Triumphieren fürs Siegerfoto

Es ist maximal ein Dutzend Profis, das in dieser Woche auf dem Trainingsrasen am Bruchweg seine Arbeit verrichtet. Das heißt jedoch nicht, dass die mehr als halbierte Trainingsgruppe des 1. FSV Mainz 05 auch ein reduziertes Programm absolvieren würde. Das Pensum, das Sandro Schwarz mit den Spielern abarbeitet, die nicht mit ihren jeweiligen Nationalteams unterwegs sind, hat es in sich, was Umfänge und Intensität angeht und ist so zielgerichtet, wie der 05-Trainer die Angriffsaktionen seines Teams in der Bundesliga vorgetragen sehen möchte.

Grinsend schlendert der 40-Jährige über den Rasen. Ein paar Meter weiter postieren sich gerade Alex Maxim, Moussa Niakhaté, Florian Müller, Levin Öztunali und Jonathan Meier für ein Siegerfoto. Das Quintett hat eines der zahlreichen Trainingsspiele gewonnen, die auf dem Tagesprogramm standen und setzt sich triumphierend in Szene. Schwarz hat es angekündigt: Auch in der kleineren Trainingsgruppe geht es in dieser Pause darum, dran zu bleiben, Konzentration und Energie hochzuhalten. Auch wenn das nächste Spiel erst am Samstag in acht Tagen bei Fortuna Düsseldorf stattfindet, geht es darum, die Spannung zu keinem Zeitpunkt zu verlieren. Und trotz der intensiven Arbeit dennoch Spaß zu haben. Um die Freude seiner Spieler zu fördern, hat sich der Coach diverse Wettbewerbe einfallen lassen auf relativ kleinen Spielfeldern, in denen es ums Gewinnen geht. Die Stimmung dabei ist bestens, und Schwarz zufrieden.

"Den Stecken reinhalten"

Die Schwerpunkte sind klar: "Hart arbeiten für die Physis. Mit Geschwindigkeit vorwärts spielen, Zweikämpfe führen. Verteidigen. Kleine Spielfelder, hohe Intensität", sagt der 05-Trainer. Das, was er schon vor der Saison thematisiert hat, ist inzwischen Gewissheit geworden. Die Bundesliga allgemein ist intensiver geworden, aggressiver. Weil bei vielen Trainern, auch bei etlichen der neu hinzugekommenen, die Arbeit gegen den Ball, einen zentralen Raum einnimmt. Bei Borussia Mönchengladbach und dem VfL Wolfsburg beispielsweise. Das Team des Ex-05ERS Marco Rose ist Tabellenführer, die Mannschaft des ebenfalls aus Österreich in die Bundesliga gewechselten Oliver Glasner folgt gleich dahinter. Zwei Teams, die mit ihrer Spielweise die wenigsten Gegentreffer kassiert haben.

Bei den 05ern steht die zu große Anzahl von Gegentoren nach Standardsituationen auf der Agenda, aber auch solche Tore, wie das 1:1 in Paderborn. Als der Neuling schnell durchs Mittelfeld spielte, auf rechts verlagerte und die Mainzer Gegenwehr sowohl gegen Vorbereiter Dräger als auch gegen den Schützen Zolinski zu halbherzig ausfiel. "Du musst in der Situation den Zweikampf führen. Dafür musst du immer wieder die Sinne schärfen, dass du in bestimmten Zonen des Spielfelds Zweikämpfe führen musst. Du kannst da nicht mehr sichern und Passwege schließen, sondern du musst den Stecken reinhalten in die Speichen. Das müssen wir immer wieder trainieren und abfordern", sagt Schwarz.

120 Kilometer sind erforderlich

Die aggressive Arbeit gegen den Ball nimmt ohnehin einen großen Teil des 05-Trainings ein. Balleroberungen schon in der gegnerischen Hälfte, die den Mainzern beim Auswärtssieg in Paderborn die gezeigte Dominanz verschafft haben, sind laufintensiv. "Du merkst es an den einzelnen Daten", sagt Schwarz. "Wir haben in Paderborn 120 Kilometer benötigt, dazu 250 Sprints. Das sind Werte, die du in dieser Saison brauchst, das bestätigt sich mehr und mehr."

Im Spiel nach vorne geht es dem Trainerteam darum, genaue Pässe in den Strafraum zu spielen. "Solche Schlüsselpässe sind wichtig. Klar wollen wir viel den Ball haben, aber der Ballbesitz muss immer zielgerichtet sein. Wenn wir 60 Prozent Ballbesitz haben, aber nur drei Torschüsse, dann zeigt uns das schon, dass wir keinen Zug nach vorne haben. Wir hatten das ja schon, dass wir dann vorne hin und her gespielt haben, rückwärts und nochmal rückwärts", so der 05-Trainer.

Das einfache, geradlinige Spiel ist also Gegenstand der aktuellen Trainingswoche. Und es bringt Spaß durch kleine Erfolge in den einzelnen Spielformen. Nach zwei freien Tagen am Wochenende geht es dann am Montag langsam in die Vorbereitung auf das Auswärtsspiel in Düsseldorf. Dann auch mit täglich mehr Personal, wenn die Nationalspieler zurückkehren.

Die Termine aller öffentlichen Trainingseinheiten findet ihr wie immer hier.