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Profis 20.03.2023 - 14:30 Uhr

Serie ausgebaut & Verbesserungs­potentiale erkannt

Nach dem Unentschieden gegen den SC Freiburg freuten sich die 05ER über den Last-Minute-Punkt, waren aber besonders mit dem eigenen Auftritt in Halbzeit zwei unzufrieden. Die Konstanz des Gegners könne als Vorbild dienen.

Umjubelter Ausgleich: Karim Onisiwo sicherte den Mainzern ganz spät einen Punkt gegen Freiburg.

Die Uhr zeigte 95 Minuten und 22 Sekunden gespielte Zeit an, als dem 1. FSV Mainz 05 das gelang, womit wohl kaum noch jemand gerechnet hatte. In diesem Moment gelang den Gastgebern die eine perfekte Aktion, auf die sie so lange hatten warten müssen: Ein weiter Einwurf von Silvan Widmer auf Ludovic Ajorque, der sich im Freiburger Strafraum in Bedrängnis um die eigene Achse drehte, vor das Tor passte, wo Karim Onisiwo intuitiv hingelaufen war und den Ball in die linke Torecke schob zum 1:1-Ausgleich. Der noch immer an Knieproblemen leidende Österreicher bewahrte den FSV damit vor der ersten Heimniederlage der Rückrunde. 

Onisiwos Last-Minute-Treffer

Dankert beendete die Partie nur wenige Sekunden später, die Mainzer Fans in der MEWA ARENA tobten vor Freude und feierten ihre Mannschaft für eine große Willensleistung. "Ich sehe, dass der Ajorque den Ball festmacht, was er schon die ganze Saison macht, seit er hier ist. Ich habe dann spekuliert in den Raum hinein, und zum Glück ist der Ball dahin gekommen. Das war schon ziemlich knapp. Ich bin froh, dass wir den Punkt hierbehalten konnten und dass der Ball vor meine Füße gefallen ist“, schilderte Onisiwo die entscheidende Szene. „Das ist schon sehr emotional und intensiv, wenn man in der 96. Minute das Tor macht. Das sieht man ja auch daran, dass der Robin einen 100-Meter-Sprint nach vorne gemacht hat. Das Stadion war voll da. Das ist das, was Mainz auszeichnet“, sagte der 31-Jährige strahlend, der mit seinem 32. Treffer den Bundesligarekord von Robin Quaison einstellte.

Zentners 100-Meter-Sprint 

Dass Zentner diesen Sprint über den ganzen Platz hinlegte, lag möglicherweise auch daran, dass der 05-Torhüter seinen Dank dafür ausdrücken wollte, dass Ajorque und Onisiwo jenen Patzer ausglichen, der zum 0:1-Rückstand geführt hatte, an dem Zentner, der ansonsten eine starke Leistung zeigte, mitbeteiligt war: Michael Gregoritsch hatte einen langen Abschlag des Freiburger Torwarts mit dem Kopf vor den 05-Strafraum verlängert. Ritsu Doan nutzte ein Missverständnis zwischen Edimilson Fernandes und dem FSV-Keeper und erzielte die Führung, die dem SC Freiburg lange zu reichen schien.

"Ich glaube, mehr lag heute nicht drin", sagte Martin Schmidt nach dem 1:1. "Die erste Halbzeit war taktisch geprägt, beidseitig mit einer Riesenchance. Die zweite Halbzeit war komisch, zerfahren, viele hohe Bälle, Bälle ins nirgendwo. Es war fast typisch, dass das Spiel mit einem individuellen Fehler eine Richtung bekam, leider haben wir den Fehler gemacht", so der 05-Sportdirektor. Zentner klärte später auf, es habe eine Kommunikation gegeben. "Ich habe gesagt, dass ich ihn nehme, es hat aber nicht funktioniert. Edi ist zu nah, als dass ich mit dem Fuß klären kann, Doan schleicht sich vorbei und macht es clever. Wir müssen es einfach konsequenter verteidigen", so der 05-Keeper. "In so einem engen Spiel tut das natürlich weh", erklärte auch 05-Trainer Bo Svensson.

Onisiwo zog mit seinem Treffer zum 1:1 in der Bundesliga-Torschützenliste des FSV mit Robin Quaison gleich.

"Sie waren irgendwie wacher als wir"

"Die Erleichterung war sehr groß", gestand Zentner. "Es war auch verdient, mit den Chancen. Alles andere wäre bitter gewesen heute. Wir haben uns mehr vorgenommen, hätten uns mehr gewünscht, aber wir können mit dem Punkt leben. Das Spiel hat sich mit dem 0:1 verändert. Freiburg hat weniger fürs Spiel gemacht, wir hatten mehr den Ball, hatten mehr Zeit, haben aber nicht genug daraus gemacht. Wir hätten sauberer, klarer spielen müssen und sind etwas zu spät aufgewacht“, erklärte der Mainzer Keeper, der kurz vor dem Ausgleich noch einen Schuss von Lucas Höhler überragend pariert hatte. "Nach der Führung haben sie nur noch gemacht, was sie mussten. Freiburg ist aber auch fies zu bespielen. Wir haben einfach die Räume nicht gefunden. Der Ansatz mit dem langen Ball blieb oft hängen. Die zweiten Bälle waren bei ihnen. Im zweiten Durchgang muss man in einigen Phasen fast sagen, dass man das Gefühl gehabt hat, wir hätten am Donnerstag gespielt und nicht sie. Sie waren irgendwie wacher als wir“, beschrieb Schmidt. 

