Profis 04.07.2024 - 11:53 Uhr
Heidel: "Haben keinen großen Umbruch zu bewältigen"
Der Sportvorstand äußerte sich im Rahmen des Trainingsauftakts zum Stand der Kaderplanung und blickte auf die kommende Saison
Die Vorgabe ist so klar wie logisch. "Natürlich wollen wir in der neuen Spielzeit so schnell wie möglich aus der Gefahrenzone rauskommen. Wir haben keinen großen Umbruch zu bewältigen und wünschen uns, dass unser Fußball eher so aussieht wie in der Rückrunde, als wir nahezu komplett waren und nicht so, wie in der Vorrunde der abgelaufenen Saison, als wir ständig dezimiert waren. Das ist unser erklärtes Ziel“, sagte Christian Heidel in einem Pressegespräch im Rahmen des Trainingsauftaktes der Mainzer Bundesligaprofis am frühen Mittwochabend im Bruchwegstadion.
Während unten auf dem Rasen Bo Henriksen und sein im Augenblick noch etwas reduzierter Kader gut gelaunt und voller Vorfreude in die Vorbereitung auf die Bundesligasaison 2024/25 starteten, sprach der Sportvorstand des 1. FSV Mainz 05 oben in seinem Büro in der Haupttribüne über Erwartungen und Personal-Planungen des Klubs, der sich in den kommenden Wochen auf seine insgesamt 19. Saison in der höchsten deutschen Fußball-Liga vorbereitet. Wer sich die Trainingsgruppe mit den Rückkehrern Paul Nebel (zwei Jahre beim Karlsruher SC) und Aymen Barkok (Rückrunde bei Hertha BSC) sowie dem in dieser Woche verpflichteten Armindo Sieb genauer anschaute, entdeckte viele junge Gesichter, dafür fehlten einige Stammkräfte. Die Nationalspieler Jae-sung Lee, Andreas Hanche-Olsen und Brajan Gruda steigen erst am 15. Juli wieder ein.
Verbleib von van den Berg noch offen
Die EM-Teilnehmer Phillipp Mwene und Silvan Widmer bekommen wie der japanische Neuzugang Kaishu Sano noch ein paar Tage mehr zur Erholung, den Österreicher Nikolas Veratschnig erwartet Henriksen am nächsten Montag. Ob Innenverteidiger Sepp van den Berg ein zweites Jahr auf Leihbasis vom FC Liverpool kommt, ist noch offen.
Jason Amann, Daniel Gleiber, Marcel Kalemba, Tim Müller und Philipp Schulz aus der U23 fungieren als Trainingsgäste, bis der Kader wieder komplett ist. "Aber wer Bo kennt, weiß, dass sie auch die Möglichkeit haben, sich für mehr zu empfehlen“, sagte Heidel. "Wir haben eigentlich nur den ungeklärten Fall Sepp van den Berg. Da warten wir ab“, erklärte der 61-Jährige. "Unser Wunsch ist es, dass Sepp demnächst wieder bei uns ist. Dann brauchen wir in der Verteidigung nichts zu tun, denn es wäre dann im Endeffekt die Gleiche wie letzte Saison, nur hoffentlich diesmal ohne Verletzte. Dann sind wir da sehr gut aufgestellt.“
Beim FC Liverpool habe sich nach dem Weggang von Jürgen Klopp sehr viel verändert, sagte Heidel. Da seien nun komplett neue Leute zugange, die sich erst einmal alles anschauen wollten. Die gesamte Verteidiger-Riege des Premier-League-Klubs sei derzeit unterwegs auf internationalen Turnieren. "Sepp muss dort hin, trainiert dort mit, und wir bleiben weiterhin in Kontakt. Dann warten wir mal ab, wie die Geschichte ausgeht. Wenn wir keine Hoffnung hätten oder keine Chance sehen würden, dann würden wir sagen, das Thema ist erledigt. Sepp will gerne zu uns, wir wollen ihn gerne, jetzt müssen wir sehen, dass wir mit Liverpool klarkommen. Fakt ist, er hat einen Vertrag. Wenn der FC Liverpool sagt, er spielt dort, dann muss er dort bleiben. Wir haben mit Liverpool eine vertragliche Vereinbarung, die wir nicht in der Öffentlichkeit diskutieren. Liverpool hat auch gemerkt, dass sich der Spieler hier gut entwickelt hat, er hätte ja auch, wenn er noch ein Jahr hier bliebe, einen Anschlussvertrag dort. Ich glaube, dass Sepp unbedingt spielen und nicht als Innenverteidiger Nummer fünf in England sein will“, erklärte Heidel. Eine weitere Leihe sei deshalb möglich und ohne Probleme machbar. "Dafür braucht man die Zustimmung vom Spieler und die haben wir.“
Langes Gespräch mit Gruda
Van den Bergs Position sei die einzige Position, auf der es im Kader momentan noch Bedarf gebe. "Was nicht bedeutet, dass wir nicht noch was machen, wenn sich etwas entwickeln sollte. Wir werden wieder mit einem kleinen Kader in die Runde gehen, mit allem Risiko, das es birgt. Das ist aber anders nicht machbar“, sagte der Sportvorstand. Zum 05-Kader gehören momentan 24 Feldspieler plus drei Torhüter. "Ob das genau so bleibt, müssen wir abwarten. Es ist jetzt eine neue Runde. Jeder, der jetzt hier ist, kann sich präsentieren. Jeder kann Gas geben und uns überzeugen. Es gibt Spieler, die vielleicht gehen wollen und sich mit anderen Klubs unterhalten, das ist ganz normal“, sagte Heidel , der sich auch zu Brajan Gruda äußerte.
