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Profis 19.12.2022 - 10:15 Uhr

Soto: "Schön zu sehen, wie wir zusammen größer geworden sind"

05-Legenden-Adventskalender: Türchen Nummer 19

Elkin Soto in der Saison 2010/11 beim 2:1-Sieg im Derby gegen den 1. FC Kaiserslautern im Bruchwegstadion.

Zehn Wochen ohne Bundesliga-Fußball unserer 05ER - das dauert viel zu lange, oder? Wir wollen diese Zeit mit gemeinsamen Erinnerungen überbrücken und haben uns etwas Besonderes ausgedacht: Der diesjährige Adventskalender steht ganz im Zeichen der 05-Legenden.

 

Passend zur früheren Rückennummer eines Ehemaligen präsentieren wir euch auf unserer Website täglich Mainzer Fußball-Geschichte und Geschichten zu unseren ehemaligen Profis. Unseren bewährten Adventskalender mit täglich neuen Gewinnchancen von Mainz 05 und unseren Partnern erreicht ihr auch über die Story auf unserem Instagram-Kanal.

 

Präsentiert wird der Kalender auch in diesem Jahr von Haupt- und Trikotsponsor Kömmerling.

Elkin Soto lebt mit seiner Familie mittlerweile wieder in seiner Heimat in Manizales in Kolumbien, wo er 2019 seine Fußball-Karriere bei Once Caldas beendete. Dorthin war Soto nach neuneinhalb Jahren bei Mainz 05 im Sommer 2016 zurückgekehrt, verabschiedet aus Rheinhessen hatte er sich seiner Zeit nach überstandener Knieverletzung mit der Qualifikation für die Gruppenphase der Europa League, der ersten in der Geschichte des FSV. "An diesem Tag hat sich eine extreme Gefühlswelt aufgebaut, unter dem Strich war es aber ein ganz großer Traum, der wahr wurde", erinnert sich der Kolumbianer an jenen 14. Mai, an dem er nach langer Pause zum ersten und gleichzeitig zum letzten Mal als 05ER auf dem Platz stand. 

Noch immer nah dran

Seit seinem Abgang verfolgt Soto die Geschehnisse rund um den Verein auch aus der Ferne genau, steht in "engem Austausch" mit seinem Freund und ehemaligen Teamkollegen Bo Svensson und war vor der Pandemie schon dreimal auf Einladung des Vereins in Rheinhessen zu Gast. "Ich habe es sehr genossen, in die Stadt zurückzukehren, die mich als Spieler so geprägt hat, wo ich eine wunderschöne Auslandserfahrung machen konnte, wo meine Familie sich wohlgefühlt hat und wo meine beiden Mädchen geboren sind. Es ist meine zweite Heimat, das habe ich immer gesagt und dorthin werde ich definitiv wieder zurückkehren", fühlt sich die einstige Nummer 19 des FSV Stadt und Verein weiter tief verbunden. Trotz des großen Zeitunterschieds gucke er sich viele Spiele der Profis an, verfolge aber auch den Mainzer Nachwuchs und die Social-Media-Kanäle des Klubs, um immer auf dem neuesten Stand zu sein. 

Mit Svensson sei nach der schweren Zeit jemand "am Ruder, der sich mit dem Verein identifiziert, der weiß, worum es bei Mainz 05 geht. Ich freue mich für ihn und für den ganzen Verein, dass es jetzt wieder so läuft", fiebert Soto aus Kolumbien als Fan mit. Dass Svensson mittlerweile als Trainer aktiv ist, wundert den einstigen Mitspieler des Dänen unterdessen nicht. Schon als Spieler sei Svensson immer aufmerksam gewesen, habe mit Interesse verfolgt, wie sich eine Mannschaft entwickelt, wie sie funktioniert. Dies habe er nach seiner Spielerkarriere noch intensiviert und weiter gelernt. "Man merkt, dass die Fans und die Spieler ihn direkt akzeptiert haben, weil sie merken, wie er die Mainz-05-DNA umsetzt", erklärt Soto. 

