Profis 09.10.2020 - 14:20 Uhr
Endlich wieder ein Torwart zwischen den Pfosten
Neuzugang Kevin Stöger möchte lieber heute als morgen im 05-Trikot auf dem Platz stehen, dennoch steht Vernunft für ihn an erster Stelle nach drei Monaten ohne Mannschaftraining: ..."sicher, dass ich alles mitbringe, was bei uns jetzt gefordert ist"
Am Donnerstagnachmittag, rund 24 Stunden nach seiner Verpflichtung, fehlte Kevin Stöger im Kader der 05ER für den Test gegen den Karlsruher SC. Aus auch aus Spielersicht nachvollziehbaren Gründen, wenngleich er zugibt, dass es schwerfällt, den Neuanfang am Bruchweg langsam anzugehen, sich in den kommenden Tagen hier und da auch bremsen zu lassen, die Belastung zu dosieren. "Der Kopf sagt natürlich, dass ich am liebsten morgen schon auf dem Platz stehen möchte beziehungsweise am liebsten gestern gleich gespielt hätte. Aber wir müssen gemeinsam den sinnvollsten Weg finden, von Tag zu Tag schauen, wie sich die Fitness entwickelt", berichtete Stöger, der seit dem Abstieg mit Fortuna Düsseldorf Ende Juni individuell trainiert hatte, am Freitagmittag im Rahmen seiner ersten Medienrunde als Mainzer.
Zunächst, gibt der ehemalige österreichische U21-Nationalspieler zu, habe er im Sommer abschalten müssen, Abstand gewinnen. Die Enttäuschung nach dem dramatischen Abstieg mit Ex-Klub Fortuna Düsseldorf am 34. Spieltag der Vorsaison (0:3 bei Union Berlin) sei riesig gewesen, der Vertrag war gleichzeitig, aufgrund des feststehenden Gangs der Fortuna in Liga zwei, ausgelaufen. "Dieses Erlebnis musste ich erst einmal verdauen, habe einige Wochen vom Fußball abgeschaltet und mich nicht damit beschäftigt, wie es in dieser Saison weitergeht." Zudem genoss er, Zeit für seine Frau und die Familie zu haben. Dennoch, erzählt Stöger, sei nach einigen Wochen der Moment gekommen, in dem er die Bereitschaft spürte, sich mit Klubs auszutauschen, die Wahl des passenden nächsten Schrittes zu treffen. "Ich war aber zunächst relativ entspannt, habe mich individuell fit gehalten, mit einem Personal Trainer, mit fast täglichen Läufen oder im Fitnessstudio. Richtig schwer wurde es dann, als es mit DFB-Pokal und Bundesliga wieder losging. Von dem Zeitpunkt an habe ich mir alle Spiele angeschaut und muss sagen, dass ich das kein zweites Mal erleben möchte." Was in dieser Zeit am meisten gefehlt habe, vermag er nicht zu sagen, merkt dennoch lachend an: "Ich freue mich einfach riesig, endlich wieder auf Tore schießen zu dürfen, in denen ein Torwart steht."
Es kribbelte fortan - nicht nur in Sachen Torabschluss - in Beinen und Kopf des 27-jährigen Mittelfeldspielers, der im Zentrum alle Positionen bekleiden kann und sich beim FSV die Rolle als "Bindeglied zwischen Offensive und Defensive" vorstellen kann. Zwar musste sich Stöger auch nach Saisonbeginn noch weiter in Geduld üben, dennoch, so berichtet er nun, sei für ihn schnell klar gewesen, dass der Bruchweg die neue sportliche Heimat werden soll, als die Gespräche mit Sportvorstand Rouven Schröder und Trainer Jan-Moritz Lichte sich in den vergangenen Wochen intensivierten. Trotz der Turbulenzen der jüngsten Vergangenheit? Eine Frage, die der letzte 05-Neuzugang der Saison mit einem klaren 'Ja' beantworten kann: "Jeder, der sich mit Fußball beschäftigt, hat natürlich mitbekommen, dass hier einiges los war. Mit negativen Dingen möchte ich mich aber gar nicht beschäftigen, sondern mit positiver Energie an die kommenden Aufgaben herangehen. Außerdem weiß auch jeder, der die Bundesliga verfolgt, dass hier über Jahre sehr gute Arbeit geleistet worden ist. Ich freue mich auf die Aufgabe und bin hier sehr herzlich aufgenommen worden. Ich kann sagen, dass mir jeder Wunsch erfüllt wurde in diesen ersten Tagen", berichtet Stöger, der zunächst im Hotel untergekommen ist, aber gemeinsam mit seiner Frau, die derzeit noch in Düsseldorf weilt, möglichst schnell eigene vier Wände in Rheinhessen ausfindig machen möchte.
Das Ankommen am Bruchweg dürften ihm nicht zuletzt die beiden Landsleute Phillipp Mwene und Karim Onisiwo erleichtern. Mit ersterem hatte er einst drei Jahre gemeinsam im Jugendinternat des VfB Stuttgart verbracht. Zudem von Vorteil: Stöger ist bestens vertraut mit dem Fußball in Deutschland, hat 42 Partien im Oberhaus absolviert, lief zudem 98 Mal in Liga zwei sowie 51 Mal in der dritten Liga auf. Und er weiß, worauf es jetzt ankommen wird, um in den kommenden Wochen Punkte einzufahren mit den Mainzern: "Die Qualität hier ist größer als die in Düsseldorf", sagt er rückblickend.
Mit der Fortuna hatte er in der Saison 2018/19 souverän den Klassenerhalt feiern können und sich auch in der Vorsaison lange auf aussichtsreichem Weg befunden. "Für uns muss es jetzt darum gehen, geschlossen aufzutreten. Wir wissen, wir funktionieren nur als Team, als Einheit aus Mannschaft, Staff und Fans. Gelingt uns das, werden wir die Liga halten, unsere Qualität ist unbestritten." Stöger möchte seinen Teil dazu beitragen, sagt, dass er als Typ für jeden Spaß zu haben sei, nun aber harte Arbeit und Konzentration an erster Stelle stehen müssten. Alles zu seiner Zeit eben. Er wird seine Rolle finden, weiß, was von ihm erwartet wird. Sobald Wunsch (nach Einsatzzeit) und Wirklichkeit (in Sachen Matchfitness) übereinstimmen, will er durchstarten. "Und dann bin ich sicher, dass ich alles mitbringe, was bei uns jetzt gefordert ist." Gut eine Woche verbleiben der neuen Nummer 17, um im Teamtraining Argumente dafür zu sammeln, bereits am Samstag in acht Tagen gegen Bayer 04 Leverkusen in der OPEL ARENA erste Duftmarken als 05ER setzen zu dürfen.