Nachwuchs 27.08.2022 - 15:40 Uhr
U19: Last-Minute-Spektakel im Bruchwegstadion
Mainzer schlagen Stuttgart in packendem Spiel mit 4:3
In einem offenen Schlagabtausch mit dem VfB Stuttgart behielt die Mainzer U19 nach 90 Minuten das bessere Ende für sich. Dennis Kaygin brachte den FSV nach einer Viertelstunde in Führung, Lovis Bierschenk erhöhte kurz vor der Pause auf 2:0. Nach dem Seitenwechsel brachte ein Elfmeter-Treffer von Samuele di Benedetto den VfB zurück ins Spiel, ehe Younes Azahaf auf 3:1 für die 05ER stellte. Doch die Gäste gaben nicht auf und kamen durch ein Traumtor von Maximilian Wagner erneut zurück. In der 85. Minute war es erneut Wagner, der zum Ausgleich für Stuttgart traf. In buchstäblich letzter Sekunde war es dann der eingewechselte Nelson Weiper, der das viel umjubelte 4:3 für seine Mannschaft erzielte.
Führung durch Umschaltsituation
Es war ein munterer Beginn im Mainzer Bruchwegstadion, bei dem es, zunächst ohne die ganz großen Torchancen, hin und her ging. Die einzige nennenswerte Torannäherung der Anfangsphase gelang dem VfB Stuttgart nach einer Ecke in der dritten Spielminute, Gäste-Innenverteidiger Paul König köpfte den Ball jedoch knapp am Tor vorbei. Die Mainzer verteidigten konzentriert, standen relativ tief und versuchten die eigenen Stürmer immer wieder mit tiefen Bällen in Szene zu setzen. "Dadurch, dass Stuttgart mit einem spielerisch starken Torwart aufbaut, war es nicht so einfach, immer ins Pressing zu kommen. Zudem hatten wir vor dem Spiel bereits drei Punkt Vorsprung auf Stuttgart, mussten also nicht ins letzte Risiko gehen und wollten mehr auf unsere Gelegenheiten warten", erklärt U19-Trainer Benjamin Hoffmann den Matchplan seines Teams.
Dieser war dann in der 16. Spielminute erstmals erfolgreich, als Tim Müller Kaygin die linke Außenlinie hinunterschickte. Dieser setzte sich durch, zog nach innen und erzielte mit der ersten Torgelegenheit direkt das 1:0 für die 05ER. Mainz, sichtlich beflügelt vom Führungstreffer, spielte weiter nach vorne und hatten wenig später nach einer Hereingabe von der linken Seite die große Chance auf 2:0 zu stellen. Azahaf brachte den Ball scharf vor das Stuttgarter Tor, wo er zunächst von einem Stuttgarter Verteidiger in Richtung des eigenen Tores abprallte. Bei dem anschließenden Durcheinander im Fünfmeterraum der Gäste konnte Bierschenk den Ball letztlich nicht im Tor unterbringen (18.). Wenig später schloss Ivan Martinovic einen von Bierschenk auf der rechten Seite initiierten Angriff aus zentraler Position ab, Dennis Siemen im VfB-Tor parierte den Ball jedoch problemlos (23.).
2:0 kurz vor der Pause
Die Stuttgarter waren nun bemüht, wieder mehr Kontrolle über das Spiel zu gewinnen und waren in diesem Ansinnen erfolgreich. So zeigte sich vermehrt das Spiel der Anfangsphase, in dem die Stuttgarter gegen engagiert verteidigende Mainzer, mehr oder weniger erfolglos, versuchten, eine Lücke im Abwehrverbund um Philipp Schulz und Stjepan Pavisic zu finden. Freistöße, zunächst aus rund 18 Metern, Pit Zuther im Tor der 05ER parierte souverän (25.), und anschließend als immer länger werdende Hereingabe aus dem rechten Halbfeld, die vom zweiten Pfosten noch einmal vor das Mainzer Tor gebracht wurde (43.), waren dabei die größte Stuttgarter Torchance im ersten Durchgang. Die Hausherren wussten hingegen weiterhin vornehmlich durch stark ausgespielte Umschaltsituationen zu überzeugen. Ein tiefer Ball aus der eigenen Hälfte provozierte kurz vor der Halbzeit einen Eckball, durch welchen die Hoffmann-Elf zum 2:0 kam. Die Ecke landete zunächst an der vorderen Fünfmeterraumkante, wo Grigorijs Degtjarevs an den Ball kam und selbigen noch einmal scharf machte. Bierschenk köpfte den Ball freistehend am zweiten Pfosten ein (45+2).