Auch neben dem heutigen Mainzer Cheftrainer gibt es einige Mitspieler aus seiner FSV-Zeit, mit denen der frühere Mittelfeldstratege noch in Kontakt steht. Marco Rose, Milorad Pekovic und Chadli Amri nennt der Kolumbianer als erstes, auch Eugen Polanski sei heute noch ein guter Freund. Ebenso stehe er noch mit seiner "Latino-Crew", wie er sie nennt, bestehend aus Félix Borja, Pablo de Blasis, Jairo Samperio, Gonzalo Jara und Junior Díaz in Kontakt, sei stets bemüht, die Verbindungen aufrechtzuerhalten und ist so auch mit Leon Andreasen und Roman Neustädter über die Jahre in Kontakt geblieben.

19.12.2022

Weihnachtliche Grüße aus Kolumbien

Neuland Bundesliga

Der Kolumbianer selbst wechselte im Januar 2007 an den Bruchweg, an den er sich auch heute noch gerne erinnert. "Es war schon sehr schön im Bruchwegstadion, mit der engen, familiären Atmosphäre und einer großen Nähe zu den Fans", schwelgt Soto in Erinnerungen. Im neuen Stadion sei vieles davon erhalten geblieben, auch wenn es deutlich größer ist. Den Umzug bezeichnet der 42-Jährige als wichtigen Entwicklungsprozess für den Verein und ist froh, ein Teil dessen gewesen zu sein. "Es ist schön zu sehen, wie wir alle zusammen größer geworden sind", blickt Soto zurück.

Zustande kam der Transfer aus Südamerika nach Mainz seiner Zeit dank eines Freunds des damaligen FSV-Trainers Jürgen Klopp, der mit einer Ecuadorianerin verheiratet war. "Kloppo hat ihn angerufen und gesagt, dass er unbedingt jemanden für die linke Seite braucht. Dieser empfahl mich und schickte ihm ein Video. Auf dieser Grundlage haben sich Christian Heidel und Jürgen dazu entschieden, mich zu verpflichten. So bin ich nach Deutschland gekommen", berichtet Soto über seinen Wechsel nach Rheinhessen. 

Es sei eine "heftige Umstellung" für den Kolumbianer gewesen, der nie damit gerechnet hätte, eines Tages in Deutschland Fußball zu spielen. "Das war eine neue Erfahrung für meine Familie und mich", erinnert sich Soto. Besonders der Winter sei zunächst eine Herausforderung gewesen, war der quirlige Mittelfeldspieler die geringen Temperaturen doch aus seiner Heimat nicht gewohnt. "Auch die Art zu spielen und die Disziplin innerhalb der Mannschaft waren neu für mich. Aber als Profi muss man immer dazulernen, dazu war ich bereit und hatte in Mainz die perfekte Unterstützung von Trainern und Mitspielern. So habe ich mich beim FSV sehr wohlgefühlt und war ja auch knapp zehn Jahre da", spricht Soto über seine Anfänge als 05ER. 

Viele Höhepunkte und Dankbarkeit

Ein einzelnes Highlight der vielen Jahre im rot-weißen Trikot, in denen er insgesamt 191-mal für Mainz 05 auflief, sei schwer auszumachen, so Soto, der aber die Qualifikation für die Europa League, sein erstes Tor im FSV-Trikot im Derby gegen den 1. FC Kaiserslautern und den 4:3-Sieg in Wolfsburg nach zwischenzeitlichem 0:3-Rückstand als Höhepunkte heraushebt. "Und natürlich der Aufstieg 2009. Es gab wirklich viele schöne Momente, die wir gemeinsam mit den Fans feiern konnten." Einer dieser Momente wird vielen Mainzern noch besonders in Erinnerung sein: Das Comeback ihrer Nummer 19 am 34. Spieltag der Saison 2015/16. Ein Jahr zuvor hatte sich Soto im Spiel gegen den Hamburger SV schwer am Knie verletzt, hatte eigentlich geplant, mit Ende seines auslaufenden Vertrags am Saisonende nach Kolumbien zurückzukehren. 

