-Erfolg vor 24.000 Zuschauern zum Auftakt der Bundesliga-Saison 2022/23 beim VfL Bochum ein Signal dafür sein, dass die Mannschaft von Bo Svensson ihre Schwäche der vergangenen Runde abstellen und den Makel, das zweitschlechteste Auswärtsteam der Liga zu sein, ablegen kann. "Es gibt noch viel zu tun, aber mit den drei Punkten im Rücken nimmt man Schwung mit und weiß, woran man arbeiten muss. Das ist eigentlich für den Trainer eine sehr gute Konstellation", sagte Martin Schmidt direkt nach dem Abpfiff am SKY-Mikrofon. "Man hat noch viel Arbeit vor sich, aber schon mal drei Punkte und einen Push durch den Startsieg." (Alle 05-Stimmen aus Bochum)
Die Reaktionen von Bo Svensson, nachdem Schiedsrichter Felix Zwayer die Partie nach sieben-minütiger Nachspielzeit abgepfiffen hatte, deuteten darauf hin, dass der 05-Cheftrainer den Einschätzungen seines Sportdirektors vollumfänglich zustimmte. Der 43-Jährige schrie seine Freude lauthals hinaus. Die Erleichterung war dem Dänen dabei allerdings deutlich anzusehen. Denn mit der Vorstellung seiner Mannschaft war er nur mit einigen Abstrichen einverstanden. "Ich fand, es war das erwartete schwere Spiel", sagte der 05-Trainer in der Pressekonferenz. "Bochum hat besser angefangen, war die ersten 20 Minuten die bessere Mannschaft. Mit dem Tor wurden wir besser, hatten Riesenchancen, müssen das zweite Tor machen und kriegen dann den Lucky Punch von Kevin Stöger zum Ausgleich. In der zweiten Halbzeit war nicht so viel los. Wir waren zu passiv, Bochum hatte viel den Ball, ohne klare Torchancen herauszuspielen. Dann machen wir den Lucky Punch mit dem Standard-Tor zur Entscheidung. Es ist sehr wichtig für unsere Gruppe, so anzufangen. Dass wir besser spielen und aktiver sein müssen, ist aber auch klar“, fasste er den Auftritt zusammen.
Die Mainzer kamen nicht sonderlich gut ins Spiel, vor allen Dingen im Aufbau gegen das starke Bochumer Pressing gelang nicht viel. Die Gastgeber, waren von Beginn an druckvoller, in ihren Angriffen strukturierter und hatten die größte Chance zur Führung durch Gerrit Holtmann, der mit einer Direktabnahme am überragend reagierenden 05-Keeper Robin Zentner scheiterte. Wenig später hätten die Bochumer gerne einen Strafstoß bekommen, nachdem Simon Zoller mit einem Kopfball die Brust des Ex-Bochumers Maxim Leitsch getroffen hatte, von wo der Ball an den Oberarm des Innenverteidigers gesprungen war. Schiedsrichter Zwayer schaute sich die Szene auf dem Monitor an und gab Eckball.
Und plötzlich kippte das Geschehen komplett in die andere Richtung, beginnend mit einem feinen Pass von Angelo Fulgini, der für den verletzten Jonathan Burkardt in die Startelf gerutscht war. Der Franzose steckte durch für Anton Stach, VfL-Torhüter Manuel Riemann hielt dessen Schuss, der Abschlag flog zu Stefan Bell, der den Ball zu dem für Silvan Widmer als Rechtsverteidiger spielenden Edimilson Fernandes weiterleitete, der eine Maßflanke schlug. Karim Onisiwo kam im Strafraum ungehindert zum Kopfball, und die 05er führten 1:0.
