Profis 18.05.2024 - 17:30 Uhr
Aus eigener Kraft: FSV sichert sich sensationell den Klassenerhalt
Mit der Unterstützung von tausenden Mainzern im Rücken feiern die 05ER in Wolfsburg den ersten Auswärtssieg & sichern sich die 16. Bundesliga-Saison in Serie im Oberhaus
JAAAAAAAAAAAAA - Klassenerhalt, Klassenerhalt, Klassenerhalt! Angesichts des Saisonverlaufs und dem nun alles entscheidenden 3:1 (1:1) beim VfL Wolfsburg an diesem denkwürdigen Samstagnachmittag hält der FSV die Klasse in einem wundersamen Schlußspurt unter Bo Henriksen auf fast unfassbare Art und Weise. Superlative? Müssen neu erfunden werden. Den Rückstand durch Kevin Paredes konterten immer stärker werdende Mainzer dabei durch Brajan Gruda, Sepp van den Berg und Jonny Burkardt. Genug der einordnenden Worte an einem Tag, dessen Bedeutung wohl erst in einigen Wochen oder Monaten so richtig klar werden dürfe. Für den Moment gilt: Einatmen, durchatmen und genießen. Unser Traum, er wurde (schon wieder) wahr!
Eine Veränderung hatte Bo Henriksen gegenüber dem Erfolg über Dortmund vorgenommen und Phillipp Mwene (nach abgesessener Sperre) für den leicht angeschlagenen Anthony Caci - der Franzose nahm auf der Bank Platz - in die Startelf beordert.
Vor der Partie in Wolfsburg
Duell auf Augenhöhe, Gruda antwortet Paredes
Ein langes Abtasten blieb aus in Wolfsburg, wo auch die Gastgeber von Beginn an den Weg nach vorne suchten. Die erste Gelegenheit bot sich allerdings dem FSV nach weniger als 180 Sekunden. Mwene hatte sich auf links bis zur Grundlinie durchgetankt und scharf ins Zentrum geflankt, wo Jonny Burkardts Direktabnahme das Tor knapp verfehlte (3. Spielminute). Den ersten Hauch von Torgefahr sollten die Wölfe vor Minuten später ausstrahlen. Lovro Majer brachte einen Freistoß aus dem rechten Halbfeld scharf vors Tor, wo Jonas Wind per Kopf an den Ball kam, den Ball aus sechs Metern aber deutlich über das Tor setzte (7.). Im Anschluss beruhigte sich das Geschehen ein wenig, so dass das torlose Remis nach 15 Minuten ein verdientes Resultat war. Nach einem Ballgewinn auf Höhe der Mittellinie und geschicktem Umschaltverhalten ging der VfL kurz darauf dann allerdings in Führung. Maximilian Arnold bediente auf links Jakub Kaminski, der Silvan Widmer aussteigen ließ und im richtigen Moment vors Tor flankte, wo Paredes aus vier Metern nur noch einschieben musste - 0:1 aus 05-Sicht (18.). Die Mainzer hatten an ordentliche Anfangsminuten zunächst nicht anknüpfen können und waren nun gefordert, zurück in die Partie zu finden, um den Klassenerhalt aus eigener Kraft klarzumachen. Ein Auftrag, den die 05ER verstanden hatten und mit ihrer zweiten Gelegenheit eiskalt zurückschlugen in dieser durchaus unterhaltsamen Begegnung: Nach Burkardts Ballgewinn im Mittelfeld bediente der Angreifer Nadiem Amiri, der clever weiterleitete auf Gruda, gegen dessen klasse Abschluss aus 14 Metern Koen Casteels absolut machtlos war (24.). Der FSV war nun voll da und auf Augenhöhe mit den Gastgebern. Nach 31 Minuten nahm Amiri sich im Anschluss ein einen abgewehrten Eckstoß ein Herz, zog volley ab, zielte jedoch rund zwei Meter am Gehäuse des VfL vorbei. Die Mainzer waren in Teil zwei dieses ersten Durchgangs mittlerweile gar das aktivere Team und hatten sich auf das Wolfsburger Tempo und einen Gegner, der wahrlich nicht an einem Sommerkick interessiert war, bestens eingestellt.
