U23 15.09.2022 - 11:30 Uhr
Trapp: "Als junger Profi hätte ich mir gewünscht, dass da jemand ist"
Seit Anfang September komplettiert der 30-Jährige die erfahrene Achse der U23. Er spricht über seine ersten beiden Wochen beim FSV, das intensive Mainzer Spiel und seine Rolle als Führungsspieler in einer jungen Mannschaft
Die Ü23-Fraktion in der U23 von Mainz 05 bekam am letzten Tag des Sommer-Transferfensters Zuwachs. Maurice Trapp komplettiert seit mittlerweile zwei Wochen neben Simon Brandstetter und Torhüter Patrick Manthe die Fraktion der erfahrenen Spieler in der höchsten Mainzer Ausbildungsmannschaft. Der Neuzugang vom VfL Osnabrück hat sich voller Überzeugung für die Aufgabe am Bruchweg entschieden und große Lust auf die neue Umgebung. Seine Stärken und Charaktereigenschaften will Trapp auf und außerhalb des Platzes einbringen sowie weiter dazulernen. "Mit jungen Spielern umzugehen, ihnen zu zeigen, worauf es ankommt im Profigeschäft - beziehungsweise auf dem Weg dorthin – passt zu mir. Deswegen wollte ich das hier gerne machen“, sagt der 30-jährige Innenverteidiger.
"Erstmal ankommen, einleben, die Jungs und Strukturen kennenlernen und dann auch erfolgreich spielen", beschreibt Trapp seine ersten Tage. Viel Zeit zur Eingewöhnung blieb dem Neuzugang aus der dritten Liga vom VfL Osnabrück ("Ich war lange dort und hatte das Gefühl, dass es Zeit ist, um noch mal etwas Neues zu sehen") allerdings nicht, schon nach zwei Trainingseinheiten mit der U23 stand Trapp mit seinem neuen Team beim Auswärtssieg in Trier auf dem Feld. Seitdem sind zwei weitere Partien gegen Worms und in Hoffenheim dazugekommen. "Ich hätte ihm gerne etwas mehr Zeit mit uns gegeben, um sich einzufinden. Aufgrund der personellen Situation haben wir ihn aber gebraucht", ist sich U23-Cheftrainer Jan Siewert bewusst, dass die Eingewöhnungsphase noch lange nicht abgeschlossen ist, fügt jedoch hinzu: "Er hat bewiesen, warum wir ihn geholt haben." Ruhe ausstrahlen, Kommunikation mit den Nebenleuten, den Spielaufbau mitgestalten und seine Defensivqualitäten einbringen: In den drei Partien war schon deutlich sichtbar, warum Trapp auf dem Platz eine Bereicherung darstellt. Die Erfahrung aus 107 Drittliga- und 55 Zweitligapartien hilft ihm dabei.
Zum Aufgabengebiet gehört aber mehr. Man habe nicht nur jemanden gesucht, der den typischen 05-Fußball spielen könne, sondern jemanden, der auch menschlich passe. "Maurice hat sich nahtlos eingefügt in die Mannschaft, zunächst beobachtet, mit vielen Spielern gesprochen. Das ist auch ein Auftrag an ihn", sagt Siewert. Diesen vollständig auszuführen braucht Zeit. "Eine Vertrauensbasis aufzubauen, zu merken, wie man mit den Jungs umgehen kann und ihr Ohr zu haben, dauert ein bisschen. Das kann man nicht nach zwei Wochen haben, dafür muss man länger da sein und Leistung bringen", betont Trapp, für den es nichts "Schöneres gibt, als anderen zu helfen."
Die Trainingsintensität ist hier deutlich höher
Dabei kommt dem Linksfuß die Offenheit aller Menschen, ob Mitspieler oder Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, entgegen, denen er seit seinem Start beim FSV im Klub begegnet ist. "Das gibt mir ein gutes Gefühl." Genauso wie sein neues Team: "Die Mannschaft ist sehr ehrgeizig und motiviert, das Niveau ist gut.“ Die intensive Spielweise als Teil der Dreierkette mit hohem Verteidigen und Attackieren, schnellem Umschalten und viel Laufarbeit hat Trapp schnell kennengelernt: "Die Trainingsintensität ist hier deutlich höher. Deswegen glaube ich, dass ich mich auch mit 30 Jahren nochmal im Bereich der Fitness und Athletik entwickeln kann. Ich hoffe, dass sich mein Körper in den nächsten Wochen anpassen kann."
Helfen wird ihm seine professionelle Herangehensweise, mit der er auch Vorbild für seine jungen Mitspieler sein soll. Siewert lobt die bewusste Trainingsvor- und -nachbereitung seines Neuzugangs. "Er kann mit Nachdruck von Momenten erzählen, die die jungen Spieler noch nicht erlebt haben. Erfahrungen machen Dinge glaubhaft." Trapp möchte ein Ansprechpartner für seine jungen Mitspieler sein, die an der Schwelle zum Profifußball stehen. "Als junger Profi hätte ich mir gewünscht, dass jemand da ist, der sich Zeit für andere nimmt und einem wirklich etwas Gutes will“, beschreibt Trapp. "Der Konkurrenzkampf im Profibereich ist groß, deshalb ist das immer gut für junge Spieler." Anderen unter die Arme zu greifen sei eine Charaktereigenschaft, die ihn widerspiegele. Die Basis für junge Spieler, um Fuß zu fassen, sei ein ausgeprägtes Selbstvertrauen, auch Glück gehöre dazu. "Und der Fokus auf das Training, auf Ziele, die man sich setzt, hinzuarbeiten und auch mal länger auf dem Platz zu bleiben. Wenn man sieht, wie viele Spieler Profi werden wollen, muss man etwas haben, um sich durchzusetzen und in der breiten Masse hervorzustechen. Das geht nur über harte Arbeit.“
Für diese Herangehensweise steht der 30-Jährige und auf diese will er sich zusammen mit dem Trainerteam und der Mannschaft fokussieren. Die Aussicht, in einem renommierten Nachwuchsleistungszentrum wie dem der 05ER auf verschiedenen Ebenen reinschnuppern zu können, reizen Trapp aber zusätzlich. Aktuell macht er beispielsweise Lizenzen im Fitnessbereich, die Trainerscheine sind ein weiteres Ziel. Dazuzulernen für die Zukunft ist das Stichwort: "Auf lange Sicht hier einen Fuß in irgendeine Tür zu bekommen, die vielleicht mal aufgeht. Das ist sehr interessant für mich."