Doch wie schon bei seinem Kreuzbandriss 2007 verlängerte der Verein seinen Vertrag und gab dem Kolumbianer Zeit für die Rehabilitation. "Die Unterstützung war für mich wichtig, auch vom Kopf her, und hat mir geholfen, zurückzukommen", betont Soto, der sich nach all den Jahren nicht verletzt von den FSV-Fans hatte verabschieden wollen. Das Comeback habe große Disziplin erfordert, mit der Unterstützung der Ärzte, der Physiotherapeuten, von Familie und Fans konnte sich der Mittelfeldspieler dann aber letztlich doch noch auf dem Platz verabschieden. "Das war ein großer Traum, den ich mir erfüllt habe", so der Kolumbianer. Nach einem intensiven Duell gegen Hertha BSC qualifizierten sich die 05ER letztlich für die Europa League, die Krönung von Sotos Engagement beim FSV.

Soto und Svensson, hier gemeinsam im Heimspiel gegen Dortmund in der Saison 2012/13, stehen auch heute noch in gutem Kontakt.

Im Weltpokal gegen den FC Porto

Im Anschluss kehrte der Kolumbianer nach Manizales zurück, dorthin, wo seine Laufbahn einst so erfolgreich begonnen hatte. 2004 stand der damals 23-Jährige mit seinem Verein Once Caldas gegen Boca Juniors im Finale der Copa Libertadores, Soto durfte im Hin- und Rückspiel über 90 Minuten ran. "Es war eine unfassbare, feierliche Stimmung. Once Caldas kannte man im Weltfußball ja nicht so wirklich. Und dann im Finale gegen Boca Juniors, den weltbekannten Verein aus Argentinien zu spielen, war natürlich ein Traum", beschreibt der Mittelfeldspieler die Atmosphäre. Die Kolumbianer gewannen letztlich dramatisch im Elfmeterschießen und qualifizierten sich mit dem Sieg für den Weltpokal. "Da überkommen einen die ganzen Emotionen, man ist voller Stolz. Das war für mich das größte Erlebnis, so etwas mit meinem Heimatverein gewinnen zu können", erzählt Soto.  

In der Folgesaison traf Once Caldas dann im Weltpokal auf den FC Porto. "Es war etwas Besonderes, Kolumbien in Tokyo repräsentieren zu dürfen. Es war eine schöne Verantwortung und wir haben eine gute Leistung gebracht. Am Ende ging es wieder ins Elfmeterschießen, das wir leider verloren haben. Unterm Strich waren wir mit unserer Leistung aber sehr zufrieden", berichtet der Kolumbianer über die möglicherweise größten Spiele seiner Karriere. 

Karriereende in Kolumbien und neue Aufgabe als Trainer

Mit diesen Erinnerungen ging es 2016 also zurück zu seinem Heimatverein, bei dem drei Jahre später ein eher unrühmliches Ende folgen sollte. "In den letzten sechs Monaten bei Once Caldas habe ich nur noch dreimal gespielt, kam mit dem Trainerstab nicht so wirklich zurecht. Dadurch konnte ich mich nicht bei einem Pflichtspiel verabschieden, das hat weh getan", erklärt der Ex-05ER. Im ersten Moment sei die Rückkehr aber "überwältigend" gewesen. "Es war schon etwas Besonderes, nach der langen Zeit wieder zu dem Klub zurückzukehren, mit dem ich meine Titel gewonnen hatte", erinnert sich Soto an die Rückkehr. Diese sei eine "Herzensentscheidung" gewesen, auch wenn es am Ende nicht so gelaufen sei, wie er es sich erträumt hatte.

Dennoch kam Soto nach seiner Rückkehr noch in insgesamt 50 Partien für seinen Heimatklub zum Einsatz, das Knie hielt. "Nach den Spielen war immer alles gut und ich konnte auch weiter ohne Schmerzen trainieren. Mit der Zeit hat man zwar gemerkt, dass die Geschwindigkeit und Beweglichkeit etwas gelitten haben, unter dem Strich geht es mir und dem Knie aber sehr gut", klärt der Kolumbianer über seinen Gesundheitszustand auf.

Auch heute steht er noch regelmäßig auf dem Fußballplatz, wenn auch als Trainer. "Letztes Jahr habe ich die in Kolumbien vier nötigen Trainerlizenzen abgeschlossen und bei den Profis von Once Caldas hospitiert. Seit zwei Monaten bin ich Jugendkoordinator in der Akademie des Vereins und damit für die U20, U17 und U15 zuständig", ist Soto dem Fußball nach der Karriere weiter verbunden geblieben.