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Profis 20.09.2022 - 11:30 Uhr

Svensson: "Diese Fragen muss ich stellen"

Der 05-Cheftrainer möchte mit seinem Team während der Länderspielpause einen selbstkritischen Blick in den Spiegel werfen und befindet: "Das Geilste überhaupt, ist der Reiz, diese Aufgabe zu meistern"

Im Spiel gegen die Hertha vermisste 05-Cheftrainer Bo Svensson diverse Elemente, die den Fußball des FSV auszeichnen sollen.

Martin Schmidt sprach nach dem Lucky Punch in der 94. Minute und dem 1:1 im Heimspiel gegen Hertha BSC von "einem wichtigen Punkt fürs Gefühl". Der Sportdirektor des 1. FSV Manz 05 wollte sich gar nicht ausmalen, wie die allgemeine Gefühlslage am Bruchweg in dieser gerade begonnenen Länderspielpause gewesen wäre, wenn es den Berlinern gelungen wäre, die drei Punkte mitzunehmen, wie es bis in die Nachspielzeit hinein ausgesehen hatte. Durch das Unentschieden, so der Schweizer, falle es allen leichter, die Dinge aufzuarbeiten. Schmidt ging direkt nach Spielende davon aus, das Bo Svensson die Ligapause dafür nutzen werde, eine kritische Analyse durchzuführen, die Dinge zu verbessern, damit eine mögliche Negativdynamik erst gar nicht aufkommen kann. Denn nach der 14-tägigen Länderspielpause geht es für den FSV im Oktober mit einem anspruchsvollen Fünferpack weiter, mit dem Auswärtsspiel in Freiburg (01. Oktober, 15.30 Uhr), dem Heimauftritt gegen Leipzig (08. Oktober, 15.30 Uhr), dann in Bremen (15. Oktober, 15.30 Uhr), gegen Köln (21. Oktober, 20.30 Uhr) und abschließend in München (29. Oktober, 15.30 Uhr).

Vielleicht hatte der Mainzer Cheftrainer, der stets höchste Ansprüche an sich und sein Team stellt, auch dieses Programm bereits im Hinterkopf, als er entschied, den Hertha-Auftritt zum Anlass zu nehmen, um grundsätzlich zu werden. Nicht gefallen habe ihm die Leistung gegen die Berliner in allen Belangen, stellte der 05-Coach seinen Überlegungen voraus. "Wir haben nicht das auf den Platz gebracht, was wir uns vorgenommen haben. Wir freuen uns natürlich über diesen Lucky Punch, doch wir können das Ganze einschätzen und wissen, dass das, was wir in der ersten Phase der Saison abgeliefert haben, inhaltlich, unter dem Strich, noch nicht gut genug war. Da müssen wir ehrlich zu uns selbst sein. Und das sind wir", sagte der 43-jährige, der einige Themen sieht, die es zu bearbeiten und klären gilt.

Mischung aus verschiedenen Dingen

Man könne nicht erwarten, dass die Mannschaft ein ganzes Spiel dominiere, in diesem speziellen Fall habe es aber keine Phase gegeben, in der man besonders gut gewesen sei. "Es ist eine Mischung aus verschiedenen Dingen", vermutet der 05-Trainer. "Dass wir fußballerisch nicht geglänzt haben, das gab es in der vergangenen Saison auch in einigen Spielen. Ich bin aber nicht zufrieden damit, dass wir die Power und die Energie nicht häufig genug auf den Platz bringen. Das sind die Komponenten, die uns ausmachen müssen. Und ich weiß, dass die Spieler meine Meinung einigermaßen teilen. Daran gilt es für uns zu arbeiten", sagte er und erklärte, um was es ihm geht:

"Wir arbeiten nach dem Prinzip, dass wir erst einmal die Dinge auf den Platz bringen müssen, die wir sehr gut können. Danach kommen die anderen Sachen. Nicht automatisch, aber sie treten dann eher in Erscheinung, wenn wir diese Reihenfolge einhalten. Im Moment ist unsere Intensität nicht klar erkennbar. Wir wollten aktiv sein und hoch anlaufen, waren aber nicht mutig genug. Da müssen wir sehr schnell wieder hinkommen, kontinuierlich und über längere Phasen eines Spiels. Gegen Berlin war das die zweite Halbzeit zum Teil da. Es ist aber nicht genug, wenn das nur 45 Minuten der Fall ist."

