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Profis 07.12.2022 - 10:05 Uhr

Sven Demandt: "Die Tore bleiben"

Der 05-Legenden Adventskalender: Türchen Nummer 7

Sven Demandt (li.) bejubelt gemeinsam mit Jürgen Klopp (re.) seinen Treffer zum 1:0 gegen Arminia Bielefeld im Mai 1996. (IMAGO/Alfred Harder).

Zehn Wochen ohne Bundesliga-Fußball unserer 05ER - das dauert viel zu lange, oder? Wir wollen diese Zeit mit gemeinsamen Erinnerungen überbrücken und haben uns etwas Besonderes ausgedacht: Der diesjährige Adventskalender steht ganz im Zeichen der 05-Legenden.

 

Passend zur früheren Rückennummer eines Ehemaligen präsentieren wir euch auf unserer Website täglich Mainzer Fußball-Geschichte und Geschichten zu unseren ehemaligen Profis. Unseren bewährten Adventskalender mit täglich neuen Gewinnchancen von Mainz 05 und unseren Partnern erreicht ihr auch über die Story auf unserem Instagram-Kanal.

 

Präsentiert wird der Kalender auch in diesem Jahr von Haupt- und Trikotsponsor Kömmerling.

Einer der bedeutendsten 05ER der neunziger Jahre ist Sven Demandt, neben Peter Neustädter und Jürgen Klopp eine der drei großen Mainzer Zweitliga-Legenden. Der heute 57 Jahre alte Kölner, für Fortuna Düsseldorf 1989 mit 35 Treffern Zweitliga-Torschützenkönig, kam im Herbst 1994 von Hertha BSC zum FSV, der nach der schweren Verletzung von David Wagner auf der Stürmerposition dünn besetzt war. 

Aber auch Demandt konnte zunächst nicht großartig mithelfen. "Die Wade" wurde sein erster Spitzname in Mainz, denn diese bereitete ihm des Öfteren Probleme, ließ im ersten Jahr nur elf Spiele zu. Demandt traf viermal, eine ordentliche Quote für einen Ergänzungsspieler zwar, aber er war eigentlich als Leistungsträger eingeplant. Zu Beginn seines zweiten Jahres in Mainz wurde der häufig verletzte 30-jährige vom neuen Trainer Wolfgang Frank aussortiert.

Erst aussortiert, dann bester Torschütze

Völlig unerwartet tauchte Demandt in der Rückrunde wieder aus der Versenkung auf, als Torjäger. Acht Tore in 14 Rückrundenspielen hielten die 05ER in der Liga. Demandt war von nun an körperlich stabil und wurde zum wichtigsten Mann in der Mainzer Offensive. Zwar nicht als der klassische Mittelstürmer, sondern als intelligenter, technisch starker Angreifer, der das Auge für den entscheidenden Pass und einen legendären Torinstinkt mit sehr kurzem Abzug im linken Fuß hatte. "Wade" nannte ihn nun keiner mehr, "Kühlschrank" und "Fußballgott" wurden seine neuen Spitznamen.

Im höheren Fußballeralter kam Demandt zwar nicht mehr an seine Torquoten aus Düsseldorfer Zeiten heran, war aber Spezialist für wichtige Tore im Abstiegskampf und bei seinem Karriereende 2001 im Alter von 36 Jahren mit 55 Treffern in 179 Spielen für Mainz 05 der beste Zweitliga-Schütze der Vereinsgeschichte und ist mit 121 Zweitliga-Toren hinter Theo Gries, Karl-Heinz Mödrath, Dieter Schatzschneider und Simon Terodde der fünftbeste Zweitliga-Torjäger aller Zeiten.

Grüße vom "Kühlschrank" an alle 05-Fans

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Ein Rekord für die Ewigkeit?

"Die Tore werden nicht mehr weggehen, die bleiben", sagt Demandt am Telefon lachend. "Manche Rekorde brechen nicht", so der ehemalige Stürmer, der hofft, dass auch sein Titel "Zweitliga-Rekordtorschütze bei Mainz 05" unangefochten bleibt. Mittlerweile arbeitet Demandt als Scout bei Holstein Kiel. Sein ehemaliger 05-Teamkollege und Freund Uwe Stöver ist Geschäftsführer beim Zweitligisten. "Wir haben immer Kontakt gehalten. Sie haben seinerzeit jemanden gesucht, der das Scouting hier im Westen nebenbei macht, damals war ich noch Trainer in Frechen. Vor anderthalb Jahren haben sie dann einen Hauptamtler gesucht und mich gefragt. Da habe ich als Trainer aufgehört und bin jetzt nur noch Scout. Mein Gebiet ist der Westen Deutschlands, Holland, Belgien und die Schweiz", erzählt er. 