Die erste Halbzeit in Bildern
Anschlusstreffer nach dem Seitenwechsel
Die Mainzer erwischten einen denkbar ungünstigen Start in die zweite Spielhälfte, schlugen dann aber direkt zurück: Samuele Di Benedetto erzielte unmittelbar nach der Pause zunächst per Strafstoß den 2:1-Anschlusstreffer für den VfB, nachdem Schulz den Stuttgarter Luca Raimund im Strafraum nach Auffassung des Schiedsrichters strafbar zu Fall gebracht hatte. Lange stand der neue Spielstand allerdings nicht auf der Anzeigetafel, denn in der 53. Spielminute stellte Azahaf mit einem sehenswerten Schlenzer aus rund 17 Metern in halbrechter Position den Zwei-Tore-Vorsprung wieder her und traf zum 3:1 in den Winkel. "Stuttgart hat die Intensität des Spiels vorgegeben und die Jungs damit ein bisschen überrascht. Da hat sich die Mannschaft gut gewehrt und ist eiskalt geblieben. Wir waren brutal effizient", lobt der Mainzer Cheftrainer die Kaltschnäuzigkeit seiner Mannschaft.
Mainz drängte nun auf die Entscheidung und kam durch Pavisic nach einer Ecke (64.) und den eingewechselten Brajan Gruda durch einen direkt getretenen Freistoß (71.) zum Abschluss. Letzterer setzte wenig später den ebenfalls eingewechselten Weiper im Stafraum der Gäste in Szene, dieser scheitere jedoch am Außennetz (76.). Im direkten Gegenzug gelang Wagner auf Seiten der Stuttgarter nahezu das Spiegelbild des 3:1-Treffers von Azahaf. Der VfB-Stürmer zirkelte den Ball aus halblinker Position knapp außerhalb des Strafraums unhaltbar zum 3:2 in den Winkel (77.). Die Mainzer spielten weiter nach vorne, wollten den alten Vorsprung wiederherstellen und kamen durch Einzelaktionen von Weiper (79.) und Azahaf (80.) sowie einen Freistoß von Martinovic (84.) zu Torgelegenheiten.
Impressionen aus der zweiten Halbzeit
Fulminante Schlussphase
In der 85. Minute erwischten die Gäste die Mainzer Defensive dann auf dem falschen Fuß. Eine Hereingabe von Elisio Widmann von der linken Seite versuchte Schulz am langen Pfosten noch zu klären, schoss dabei jedoch Wagner an, von wo der Ball den Weg ins Tor fand. Doch damit noch nicht genug: Die 05ER zeigten sich unbeeindruckt und spielten weiter auf Sieg. In der Nachspielzeit köpfte Weiper eine Hereingabe von Jason Amann zum umjubelten 4:3 ein und sicherte seiner Mannschaft im Top-Spiel gegen den VfB Stuttgart wichtige drei Punkte.
"Ich habe nach dem Spiel zu den Jungs gesagt, dass ich einen 180er-Puls habe und ich nicht weiß, ob es daran liegt, dass ich unzufrieden bin, dass wir Stuttgart zurück in das Spiel haben kommen lassen oder ob es einfach an der Intensität des Spiels liegt. Wahrscheinlich am Ende beides", erklärte der U19-Coach nach der für alle Beteiligten intensiven Partie. Aufgrund der drei Gegentore sei Hoffmann mit dem Spiel zwar nicht zufrieden, aber glücklich über den Sieg: "Man hat heute gesehen, wie schwer und anstrengend es ist, drei Punkte in dieser Liga zu erkämpfen. Gerade im Jugendfußball kann so ein Spiel schnell kippen", weiß Hoffmann, dass es in der Junioren-Bundesliga auch in den kommenden Spielen nichts geschenkt geben wird.
Mainz 05 - VfB Stuttgart 4:3 (2:1)
Aufstellung: Zuther - Amann, Müller, Schulz, Pavisic, Gleiber (70. Wiesnet), Azahaf, Martinovic (85. Kalemba), Degtjarevs (55. Weiper), Kaygin (70. Pestic), Bierschenk (55. Gruda)
Tore: 1:0 Kaygin (16.), 2:0 Bierschenk (45+1.), 2:1 di Benedetto (48.), 3:1 Azahaf (53.), 3:2 Wagner (77.), 3:3 Wagner (85.), 4:3 Weiper (90+1.)
Schiedsrichter: Jannick Ziehmer