Einige Schlüsselszenen – auch in Halbzeit eins

Es stellt sich im Nachhinein die Frage, ob diese Partie anders gelaufen wäre, wenn die Schlüsselszenen der ersten Hälfte anders ausgegangen wären. Wenn Ajorque nach einer Caci-Flanke den Ball perfekt getroffen und nicht mit Kopf und Schulter, sodass SCF-Torwart Mark Flekken noch reagieren konnte. Oder wenn der Franzose bei seinem sehenswerten Kontertor nach Zuspiel von Jae-sung Lee nicht minimal im Abseits gestanden hätte, wie die Überprüfung durch den VAR ergab. Oder wenn der Unparteiische, als Anton Stach Leandro Barreiro ins Laufduell mit Nicolas Höfler schickte, das der Mainzer trotz anfänglichen Rückstands gewann, bis Höfler ihn kurz vor dem Strafraum am Arm klammerte und zu Boden riss, anders entschieden hätte.

"Wir haben uns zwei Tage lang über die Themen unterhalten", sagte Freiburgs Übungsleiter Christian Streich. "Das ist natürlich eine Wahnsinns-Wucht von Mainz. Was da für eine Energie auf den Platz kommt. Wenn du nicht mit allem dagegenhältst, wirst du aufgefressen. Es war nicht alles optimal von der Passqualität her. Das Tor hat uns geholfen und die Mannschaft hat alles an Energie auf den Platz gebracht, war mental sehr stark. Ich kann jetzt nicht wahnsinnig unglücklich sein. Morgen ärgere ich mich vielleicht ein bisschen mehr. Wenn eine Mannschaft so kurz nachdem sie gegen Juventus Turin unglücklich verloren hat, so auftritt, dann muss ich einfach nur den Hut ziehen. Wir haben gegen eine sehr starke Mannschaft von Mainz einen Punkt geholt, aber wir haben nicht verloren“, betonte der SC-Trainer.

20.03.2023

Die Pressekonferenz nach #M05SCF

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"Daraus müssen wir lernen"

"Ich fand, dass wir von Minute 15 an besser wurden, Gefahr ausgestrahlt haben", analysierte der 05-Cheftrainer. "Wir waren oft in der Freiburger Hälfte, hatten Chancen. Der Gegner auch, aber unsere Leistung bis zur Pause war absolut in Ordnung. In der zweiten Hälfte dann aber nicht mehr, da war Freiburg die bessere Mannschaft und hat gezeigt, wie eingespielt sie sind. Wenn du beide Teams miteinander vergleichst", so Svensson, "dann ist das der Unterschied. Freiburg hat kaum schlechte Phasen im Spiel, ist sehr stabil und hält sein Niveau über 90 Minuten. Wir müssen noch einen Weg gehen, um diese Konstanz auf den Platz zu bringen. Da können wir viel vom Gegner lernen. Wir freuen uns über das Tor zum 1:1, müssen aber kritisch mit uns umgehen, denn 45 Minuten reichen nicht. Es ist gut, zurückzukommen, gegen so eine Mannschaft, aber wie wir gespielt haben, ist weit weg von unseren Ansprüchen. Daraus müssen wir lernen. Wir sind jetzt sechs Spiele ungeschlagen, das ist super, wir haben uns aber in der zweiten Halbzeit selbst etwas im Stich gelassen."

Was dem Sportdirektor des FSV gefallen hat, war die mit der Umstellung auf Viererkette und drei Stürmer verbundene, höhere Griffigkeit. "Da waren wir gefährlicher. Natürlich ist das glücklich, wenn man so spät den Ausgleich noch macht", so Schmidt weiter. "Das Tor hat die Ungeschlagenheit gewahrt. Das ist ein gutes Zeichen und zeigt die Mentalität, dass man hier noch einen Punkt rausholt, der schon verloren schien." Ein Punkt, der für die nächsten zwei Wochen Länderspielpause unheimlich wichtig sei. "Dadurch ist so eine ganz andere Gefühlswelt im Team. Man hat die Freude gesehen, wenn man in einem solchen Spiel nochmal zurückkommt. Sonst wäre die ganze Zeit dieser Fehler präsent. Oder es käme ständig die Frage: `Was war mit uns los in der zweiten Halbzeit? Warum waren wir so?`“, freute sich Schmidt über den Lucky-Punch und das gute Gefühl, das die 05ER nun mit in die anstehende spielfreie Zeit nehmen.