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Verein 14.07.2019 - 13:30 Uhr

Thurk: "Eine tolle Geschichte"

Co-Trainer von Sandro Schwarz erinnert sich an die erste Europapokal-Teilnahme des Klubs vor 14 Jahren - Zum Auftakt ein 4:0 gegen Aschtarak

Michael Thurk im ersten UEFA-Cup-Spiel der Vereinsgeschichte (Foto: imago images / Oliver Schneider)

Der 14. Juli ist ein ganz besonderes Datum in der Klubgeschichte des 1. FSV Mainz 05. Heute vor genau 14 Jahren betrat der Verein, der sich damals unter Trainer Jürgen Klopp auf seine zweite Bundesligasaison in Folge vorbereitete, erstmals die europäische Bühne. Die 05er hatten sich über die Fair-Play-Wertung für eine Teilnahme am Uefa Cup qualifiziert, dem Vorgänger der Europa League, und gewannen ihr Erstrundenqualifikationsspiel gegen Mika Aschtarak mit 4:0. Für ihr Europa-Debüt mussten die Mainzer übrigens nach Frankfurt in die damals neue Commerzbank Arena umziehen.

"Erste Runde Chisinau, zweite Runde Bern, wir fahren nach Belgrad und schlagen Roter Stern. Ein Sieg am Bosporus, ein Sieg am Prater und dann noch eine Woche feiern am Theater", lautet die erste Strophe im Europapokallied der 05-Fans. Bei ihrem ersten Auftritt (inzwischen stehen insgesamt 16 Europapokalspiele in der 05-Chronik) ging es für das Team von Jürgen Klopp sogar noch weiter als Chisinau in Moldawien. FK Mika Aschtarak hieß der Gegner. "Ich weiß noch, dass ich im Türkei-Urlaub davon erfahren habe", erinnert sich Michael Thurk, der Stürmer, der die 05er ein Jahr zuvor in die erste Liga geschossen und nach einem einjährigen, unglücklichen Gastspiel aus Cottbus zurückgekommen war. Seit diesem Sommer ist der 43-Jährige Co-Trainer von Sandro Schwarz. "Das alles war damals unglaublich spannend und natürlich eine tolle Geschichte für Mainz 05", sagt Thurk.

Umzug nach Frankfurt

Weil die Uefa bei internationalen Spielen ausschließlich Sitzplätze vorschreibt, am Bruchweg deshalb nur 10.000 Anhänger Platz gefunden hätten, war ein Umzug nach Frankfurt notwendig. 22.000 Zuschauer pilgerten in einer Auto-Karawane in die Nachbarstadt und feierten eine rot-weiße Party. Auf dem Rasen hatte das Klopp-Team keine Probleme. Petr Ruman erzielte bereits nach acht Minuten die verdiente Führung. Nach einem eklatanten Fehler des Gäste-Torhüters staubte  Benjamin Auer noch vor der Pause zum 2:0 ab. Nikolce Noveski und Auer machten danach alles klar. "Was sich die Jungs nach drei Wochen Vorbereitung abverlangt haben, war großartig", sagte Klopp nachher. "Eigentlich müsste es gelaufen sein. Aber wir werden trotzdem nach Armenien fahren und wieder versuchen, vernünftigen Fußball zu spielen."

Doch die Geschichte stellte sich in der armenischen Hauptstadt schwieriger dar als erwartet. "Daran erinnere ich mich mehr als an das erste Spiel", sagt Thurk. "Wir haben in diesem Riesenstadion gespielt und da sind die ganzen Soldaten einmarschiert und haben die Ränge aufgefüllt. Doch auch wir hatten etliche Fans dabei." Die 05er mussten sich mit einem 0:0 begnügen. "Es war brutal heiß", erinnert sich Thurk. "Die Bedingungen waren nicht so einfach, aber es war von uns eine Pflichtaufgabe weiterzukommen."

"Heimsieg" gegen Keflavik in der Frankfurter Commerzbank-Arena

In der zweiten Quali-Runde gegen IB Keflavik war dann auch der heutige Co-Trainer unter den Torschützen. Beim 2:0 in Frankfurt schossen Auer und Christof Babatz die Tore. Im Rückspiel waren Thurk und Tom Geissler erfolgreich zum 2:0-Sieg. "Island war auch eine Riesenerfahrung", so Thurk. "Der Wund war brutal. Ich habe noch nie gesehen, dass bei einem Abschlag vom Torwart ein Eckball herausgesprungen ist."

FC Sevilla als Highlight

Das Highlight für die Mainzer war dann in der ersten Hauptrunde das Duell mit dem FC Sevilla, dem späteren Sieger des Wettbewerbs, der diese Trophäe inzwischen fünfmal gewonnen hat und bekanntlich am 27. Juli beim OPEL CUP in Mainz zu Gast sein wird. "Das war natürlich eine herausragende Geschichte. Wir waren der absolute Außenseiter. Auch dort herrschte wieder brutale Hitze, und wir mussten gegen einen Riesengegner spielen." Sevilla war damals ein europäisches Top-Team. Dani Alves und Jesus Navás dominierten die rechte Seite. Frédéric Kanouté, zuvor in Lyon, bei West Ham und Tottenham am Start, spielte Mittestürmer. Mit Javier Savialo oder Louis Fabiano standen weitere Stars in dieser Mannschaft. "Wir haben zwar nicht viel den Ball gehabt, aber immerhin auswärts ein 0:0 geschafft. Das war für uns auch eine Riesensache", sagt Thurk rückblickend. Torhüter Dimo Wache machte im Estadio Pizjuan ein großes Spiel und hielt das 0:0 fest. "Mit ein bisschen Glück hätten wir gewinnen können", sagt Thurk lachend und erinnert sich an eine Kuriosität: "Unser Brasilianer Romulo, der eigentlich die Hitze gewohnt hätte sein müssen, hat in der Halbzeit gesagt, er kann nicht mehr. Es war aber auch eine unfassbare Laufarbeit, die wir verrichten mussten."

Im Rückspiel sei es nach dem schnellen Gegentor extrem schwer geworden. "Da muss man ehrlicherweise anerkennen, was die für eine Qualität hatten", so Thurk. Kanouté erzielte beide Tore zum 2:0. "Ich glaube, für die Fans und für uns alle war das ein toller Sommer." Das eingespielte 05-Team, so Thurk, sei über den Teamgeist gekommen. "Und jeder ist für jeden marschiert. Mit etlichen Spielern ist man heute noch in Kontakt. Das erlebt man in der Karriere nicht so oft."

Aufstellung des FSV beim Europa-Debüt gegen Aschtarak

Wache - Abel (76. Demirtas), Friedrich, Noveski, Weigelt - Babatz, Da Silva (76. Pekovic), Gerber - Thurk, Auer, Ruman (82. Jovanovic)