Spielbericht 02.12.2019 - 00:00 Uhr
Spiel gedreht - FSV gewinnt emotionales Rhein-Main-Derby
Dieses Derby hatte am Ende alles geboten, was ein Derby bieten muss: 90 Minuten Power und Emotion pur, auf dem Platz und auf den Rängen. Nach einem 0:1-Rückstand zur Pause drehte der 1. FSV Mainz 05 das Rhein-Main-Duell mit Eintracht Frankfurt nach der Pause in Überzahl. 2:1 hieß es nach packenden 90 Minuten in der fast ausverkauften OPEL ARENA. Die Frankfurter Führung durch Martin Hinteregger hatten dabei Karim Onisiwo und Joker Ádám Szalai wett- und so einen unter dem Strich verdienten Heimsieg klar gemacht.
Nach dem Auswärtssieg in Hoffenheim hatte Achim Beierlorzer eine Veränderung vorgenommen und Kapitän Danny Latza für den gesperrten Ridle Baku in die erste Elf beordert.
Das Spiel begann aufgrund des massiven Einsatzes von Pyrotechnik auf Seiten einiger Gäste-Fans mit rund zehn Minuten Verspätung. Und beide Teams brauchten anschließend ein paar Minuten, um richtig reinzufinden in die Partie, die mit einem Solo von Onisiwo so richtig begann. Der österreichische Nationalspieler tankte sich über den rechten Flügel durch und bediente Kunde Malong, der 20 Meter vor dem Tor nicht lange fackelte und den Ball nur knapp über den Querbalken setzte (6.). Auch die nächste torgefährliche Szene verbuchten die 05ER vier Minuten später für sich: Onisiwo führte einen Einwurf schnell aus, Jean-Paul Boëtius lief aus spitzem Winkel allein auf Frederik Rönnow im Eintracht-Tor zu, entschied sich aber für einen Querpass, anstatt selbst abzuschließen. Ein Eintracht-Abwehrbein war noch dazwischen (10.). Auf der gegenüberliegenden Seite dann fast im Gegenzug die erste Gelegenheit für die Gäste, und die sollte es in sich haben: Filip Kostic flankte nach einem Konter auf Dominik Kohr, dessen Volley-Abnahme aus acht Metern den Kasten von Robin Zentner aber klar verfehlte (12.). Anschließend gab es in einem intensiv geführten Derby mit in der Anfangsphase leichten Vorteilen für die 05ER weiter viel Kampf und Emotionen zu sehen, weitere Torgelegenheiten blieben zunächst aber aus. Strittig eine Szene in der 23. Minute, als der auffällige Onisiwo in den Strafraum dribbelte, von Djibril Sow touchiert wurde und zu Fall kam, die Pfeife des Unparteiischen Manuel Gräfe aber stumm blieb. Den Ansatz von Torgefahr erzeugte dann nach einem Eckball der Frankfurter nach einer knappen halben Stunde wieder einmal ein Kopfball von Goncalo Paciencia, der allerdings über den Querbalken flog (28.).
Als nichts in diesem Spiel auf einen Treffer hindeutete, profitierten die Gäste bei der Ausführung eines Eckballs von der Unaufmerksamkeit der Mainzer: Daichi Kamada spielte den Ball auf Sow, der sich beinahe im Schritttempo in den Strafraum geschlichen hatte. Der Ball landete vor den Füßen von Hinteregger, der das Leder mit viel Glück an Zentner vorbei im Tor unterbrachte – 0:1 (33.). In der Schlussphase von Durchgang eins überschlugen sich die Ereignisse dann noch einmal. Zunächst eroberte sich Onisiwo das Leder nach einem weiteren Frankfurter Eckstoß im eigenen Strafraum und spielte perfekt auf den durchgestarteten Öztunali, der von Kohr nur durch ein Foul zu stoppen war. Die Konsequenz: Rot für den Frankfurter und Freistoß für den FSV. Kunde trat an und scheiterte aus 18 Metern an der Parade von Rönnow, so dass es bis zum Halbzeitpfiff beim knappen Rückstand für die 05ER blieb.
