FSV verpasst zweiten Heimsieg in Serie

Nach zwei grundverschiedenen Halbzeiten musste sich der 1. FSV Mainz 05 gegen Borussia Mönchengladbach am Samstagnachmittag trotz hochverdienter Pausenführung, anders als vor zwei Wochen gegen Augsburg, mit einer 1:1 (1:0)-Punkteteilung begnügen. Jonny Burkardt hatte nach zwölf Minuten zugeschlagen, der FSV es in der Folge aber mehrfach verpasst, auf 2:0 oder gar 3:0 zu stellen. Nach dem Gladbacher Ausgleich aus dem Nichts durch Nathan Ngoumou zehn Minuten nach Wiederbeginn waren dann die Gäste lange sogar näher an drei Punkten, zumal der FSV die letzten Minuten in Unterzahl bestreiten musste, nachdem Dominik Kohr Gelb-Rot gesehen hatte. 

Gegenüber der Partie in Leverkusen am vergangenen Wochenende hatte Bo Henriksen zwei Veränderungen vorgenommen und Burkardt sowie Josuha Guilavagui für den gesperrten Anthony Caci und Karim Onisiwo (Bank) in die Startelf beordert. 

Vor der Partie in der Arena

05ER dominieren nach Belieben, Burkardt schlägt früh zu

In den ersten Minuten tat sich zunächst nicht viel in der MEWA ARENA, in der beide Fanlager ihre Teams lautstark anfeuerten. Den ersten Abschluss gab nach sechs Minuten Nadiem Amiri ab, der, von Leo Barreiro vor dem Sechzehner der Gäste bedient, abzog, den Ball aber deutlich über den Querbalken setzte. Es war der Auftakt in eine Phase, in der der FSV das Kommando übernahm und zu gleich mehreren Standardsituationen kam, die aber zunächst folgenlos blieben. In Minute zwölf belohnten sich die Gastgeber dann aber für ihren druckvollen Beginn. Jae-sung Lee drehte im Mittelfeld-Zentrum auf und bediente den an der Strafraumgrenze lauernden Burkardt, der nach perfektem ersten Kontakt aus rund 17 Metern mit links abschloss und Moritz Nicolas mit seinem platzierten Linksschuss in den Winkel keine Chance ließ - 1:0 für den FSV (12.). Fünf Minuten später versuchte es Maximilian Wöber für die Borussia aus der zweiten Reihen, zielte aber klar am Tor vorbei (17.). Es blieb der einzige Gladbacher Schuss vor der Pause. Das gefährlichere und aktivere Team blieben die Rheinhessen, für die Sepp van Berg kurz darauf Treffer Nummer zwei auf dem Kopf hatte, der Ball nach einem Eckball von Amiri landete aber über dem Gehäuse (18.). Die 05ER sorgten mit ihrer Herangehensweise für die passende Stimmung auf den Rängen, wo die 05-Fans unter den 33.305 Anwesenden die Leistung unüberhörbar honorierten. Vier zu eins Torschüsse und vier zu null Ecken nach 22 Minuten waren Zeugnis der überlegen gestalteten Anfangsphase der Hausherren. 

Und die Mainzer machten so weiter, wie sie angefangen hatten, so dass der knappe Rückstand für die Gladbacher nach einer halben Stunde mehr als schmeichelhaft war. Die 05ER gewannen den Großteil der zweiten Bälle, warfen sich in jeden Zweikampf und kamen weiter zu besten Gelegenheiten: So in der 24. Minute, als ein Ball van den Bergs bei Kapitän Silvan Widmer landete, dessen platzierten Schuss aus halbrechter Position Nicholas mit den Fingerspitzen glänzend zur Ecke klären konnte. Im Anschluss an diesen Standard kam Manu Koné zwar an den Ball, verlängerte das Leder am ersten Pfosten positioniert aber aufs eigene Gehäuse, wo Nicolas den Ball mit einem Reflex gerade noch so an die Latte lenken konnte (ebenfalls 24.). Vier Minuten später tauchte zunächst der an fast jeder Offensivaktion beteiligte Brajan Gruda halblinks aus 18 Metern in Schussposition auf, verzog aber - der Ball trudelte am rechten Pfosten vorbei (28.). Der FSV kam gar zu weiteren Halbchancen und agierte in dieser ersten Hälfte keinesfalls wie ein Team aus dem Tabellenkeller, sondern trat selbstbewusst, offensiv und variabel auf, wie der Cheftrainer es zuvor eingefordert und seinem Team mit auf den Weg gegeben hatte. In der Schlussphase des ersten Durchgangs sollte der FSV dann noch zweimal kräftig am zweiten Treffer schnuppern: Zunächst bediente Kohr Lee von der Mittellinie mit einem klugen Ball, den der Südkoreaner im Strafraum zwar fein verwerten konnte, sein Schlenzer aus 14 Metern klärte aber Nico Elvedi per Grätsche (45.). Nachdem ein Gladbacher Konter im Anschluss an die darauffolgende Ecke dann energisch unterbunden worden war, warf sich Barreiro in einen hoch abgewehrten Ball, setzte das Leder per Kopf von der Strafraumgrenze aber haarscharf neben den linken Pfosten. Gladbach war mit dem 0:1 zur Pause verdammt gut bedient.