Demandts persönlicher Rückblick auf die Zeit am Bruchweg beginnt mit den beschriebenen Verletzungen. "Es fing schwierig an. Ich hatte immer dieses Problem muskulärer Art mit der Wade, dem keiner auf den Grund kam. Irgendwann waren die Schmerzen komischerweise weg, so richtig wusste keiner warum", erinnert sich der einstige Angreifer. Von da an sei es gut gelaufen, erläutert Demandt, der aber auch in der legendären Nichtabstiegssaison 1995/96 zunächst ausfiel, in der Rückserie dann aber endlich verletzungsfrei blieb. "Wir haben gut gespielt und getroffen. Viel mehr ging eigentlich gar nicht. Was ungewöhnlich war: Wir waren im Prinzip dieselbe Mannschaft, haben ja in der Winterpause nur Marco Weißhaupt dazubekommen. Die Umstellung auf Viererkette, die damals recht neu war, hat bei uns direkt super funktioniert", blickt der Ex-FSV-Stürmer zurück.

Demandt (Mitte) beim Abschiedsspiel von Dimo Wache im Sommer 2011 in Aktion.

Erinnerungen an legendäre Spiele und den Klassenerhalt

Die Höhepunkte kamen im Saisonfinale, denn die Mainzer gewannen das vorletzte Spiel beim späteren Bundesliga-Aufsteiger MSV Duisburg. "Ich weiß noch, dass ich bei dem 3:0-Sieg ein Tor gemacht habe und früh verletzt raus musste. Kloppo hat mit einem Bänderriss weitergespielt, so etwas wäre heute undenkbar. Ich konnte eigentlich gar nicht mehr laufen, aber wir mussten ja noch das letzte Spiel gegen Bochum gewinnen", weiß Demandt auch heute noch. Trainer Frank habe den Stürmer aber nicht einmal gefragt, ob er spielen könne oder nicht, dieser habe aber auch nicht gesagt, dass er nicht spielen kann. "Ich bin im Abschlusstraining ein bisschen rumgehumpelt, konnte aber nicht schießen. Der Trainer hat mich aufgestellt, in der 52. Minute ging aber gar nichts mehr", berichtet Demandt. Und dennoch, die 05ER setzten sich am Ende mit 1:0 gegen den VfL durch und hielten sensationell die Klasse.

Das legendärste Spiel von allen, sagt Demandt, sei aber der 2:1-Sieg in Nürnberg einige Wochen zuvor gewesen. Dimo Wache und Torsten Lieberknecht hatten die Rote Karte gesehen, Stöver ging ins Tor. "Wir haben in Unterzahl durch mein Tor noch gewonnen. Nach diesem Spiel wussten wir als Mannschaft, dass wir nicht absteigen würden. Das war die Initialzündung dafür, dass wir gemerkt haben: Das schaffen wir wirklich", erinnert sich der gebürtige Kölner. Am Ende stiegen die Nürnberger ab, es sei eine andere, eine faszinierende Zeit gewesen. "Wir waren, was man sich heute schwerlich vorstellen kann, sehr viel zusammen. Zwei Tage Trainingslager vor einem Spiel waren bei uns normal, manchmal auch drei. Wir waren viel unterwegs, diese Zeit hat uns alle geprägt und uns gezeigt, dass man erfolgreich sein kann, wenn man Dinge anders und vor allem besser macht als andere", erklärt Demandt das Mainzer Erfolgsrezept. Auch das Wintertrainingslager in Zypern in der Folgesaison hat er nicht vergessen.

Langes Trainingslager in Zypern unter Frank

"Ich glaube, es gibt in der Geschichte des deutschen Fußballs kein längeres Trainingslager. Gefühlt drei Monate, tatsächlich waren es 24 Tage", so der heutige Scout. Jeden Tag gab es Sitzungen und viel Training. "Frank konnte nie zurückdrehen, auch in der Saison nicht. Wenn es gut lief, hieß es: 'Aufpassen, gefährlich: Wir dürfen jetzt nicht weniger machen'. Und wenn es schlecht lief: 'Jetzt müssen wir mehr machen'", blickt Demandt zurück.

"Wir sind dann zurückgekommen und haben direkt die ersten beiden Spiele verloren, waren leer vom Kopf her, weniger körperlich. Nach der Niederlage in Leipzig hat Frank aufgehört, aber über die Zeit viele von uns geprägt. Er war der Erste, der gesagt hat, wir können auch mal Bundesliga spielen und alle in Mainz haben sich gefragt, wie das gehen soll", erinnert sich Demandt an seinen damaligen Trainer. "Es ist jedenfalls nie langweilig gewesen in Mainz", resümiert er.