05ER mit Schwung aus den Katakomben - Onisiwo & Szalai schlagen zu, Zentner ist zur Stelle
Mit dem Seitenwechsel wechselten die dezimierten Gäste defensiv und brachten Lucas Torró für Paciencia. Dennoch hatten die Mainzer gleich nach Wiederbeginn zwei richtig dicke Gelegenheiten und traten auf, wie man es von einem Team in Überzahl erwartet. Zunächst entschärfte Rönnow einen technisch perfekten Versuch von Boëtius. Und nach der darauffolgenden Ecke erwischte Edimilson den Rebound, drosch das Leder aber deutlich über das Gehäuse. Mit der dritten Gelegenheit in Durchgang zwei schlugen die Gastgeber dann aber zu: Jeremiah St. Juste zog aus der zweiten Reihe ab, Onisiwo kreuzte die Schussbahn und lenkte den Ball in die lange Ecke – der verdiente Ausgleich (50.). Zwei Minuten später dann erneut rot-weißer Torjubel, der aber nach Bemühen des Videobeweises jäh unterbrochen wurde. Vor der Flanke von Aarón auf Onisiwo hatte das Leder die Torlinie bereits knapp überquert (52.). Nach dieser Drangphase dominierten die 05ER zwar weiter das Geschehen, hatten aber zunächst keine weiteren zwingenden Gelegenheiten. Bis zur 68. Minute, als Öztunali den Hammer rausholte, Rönnow abklatschen ließ, der eingewechselte Szalai vor seinem Abstauber an den Querbalken aber im Abseits gestanden hatte. Er musste sich nicht lange ärgern, denn nur 60 Sekunden später flankte Kunde auf den zweiten Pfosten, wo Onisiwo das Leder zurück vors Tor köpfte, Szalai schirmte herrlich ab und traf aus der Drehung zur vollkommen verdienten 2:1-Führung (69.).
Die Eintracht wechselte in der Schlussphase wieder offensiv und brachte Mijat Gacinovic für Kapitän Sebastian Rode. Beim FSV ersetzte Daniel Brosinski den angeschlagenen St. Juste. Die Gäste hatten nun wieder mehr vom Spiel, die 05ER lauertern auf den entscheidenden Konter. Die Riesengelegeneit auf den Ausgleich bot sich den Frankfurtern in der 79. Minute: Da Costas Flanke verlängerte Sow und Kostic verpasste am zweiten Pfosten nur um Zentimeter. Es wirkte wie ein Weckruf für den FSV, der seinerseits durch Quaison für die Vorentscheidung hätte sorgen können, als der Schwede aus gut 20 Metern abzog und Rönnow klasse parierte (80.). So blieb es bis tief in die Schlussphase hinein eine packende Partie, auch, weil Szalai seinen Doppelpack in der 86. Minute nach Zuspiel von Öztunali aus spitzem Winkel verpasste. Weil die Mainzer eine Vielzahl an Kontergelegenheiten liegen ließen, sollten die Gäste in der Nachspielzeit noch einmal die ganz große Gelegenheit auf den Ausgleichstreffer bekommen. Hinteregger tankte sich über rechts durch, spielte scharf nach innen und Zentner musste nochmal all sein Können auspacken beim Schuss von Kostic. Es war der Schlusspunkt auf ein elektrisierendes Duell, das die Mainzer am Ende knapp aber verdient über die Zeit gebracht hatten. So schrauben die Rheinhessen ihr Punktekonto vor der Reise zum FC Ausgburg und Ex-Trainer Martin Schmidt nach nun 13 Spieltagen auf 15 Zähler hoch. Zum nächsten Heimspiel gastiert Borussia Dortmund am 14. Dezember beim Spiel der Herzen 2019 in der OPEL ARENA.