Spielbericht 21.09.2015 - 00:00 Uhr
Souverän in der Kernkompetenz
Wille, Zweikampfführung, Laufleistung, Umschaltspiel: Die Nullfünfer haben bis zum fünften Spieltag der aktuellen Saison ihre Kernkompetenz auf den Platz gebracht. Das 3:1 am Freitagabend gegen die TSG 1899 Hoffenheim war ein Paradebeispiel für leidenschaftlichen Fußball Marke Mainz 05. Das bringt dem Team aktuell einen Platz im oberen Tabellenmittelfeld, fernab von den Krisenherden der Bundesliga, und die nötige Ruhe und das Selbstbewusstsein vor den Duellen gegen die naturgemäß deutlich höher einzuschätzenden Teams von Bayer 04 Leverkusen (Mittwoch, 20 Uhr) und den FC Bayern München (Samstag, 15:30 Uhr) in der anstehenden englischen Woche.
Martin Schmidt hatte ein wildes Spiel im Pressing und Gegenpressing und in schnellen Umschaltaktionen angekündigt, da sein Team und die Gäste aus Sinsheim einen sehr ähnlichen Spielstil pflegen. Nach dem direkten Duell dürfen die Nullfünfer von sich behaupten, das Duell in der gleichen Kernkompetenz aufgrund des größeren Willens und aufgrund der größeren Sicherheit an sich gerissen zu haben. Obwohl beide Teams gar nicht allzu viele Großchancen des Gegners zuließen, war die Partie vollgepackt mit vielen Offensivszenen, mit krachenden Zweikämpfen, Aktionen und Gegenaktionen, das Tempo war hoch, der eigene Ballbesitz dadurch nicht immer fehlerfrei, der Funke sprang aber allemal über auf das wieder einmal begeisterungsfähige Mainzer Publikum. So richtig brachten dabei nur die Mainzer ihren Ansatz auf den Punkt.
Die Handschrift des Mainzer Trainers ist dabei immer klarer ablesbar. Die Nullfünfer suchen das Tempo im eigenen Spiel, den schnellen Weg in die Spitze und sie haben die Qualität im Kader, diese Spielweise auch in Torgefahr umzusetzen. Da stand am Freitagabend natürlich zunächst einmal Yunus Malli im Mittelpunkt, der mit seinen drei Toren die Partie im Alleingang entschied. Es ist lange bekannt, dass der Mann mit der seit dieser Saison auch sinnbildlich auf dem Rücken prangenden „10“ ein begnadeter Techniker und blitzschneller Umschaltspieler ist. Nun hat der 23-Jährige sein Repertoire nachhaltig um Zielstrebigkeit und Torgefahr aufgestockt. Sechs Tore in der vergangenen Rückrunde, nun schon fünf in dieser Serie – diese Bilanz kann kein anderer Nullfünfer vorweisen. Malli fand für seine drei Tore kongeniale Partner im unglaublich geschickt spielenden und Räume schaffenden Yoshinori Muto sowie dem dynamischen Christian Clemens und dem gewitzten Pablo de Blasis, die alle jeweils einen Treffer vorbereiteten.
Eigentlich kaum zu glauben, dass den Nullfünfern am Freitag in der Offensive noch talentiertes Personal fehlte, denn die offensiven Verbindungsspieler Fabian Frei und Danny Latza standen im Mittelfeld ebenso nicht zur Verfügung, wie Jairo und Maximilian Beister als Tempospieler oder Jhon Cordoba als zentrale Spitze in der Offensive. Die Rede von der vorhandenen Qualität in der Breite des Kaders bestätigte diesmal Christoph Moritz, der als zentraler Mittelfeldspieler nach kurzem Comeback am vergangenen Saisonende nun seinen ersten 90-minütigen Einsatz seit fast einem Jahr feierte. Seine bemerkenswerte Leistung ging im Kontext der Malli-Gala fast ein wenig unter.
Diese zusätzlichen Optionen erfreuen das Trainerherz insbesondere natürlich zu Beginn einer englischen Woche, weil diese Martin Schmidt kurzfristig Alternativen schaffen und mittelfristig den Weg zu taktischen Varianten erleichtern. In den beiden kommenden Partien gegen die Champions-League-Teilnehmer steht diese Form der Weiterentwicklung allerdings noch nicht auf der Agenda, da bleibt das Umschaltspiel das Mainzer Mittel der Wahl. Am Mittwochabend in der BayArena stellen sich die Nullfünfer erst einmal der Herausforderung, sich mit der Leverkusener Turbo-Version der TSG Hoffenheim zu messen, ehe am Samstag das Ballbesitz-Monster FC Bayern in der Coface Arena seine Visitenkarte abgibt.