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Profis 07.12.2016 - 11:00 Uhr

"Selbstbewusstsein, Ehre, Feuerwurst"

Die Goldene Ananas zu Gast in Mainz: Wir haben vor dem Europa-League-Spiel gegen Qäbälä mit ihr gesprochen

Der Schein trügt: Ganz so gemütlich wird’s für die Goldene Ananas morgen Abend dann doch nicht.

Zum letzten Mal in der Saison 2016/2017 erstrahlt die OPEL ARENA am Donnerstagabend in europäischem Flair, wenn die 05er zum letzten Gruppenspiel gegen FK Qäbälä (Anpfiff: 19 Uhr) den ersten Heimsieg anstreben und ihren Fans in der Vorweihnachtszeit einen erfolgreichen Abschluss des internationalen Abenteuers bescheren wollen. Ein Weiterkommen ist nach dem torlosen Remis in St. Étienne vor zwei Wochen ausgeschlossen, der sportliche Wert der Begegnung gegen die das Team aus Aserbaidschan aber dennoch unbestritten. Nur einer der Gründe, weshalb sich ein seltener Gast bereits ein Stück weit deplatziert fühlt und skeptisch ob der eigenen Rolle am morgigen Abend ist. Einen Tag vor dem Spiel stand die Goldene Ananas mainz05.de für ein Interview zur Verfügung. 

Hallo Goldene Ananas. Willkommen in Mainz. Herzlich kommt uns nicht über die Lippen. Zu sagen, dass wir uns über deinen Besuch freuen, wäre beinhart gelogen...

GOLDENE ANANAS: Das ist mein Schicksal. Die Menschen sind so undankbar. Die allermeisten halten mich für vorhersehbar, langweilig, überflüssig. Da möchte ich schon widersprechen, ich beschreibe mich eher als zuverlässig und treu. Und zudem bin ich eigentlich eine ganz Süße.

Was auch immer. Was treibt dich denn überhaupt hierher?

GOLDENE ANANAS: Ich habe viele Rufe aus Mainz gehört nach dem 0:0 in Saint-Étienne. Okay, eher war es ein großes Wehklagen. Gegen Qäbälä ginge es um die Goldene Ananas, hieß es. Check. Das lasse ich mir nicht zweimal sagen. Wenn ich im Mittelpunkt stehe, bin ich auch da. Ehrensache. Auch wenn ich mir nicht sicher bin, ob ich hier wirklich richtig bin.

Warum?

GOLDENE ANANAS: Ich bin ja kein billiges Früchtchen und schon gar nicht leicht zu haben. Ich ziehe mein Ding nur durch, wenn ich hundertprozentig davon überzeugt bin. Deshalb habe ich ein klares Anforderungsprofil für Wettkämpfe oder Events, die ich besuche. Je vorhersehbarer oder irrelevanter, desto besser. Das ist im Sport selten zu finden. Heimspiele des FC Bayern zum Beispiel sind großartig. Vergangene Saison habe ich nur eure Partie in der Allianz Arena verpasst, ich hatte einen üblen Faserriss. Das hat die Bayern auf dem falschen Fuß erwischt, sie waren hinterher irgendwie auch nicht gut auf mich zu sprechen. Aber es müssen auch nicht immer Spiele sein. Mitgliederversammlungen von RB Leipzig sind ein Geheimtipp.

Und morgen? Das Spiel gegen FK Qäbälä ist doch quasi dein Kerngeschäft. Wir Mainzer sind aus der Europa League ausgeschieden, da geht es jetzt wirklich um nichts mehr.

GOLDENE ANANAS: Sagt das mal bitte euren Leuten da in Mainz. Ich bin mir nicht sicher, ob die das so sehen. Drei Punkte, Siegprämie der UEFA, Fünfjahreswertung für die Bundesliga, das Selbstbewusstsein, die Ehre, die Feuerwurst. Da sei doch für jeden etwas dabei, heißt es. Deswegen frage ich mich auch, ob sich der Besuch für mich überhaupt lohnt.

Ach komm. Vielleicht hat dich ja auch nur die Sehnsucht ins goldische Meenz getrieben. Du warst halt ewig nicht mehr hier. Wir können uns kaum erinnern, wann zuletzt...

GOLDENE ANANAS: Das stimmt. In der Bundesliga noch gar nicht, da bekomme ich keine Akkreditierung von euch. Oder glaubt ihr etwa, dass mir ein freudloser Nerd wie Thomas Tuchel jemals eine Chance gegeben hätte? Oder Martin Schmidt? Der entflammt vor Ehrgeiz doch an Heiligabend noch den Weihnachtsbaum. Solche Typen würden sich lieber einen Fuß abhacken, als einfach mal für mich kicken zu lassen. Nur bei Kasper Hjulmand hatte ich kurz Hoffnung, den habt ihr leider schnell wieder weggeschickt. Aber kürzlich habe ich mich auswärts reingeschlichen bei einem Spiel. Darf ich sagen, wo?

Bitte!

GOLDENE ANANAS: Bei eurem DFB-Pokalspiel in Fürth.

Du dumme Nuss, du warst das? Wir dachten eher an den Fürth-Fluch.

GOLDENE ANANAS: Nuss? Ich muss doch bitten, das beleidigt meine inneren Werte. Schaut lieber mal auf eure Pokalbilanz. Lachhaft. Ihr glaubt doch nicht im Ernst, dass ihr da wirklich an einem Wettbewerb teilnehmt? Aber ich finde das toll, macht ruhig weiter so. Mit euch komme ich wenigstens ein wenig herum in der Fußball-Provinz. Plattling, Velbert, Siegen, Lübeck, Kiel, Chemnitz… herrlich. Vom Fluch, der alten Socke, nehme ich übrigens immer wieder gerne Tipps an. Wir kennen uns schon lange.

Und was planst du morgen Abend?

GOLDENE ANANAS: Weiß ich noch nicht. Ich begrüße erst mal die Jungs aus Qäbälä in der Kabine, ein paar von denen habe ich schon vor zwei Wochen getroffen. Sind ein paar coole Typen dabei. Bei Sky bin ich um 18:30 Uhr zum Interview, dann schaue ich mal weiter. Das Spiel lasse ich erst mal auf mich wirken.

Und wie werden wir dich wieder los?

GOLDENE ANANAS: Wenn mir auf dem Platz zu viel los ist, die Mannschaften so richtig Gas geben, dann gehe ich direkt raus zum Catering-Stand. Ich habe gehört, da gibt's morgen Toast Hawaii, Kinderpunsch und Pina Colada. Lecker. Und wenn hinterher beide Mannschaften mit den Fans im Stadion Humba humba Qäbälä feiern, bin ich sofort weg. Das muss ich mir nicht antun. Samstag habe ich eh schon was Besseres vor. HSV gegen FC Augsburg. In Hamburg glauben sie noch an den Abstiegskampf. Wenn die wüssten. Fürs Volksparkstadion habe ich diese Saison endlich eine Dauerkarte bekommen.