Die zwei schwierigsten reingemacht
Danach drehten die Gäste richtig auf. Dominik Kohr scheiterte an Riemann, der zudem Stachs Nachschuss parierte. Eine Lee-Flanke von halblinks traf Onisiwo nicht richtig. Der Stürmer scheiterte danach im Alleingang nach einem Tiefenpass von Stach an Riemann, der auch noch einen Fernandes Schuss parierte. "Nach dem Mainzer Tor hatten wir viel Glück, dass wir nicht höher in Rückstand geraten sind. Durch einen Sonntagsschuss, ob er gewollt war oder nicht, kommst du im Endeffekt zurück ins Spiel", erklärte Bochums Coach Thomas Reis. Kevin Stöger, der zugab, dass dieser 25-Meter-Schuss, der sich hinter Zentner in die lange Ecke senkte, eine über den Fuß gerutschte Flanke war, erzielte den Ausgleich, beendete die klare Mainzer Überlegenheit und leitete den nächsten Bruch im Spiel ein. "Das hat man gemerkt", sagte der 05-Sportdirektor, "wir kamen nicht mehr so gut in die zweiten Bälle, haben es oft mit dem langen Ball versucht, der dann beim Gegner war. In der zweiten Halbzeit war es ähnlich. Wir haben gut verteidigt. Der Gegner hat uns nach hinten gedrückt, ohne Großchancen herausgespielt zu haben. Trotzdem hatten sie das Heft in der Hand, und wir haben uns sehr schwer getan im Spiel nach vorne", analysierte Martin Schmidt. Doch nun setzten die 05er den Lucky Punch. Stach schlug eine Ecke von links, die noch über den zweiten Pfosten flog, Onisiwo reagierte am schnellsten, köpfte hoch ins linke Eck und schaffte die Entscheidung.
"Es ist bestimmt wichtig für einen Spieler, einen Doppelpack zu machen. Ich glaube aber eigentlich, dass er die zwei schwierigsten Chancen reingemacht hat“, kommentierte Svensson den Auftritt des Matchwinners. "Das tut ihm aber gut. Er ist ein wichtiger Spieler für uns, nicht nur wegen seiner Tore, sondern auch wegen seiner Spielweise. Er ist mittlerweile ein erfahrener Spieler, der Verantwortung übernehmen muss.“ Nach der Auswärtsbilanz im letzten Jahr habe sich das Team viel vorgenommen und sei nun mit zwei Siegen gestartet, betonte Onisiwo. "Für einen Stürmer ist der Doppelpack ein guter Start. Ich habe in der letzten Saison viele Spiele gemacht und nicht so viel getroffen. Ich brauche einen Lauf und möchte das auch ein bisschen erzwingen. Wenn man einmal einen Lauf hat, fallen die Tore einfacher." Der Bochumer Coach dagegen war bedient: "Ich bin maßlos sauer, dass wir so ein Spiel durch ein Standardtor verlieren. Wir haben klare Zuteilungen, wer wo im Raum zu stehen hat."
Schmidt: verdient, nicht gestohlen
Seine Mannschaft habe Glück zum richtigen Zeitpunkt gehabt und deshalb das Spiel gewonnen, erklärte der FSV-Trainer. "Bochum hat unsere Passivität nicht bestraft in der zweiten Halbzeit. Wir schießen ein Eckballtor. Das ist immer gut und wir trainieren es viel. Eigentlich hätten wir aber in unserer guten Phase ein Tor mehr schießen müssen, um das Spiel zu gewinnen. So läuft es in den meisten Fällen. In solchen Momenten müssen wir einfach ein Spiel entscheiden, wenn wir so große Torchancen haben.“ Dennoch waren sich die Mainzer einig, dass es alles in allem dennoch ein verdienter und wie Schmidt sagte "kein gestohlener Sieg" war. "Über das ganze Spiel gesehen waren die größeren und besseren Chancen bei uns."
Maxim Leitsch freute sich über sein gelungenes Debüt im Spiel gegen sein ehemaliges Team. "Mein Puls war heute etwas höher als bei anderen Spielen. Zum einen möchte man ein gutes erstes Liga-Spiel bei seinem neuen Verein machen, zum anderen ist es etwas Besonderes gegen den Ex-Klub zu spielen. Dass wir direkt drei Punkte holen, ist natürlich super. Klar ist es besser, wenn man auch noch gut spielt, aber das Wichtigste sind die drei Punkte."
Union Berlin am Sonntag in der MEWA ARENA zu Gast
Weiter geht’s am nächsten Sonntag (15.30 Uhr, live auf DAZN und 05ER.fm / Tickets im Online-Shop) in der MEWA ARENA. Dann empfangen die Rheinhessen zum Heimspiel-Auftakt Union Berlin.