Bilder zum Spiel

Gladbach aus dem Nichts zum Ausgleich

Während die Mainzer unverändert auf den Platz zurückkehrten, kam auf Seiten der Gäste Luca Netz für Stefan Lainer in die Partie, an deren Verlauf sich aber zunächst nicht viel änderte. Auch in den ersten Minuten nach Wiederbeginn waren die Rheinhessen das bessere Team und hatten in der 54. Minute durch Barreiro die nächste Chance. Einen Freistoß von Amiri brachte Widmer ins Zentrum, wo die Gladbacher zunächst klären konnten, dann aber Glück hatten, dass sich Ko Itakura den Schuss von Barreiro noch blocken konnte. Eine Minute später profitierten die Gäste dann aber ausgerechnet von einem Balllverlust des starken Luxemburgers im Mittelfeld, der ihnen Räume öffnete, die sie zur ersten Chance und dem Ausgleich nutzten: Florian Neuhaus hatte auf rechts viel Platz und flankte genau in den Lauf des einlaufenden Ngoumou, der Robin Zentner aus sechs Metern keine Chance ließ (55.). Besonders bitter, dass dem Tor womöglich ein Foulspiel vorausgegangen war, das Schiedsrichter Robert Schröder aber ungeahndet ließ. Dass dieser Treffer zu diesem Zeitpunkt völlig unverdient war, interessierte auf Seiten der Fohlen natürlich niemanden. Vielmehr fanden die bis dahin eher teilnahmslosen Borussen in der Folge, während der FSV sich erst einmal schütteln musste, besser in die Begegnung, die sie nach einer guten Stunde beinahe auf den Kopf gestellt hätten. Der Torschütze bediente Koné, dessen Kopfball aus dem Zentrum die Nummer eins des FSV glänzend zur Ecke abwehrte (63.). Es war nun eine wilde Phase mit vielen Ungenauigkeiten, auch die Mainzer agierten nervös und häufig zu ungenau. Wiederum nur zwei Minuten später konterten die Borussen nach einem Fehlpass Lees, Franck Honorat bediente Neuhaus am zweiten Pfosten, der völlig freistehend ebenfalls an Zentner scheiterte (65.). Henriksen reagierte unmittelbar danach mit seinen ersten beiden Wechseln. Für Gruda und Lee kamen Karim Onisiwo sowie Tom Krauß (67.). 

Die Partie hatte nach dem Ausgleich aus dem Nichts eine kaum für mögliche zu haltende Wendung genommen. Die Gladbach waren einer eigenen Führung plötzlich näher, der FSV stand neben sich und fand kaum noch Zugriff. Ein Zustand, der fast 20 Minuten andauerte. Denn mit Beginn der Schlussphase hatten sich die 05ER gefangen, standen defensiv wieder sicherer und begannen auch vorne wieder Nadelstiche zu setzen. In der 84. Minute dezimierte sich der FSV dann allerdings selbst, als Kohr mit Gelb-Rot vom Platz musste. Der Verteidiger hatte sich zuvor wohl zu vehement über eine Schiedsrichter-Entscheidung beschwert. Zwar profitierten auch die Gäste kaum von dieser numerischen Überzahl, gleichzeitig wurde es für den FSV nicht leichter, auf den so dringend benötigten Siegtreffer zu gehen. Und so brauchte es in der Nachspielzeit nochmal einen energischen Sturmlauf Onisiwos, an dessen Ende Nicolas die Fohlen vor dem erneuten Rückstand bewahrte, als er den Schuss des Österreichers aus der kurzen Ecke kratzte (90.+2). Die folgende Ecke konnte die Borussia dann zunächst klärne, was aber Amiri von halbrechts nochmal in eine aussichtsreiche Situation brachte, die im Zentrum erneut der Keeper der Gäste entschärfen konnte. Wenig später war Schluss. 

Durch das Remis haben die Mainzer nach nun 24 Partien 16 Zähler auf dem Konto und sind am kommenden Samstagnachmittag (15.30 Uhr) beim FC Bayern München gefordert. Genau eine Woche später gastiert der VfL Bochum in der MEWA ARENA.

Mainz 05 - Mönchengladbach 1:1 (1:0)

FSV: Zentner - Widmer (75. Richter), Kohr, Guilavogui, van den Berg, Mwene - Barreiro, Amiri - Lee (67. Onisiwo), Burkardt (88. da Costa), Gruda (67. Krauß)
Gladbach: Nicolas - Lainer (46. Netz), Elvedi, Itakura, Wöber - Weigl, Koné (90. Ranos), Neuhaus (78. Reitz) - Honorat, Jordan, Ngoumou (78. Hack)

Tore: 1:0 Burkardt (12.), 1:1 Ngoumou (55.).
Zuschauer: 33.305 (ausverkauft)
Schiedsrichter: Robert Schröder (Norbert Grudzinski, Jan Seidel, Patrick Alt, Felix Brych)

Besonderes Vorkommnis: Gelb-Rot für Kohr (84.)