Vorberichte 22.11.2019 - 15:00 Uhr
"Statistisch gesehen haben wir eine gute Chance"
Achim Beierlorzer erwartet bei seinem Start als 05-Cheftrainer ein Mainzer Team, das die Hoffenheimer Seriensieger mit Aggressivität und Leidenschaft vor Probleme stellt - Auf statistische Hochrechnungen allein vertraut er dabei keinesfalls
Seit Montag ist Achim Beierlorzer neuer Cheftrainer. Seit Dienstag leitet der 52-Jährige das Training der 05-Profis. Zum Ende der Länderspielpause trudelten zuletzt nach und nach auch die Nationalspieler wieder am Bruchweg ein. Zwei Einheiten stehen dem Coach nun noch zur Verfügung, um personell "die richtige Mischung" zu finden für das Auswärtsspiel am Sonntagabend (18 Uhr) bei der TSG Hoffenheim.
Grundordnung? Aufstellung? Taktik? "Man kann diverse Systeme spielen, sich überlegen, was der Gegner macht. Am Schluss geht es aber doch darum, sich auf dem Platz durchzusetzen, diesen Fight um die drei Punkte anzunehmen. Diese Bereitschaft müssen wir definitiv an den Tag legen", sagte Beierlorzer auf seiner ersten Spieltagspressekonferenz am Freitagmittag in der OPEL ARENA.
Rouven Schröder war, so wie viele im Verein, angetan von den ersten Tagen Beierlorzers im Amt. "Ich konnte sehen, mit welchem Selbstverständnis er den Verein kennenlernen möchte. Die Kommunikation mit den Co-Trainern, auch mit Niko Bungert, der jetzt dabei ist, klappt reibungslos. Es ist interessant, wie alle anpacken, wie sich alle einbringen. Ich habe einen positiven Eindruck, bin gespannt und zuversichtlich", sagte der Sportvorstand. an gleicher Stelle.
Zwei Tage Speed Dating
Beierlorzer selbst erklärte, er sei super aufgenommen worden im Klub. "Alle Mitarbeiter, die ich getroffen habe, sind absolut aufgeschlossen mir gegenüber. Die Zusammenarbeit mit dem Trainerteam ist sehr intensiv. Da ist schon ganz schön was passiert. Am Donnerstag war allerdings der annährend erste normale Arbeitstag. Die zwei Tage zuvor waren eher so etwas wie Speed Dating."
Debüt auf der Spieltagspressekonferenz
Nun werde die Zeit intensiv genutzt. Und am besten gelinge das Kennenlernen in möglichst vielen gemeinsamen Trainingseinheiten. "Jeder Tag ist da unheimlich hilfreich, um Eigenheiten kennenzulernen und sich aneinander zu gewöhnen. Ein neuer Trainer heißt immer, dass sich die Spieler neu justieren können, auch die, die bislang nicht so im Fokus standen. Wichtig ist aber auch, einige alte Erfahrungen abzuschütteln, den Reset-Knopf zu drücken und zu sagen: 'Jetzt starten wir nochmal neu und versuchen uns gut zu präsentieren.'" Er merke jedenfalls schon, dass der Prozess voranschreite. Der gegenseitige Austausch sei dabei sehr hilfreich, genauso wie die eigenen Beobachtungen auf dem Rasen, um einen möglichst unverfälschten Eindruck von seiner Mannschaft zu erhalten.
Dass sich jeder der 05-Profis derzeit so präsentiert, um für sich selbst ein Ausrufezeichen beim neuen Coach zu setzen, bedeutet jedoch nicht, dass Beierlorzer alles komplett umkrempeln wird. "Das wäre ja Wahnsinn", betonte der 05-Trainer. "Sandro Schwarz ist ein von mir hochgeschätzter Fußball-Experte. Ich kann mir nicht vorstellen, dass meine Ansichten über die Spieler komplett von seinen abweichen. Das bestätigt sich auch nicht im Training. Das heißt, dass die Spieler, die bisher auf dem Platz gestanden haben, nicht von ungefähr dort standen. Trotzdem ist es für alle Spieler immer möglich, den Trainer zu überzeugen."
Das letzte Aufeinandertreffen mit Hoffenheim hatte den 52-Jährigen bekanntlich vor der Länderspielpause den Job beim 1. FC Köln gekostet. Eine 1:2-Heimniederlage, ermöglicht durch den Video-Assistenten in der achten Minute der Nachspielzeit. Beierlorzer konnte die Gegner-Analyse also übernehmen und an das 05-Spiel anpassen. "Ich glaube nicht, dass sie auswärts und zu Hause völlig anders auftreten. Das ist eine qualitativ sehr gute Mannschaft. Das heißt, wir müssen schon großen Druck erzeugen, um sie zu beeindrucken. Es wird eine richtig interessante Partie. Ich möchte sehen, dass wir mit aggressivem Spiel und schneller Spielweise auch einen solchen Gegner vor Probleme stellen."
Mannschaft der Stunde
Das Team von Alfred Schreuder ist die Mannschaft der Stunde. Fünf Siege in Serie in der Liga, einen im DFB-Pokal. "Von außen betrachtet sind sie gar nicht zu schlagen", sagte der 05-Trainer, fügte jedoch hinzu: "Unsere Position ist gar nicht so unangenehm. Rein mathematisch gesehen ist es so, je länger eine solche Serie andauert, desto unwahrscheinlicher ist es, dass sie weitergeht. Statistisch gesehen haben wir demnach eine gute Chance."
Beierlorzers Rechnung ergab drei Punkte für die 05ER. "Das ist aber bis jetzt nur die Hochrechnung", sagte der studierte Gymnasiallehrer für Mathematik und Sport. "Es ist aber doch völlig klar, dass wir mit Selbstbewusstsein und Mut in dieses Spiel gehen. Es ist unser nächstes Spiel, unsere nächste Möglichkeit drei Punkte zu holen. Und wir werden alles daran setzen, dieses Spiel zu gewinnen."