Wir sind überglücklich, wenn er die Saison bei uns spielt. Wir hatten ein langes Gespräch und haben über alles gesprochen“, so Heidel. „Er kriegt noch zwei Wochen Pause, dann kommt er her und trainiert hier. Wir sind mehr als tiefenentspannt in dieser Frage. Brajan will spielen. Und er muss mit 20 Jahren spielen. Der beste Verein, den er dafür braucht, sind wir.“
Sano: Enger Kontakt zu Okazaki
Kaishu Sano, der 23 Jahre alte zentrale Mittelfeldspieler aus Japan, der bei den Kashima Antlers in der J-League in den vergangenen eineinhalb Jahren zum japanischen Nationalspieler reifte und nun in Mainz einen Vertrag bis 2028 unterschieb, soll der Nachfolger von Leandro Barreiro werden. Der luxemburgische Nationalspieler, der dem 05-NLZ entwachsen war und sich in der erfolgreichen Rückrunde, in der die Mannschaft unter Bo Henriksen aus scheinbar aussichtsloser Situation noch den Klassenverbleib geschafft hatte, zu einem der der großen Leistungsträger der Mannschaft aufschwang, ist bekanntlich zu Benfica Lissabon gewechselt.
Sano, so Heidel, sei in Japan sehr bekannt. Mainz 05 habe sich schon seit einem halben Jahr mit diesem Spieler beschäftigt. „Wir wussten ja schon etwas länger, dass Leo den Verein verlassen würde. Wir haben einen bestimmten Spielertypen gesucht und glauben, dass wir genau diesen Spielertypen gefunden haben. Kaishu war am Mittwoch einen halben Tag am Bruchweg. Er ist ein sehr selbstbewusster junger Kerl. Wir hatten sofort das Gefühl, der traut sich das hier zu. Und wir trauen es ihm auch zu. Von der Position und der Spielweise her ähnelt er Leo, aber er ist kein Leo. Er bringt seine eigene Fähigkeiten mit, vor allem spielerisch. Wir werden sehen, wie das alles passt und sind sehr optimistisch. Alle, die sich mit dem japanischen Fußball auskennen, haben auf die Frage nach einem guten Sechser sofort Sano gesagt. Wie mit jedem Japaner, der bisher hier war, ist es sprachlich nicht so ganz einfach, aber wir haben ja eine gewisse Übung und eine japanische Community hier. Und dann kommt Anfang August ja auch Shinji Okazaki zurück nach Mainz , dann wird der Kontakt wieder sehr eng sein. Ich glaube es ist gewährleistet, dass sich Sano hier sehr gut einlebt. Er ist ein sehr offener Typ. Wir haben zuletzt oft mit ihm per Video telefoniert mit Dolmetscher und über vieles gesprochen. Das hat sich sehr gut angefühlt“, sagte der 05-Sportchef. Okazaki, einst Torjäger und Publikumsliebling der 05er, kehrt nach zehn Jahren als Profi in der englischen Premier League nun als Trainer des seinerzeit von ihm mit gegründeten FC Basara Mainz zurück nach Rheinhessen.