20.09.2022

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Auf Tuchfühlung mit Bayern München

Es gebe eigentlich keinen Grund dafür, dass die Mannschaft nicht alles abliefere, was schon immer im Zentrum von allem gestanden habe. "Es ist aber ein Thema in der Gruppe, schon seit einiger Zeit. Man kann natürlich davon sprechen, dass mittlerweile einige Mannschaften wissen, was uns auszeichnet. Das haben viele aber auch schon letztes Jahr gewusst." Dass ein paar Spieler fehlten, wollte er als Ausrede ebenso wenig gelten lassen. "Jeder Spieler, der in der Kabine sitzt, muss ganz klar wissen, was zu tun ist und das auf den Platz bringen. Wenn er das nicht tut, habe ich es nicht deutlich genug gemacht", so Svensson selbstkritisch. "Wir arbeiten hart daran, das wieder zu ändern. Da müssen wir nach Erklärungen fragen. Hat es nicht gepasst von der Taktik her? Oder hat uns Mut gefehlt? Oder hat der Gegner es so gut gemacht, oder haben Spieler nicht zur Taktik gepasst? Diese Fragen muss ich stellen", betonte der Coach.

Svensson zieht nun gedanklich einen Strich. Nach sieben Spielen und dem Bruch mit der Länderspielpause. "Elf Punkte sind eine ordentliche Bilanz, aber inhaltlich sind wir nicht zufrieden. Der Chefcoach betont aber selbst, dass die Situation komplex sei. Denn das Team hat nicht nur drei Punkte geholt, sondern deren elf und rangiert in der Tabelle punktgleich mit Eintracht Frankfurt auf Tuchfühlung mit Gladbach und den Bayern. "Wir haben Siege eingefahren, teilweise auch verdient", erinnert er.

Zurück ans Limit, um Probleme zu vermeiden

Doch trotz der drei Erfolge und den beiden Unentschieden vermisst Svensson "den letzten Anspruch, uns immer am Limit zu bewegen. Wir gucken auf die Punkte, aber wir gucken auch in den Spiegel und sehen, dass wir gute und ordentliche Phasen hatten in jedem Spiel, es aber über 90 Minuten noch nicht geschafft haben, eine gute Leistung zu bringen. Was also können wir beeinflussen? Wir können unsere Leistung beeinflussen. Spielen wir so weiter, dann wissen wir, dass wir wahrscheinlich Probleme bekommen werden."

Der Trainer hat während der anstehenden Pause - fünf Profis gehen internationalen Verpflichtungen nach - eine ordentliche Gruppengröße beisammen, hat etliche öffentliche Trainingseinheiten (alle Termine wie immer hier) angesetzt und kann am Donnerstag im Testspiel gegen den Karlsruher SC die Fortschritte überprüfen. Einige positive Dinge haben die Mainzer zudem mitgenommen aus dem Hertha-Remis. Zum Beispiel, dass mit dem Torschützen Anthony Caci und dem so lange verletzten Danny da Costa erfahrene Akteure parat stehen, die ihre gute Trainingsverfassung als Einwechselspieler bestätigen konnten. Der Trainer will die Zeit nutzen, um voranzukommen. Die Analyse hat der Coach mit seinem Stab bereits vorgenommen. Nun stehen viele Gespräche und intensive Trainingseinheiten auf dem Dienstplan. "Ich glaube, dass wir alle wissen, dass wir es besser können. Darum geht es. Dass wir wieder die Schlüssel finden, um gute Leistungen zu bringen. Wir müssen das Gefühl haben, dass wir vom Platz gehen, verstanden haben, was uns auszeichnen muss und das dann auch zum großen Teil im Spiel gebracht haben.“

Der 05-Trainer betrachtet das als die große Herausforderung, die sich jetzt stellt. "Jeder denkt, das Geilste sind Siege." Doch für Svensson ist das "Geilste überhaupt, der Reiz, diese Aufgabe zu meistern".