Und die von rund 6.000 Mainzern unterstützten Rheinhessen blieben am Ball. Zunächst erlief Burkardt einen langen Ball und kam im Strafraum zu Fall, der Kontakt von Sebastiaan Bornauw hatte Schiedsrichter Frank Willenborg aber wohl nicht ausgereicht, um auf den Punkt zu zeigen (33.). Die letzte Chance vor dem Seitenwechsel sollte sich dann 05-Eigengewächs Leandro Barreiro bieten, der in der 42. Minute aus gut 20 Metern entschlossen abzog, aber an einem starken Reflex von Casteels scheiterte. Mit einem unter dem Strich leistungsgerechten Resultat ging es wenig später in die Katakomben der VW-Arena.
Bilder des Spiels
05ER drehen auf & machen alles klar
Während der FSV unverändert zurückkehrte, ersetzte auf Seiten der Niedersachsen mit Beginn der zweiten Hälfte Patrick Wimmer den Torschützen Paredes. Ereignisreich sollten sich die ersten Minuten nach Wiederbeginn allerdings nicht gestalten. Erst in der 56. Minute wurde es erstmals gefährlich, als Wimmer über rechts durchgebrochen war, in die Mitte passte, wo Dominik Kohr aber vor dem einschussbereiten Wind klären konnte. Die Gäste agierten defensiv aber insgesamt äußerst stabil und ließen dem Gegner kaum Räume. Nach einer guten Stunde wäre die Mainzer Führung dann beinahe der gleichen Co-Produktion entsprungen wie vor der Pause. Amiri trieb das Leder durchs Mittelfeld, bediente im richtigen Moment Gruda, dessen Schlenzer aber knapp über dem Querbalken landete (62.). Während die Partie für den VfL nur noch kosmetischen Wert hatte, war die Geschichte für den FSV nach wie vor eine unheimlich packende Angelegenheit. Dass der Punkt reichen würde war klar, ein Tor für Union im Duell mit dem SC Freiburg und ein Gegentor hätten aber zu diesem Zeitpunkt die Relegation bedeutet, die man niemandem gönnen möchte. Eine Ausgangslage, die dazu führte, dass die 05ER vorsichtiger wurden gegen engagierte Wolfsburger und in erster Linie darauf bedacht waren, das Remis zu verteidigen.
Und so musste ein Standard Amiris herhalten, um den FSV dem im Winter kaum für möglich gehaltenen Klassenerhalt noch näher zu bringen. Sepp van den Berg warf sich in die Hereingabe des Winter-Neuzugangs, scheiterte zunächst an Casteels, bugsierte den Ball aber im Nachsetzen aus kurzer Distanz über die Linie - 2:1 für Mainz (71.). Über die kommenden Randnotizen konnte man aus 05-Sicht getrost hinwegsehen, weil es nur noch eine Szene war, die zählen sollte: Denn in der 85. Minute schlug Hanche-Olsen einen langen Ball in die gegnerische Hälfte, den Gruda erlief und erneut ganz cool blieb. Der 19-Jährige flankte von der Grundlinie auf Burkardt, dessen Kopfball gegen die Laufrichtung Casteels nicht zu fassen bekam, so dass das Leder zur Entscheidung über die Linie trudelte - Klassenerhalt! Punkt. Die Party in Wolfsburg, in Mainz und überall dazwischen durfte starten. NIEMALS AUFGEBEN - damals, heute und immer wieder.
Wolfsburg - Mainz 05 1:3 (1:1)
VfL: Casteels - Fischer, Lacroix, Bornauw, Zesiger - Majer, Arnold, Baku (76. Cerny), Kaminski, Paredes (46. Wimmer) - Wind (76. Behrens)
FSV: Zentner - Widmer (74. Caci), Kohr, van den Berg, Hanche-Olsen, Mwene - Barreiro, Amiri (90.+3 Guilavogui) - Gruda (87. Krauß), Burkardt (90.+3 Richter), Lee (74. Ajorque)
Tore: 1:0 Paredes (18.), 1:1 Gruda (24.), 1:2 van den Berg (71.), 1:3 Burkardt (85.)
Zuschauer: 28.005
Schiedsrichter: Frank Willenborg (Thorben Siewer, Christian Leicher, Patrick Ittrich, Günter Perl)