Als Marcus Müller in der Nachspielzeit zum Kopfball hochstieg, hatte ein Teil der 380 Zuschauer an diesem Dienstagabend unter Flutlicht im Bruchwegstadion auf dem WOLFGANG FRANK CAMPUS schon den Torschrei auf den Lippen. Der Ball des wuchtigen Mittelstürmers der U23 von Mainz 05 flog jedoch knapp über das Tor des VfR Aalen. Der Lucky Punch wäre nach dem Verlauf der zweiten 45 Minuten, in denen die höchste Mainzer Ausbildungsmannschaft starke Comeback-Qualitäten zeigte und mehr klare Chancen hatte, nicht unverdient gewesen. Am Ende blieb es beim verdienten 1:1 gegen weiterhin ungeschlagene Gäste aus Aalen. Danny Schmidt hatte zuvor die Führung von Benjamin Kindsvater, der per Foulelfmeter traf, ausgeglichen. 

Die Reaktion seiner Mannschaft auf die deutliche Niederlage bei den Stuttgarter Kickers am Samstag stimmte auch U23-Cheftrainer Jan Siewert zufrieden. "Aus meiner Sicht war es ein gerechtes Unentschieden gegen eine ganz erfahrene, noch ungeschlagene Aalener Mannschaft. So wiederzukommen nach dem Rückstand, das ist die Moral und Haltung, die ich erwartet habe nach dem Spiel in Stuttgart. Damit bin ich in dieser Englischen Woche absolut zufrieden. Am Ende hatten wir sogar die klareren Möglichkeiten in der zweiten Hälfte. Die Durchschlagskraft ist ein Thema, an dem wir arbeiten müssen, um die Dinger klar zu Ende zu bringen", so Siewert.

Keine Tore zur Halbzeit

Der Mainzer Chefcoach veränderte seine Aufstellung im dritten Spiel der Englischen Woche auf vier Positionen. Im Tor durfte Profi-Leihgabe Lasse Rieß für Tristan Mohn ran, Lasse Wilhelm und David Mamutovic starteten anstelle von Timothé Rupil und Justin Seven. Für den gesperrten Kapitän Juraj Hartmann lief Philipp Schulz in der Innenverteidigung auf.

"Wir mussten aus dem Stuttgart-Spiel lernen. Der Respekt war heute am Anfang noch da, wir waren nicht so drin im Spiel in der ersten Halbzeit", beschrieb Siewert die Anfangsphase, in der beide Teams nur zu wenigen Abschlüssen kamen. Wilhelm mit einem Schuss aus 18 Metern, Eniss Shabani und Schmidt nach einem Freistoß verpassten aber das Tor der Gäste, die vor allem in der Schlussviertelstunde des ersten Abschnitts aufdrehten. Rieß hielt den FSV mit mehreren starken Paraden bis zur Halbzeit die Null.

Zwischenüberschrift

Mit mehr Mut im Anlaufen und dem daraus resultierenden Druck auf die Aalener Defensive kamen die 05ER aus der Pause und hatten durch Schmidt auch schnell ihre erste Gelegenheit. Der Schuss des U23-Toptorjägers aus rund 25 Metern ging aber knapp links am Tor vorbei (53.). Trotz des guten Starts in die zweiten 45 Minuten mussten die 05ER kurz nach ihrer Chance einem Rückstand hinterherlaufen. Maurice Trapp hatte gegen Ibrahima Diakité das Bein rausgestellt, den gerechtfertigten Strafstoß verwandelte Kindsvater sicher (56.).

"Trappo war natürlich enttäuscht über die Aktion, aber danach sind alle für ihn eingesprungen. So eine Reaktion habe ich mir nach dem Kickers-Spiel erhofft" sagte Siewert. Die höchste Mainzer Ausbildungsmannschaft legte direkt wieder den Vorwärtsgang ein, vor allem über die Außenverteidiger Keanu Kraft und Tim Müller, die immer wieder das Spiel antrieben. Einer dieser Läufe in die Tiefe von Kraft war dann der Schlüssel zum Ausgleich. Die Kopfballvorlage des rechten Außenverteidigers nutzte Schmidt in der Mitte zu seinem vierten Saisontor und dem verdienten Ausgleich (67.). Der FSV drängte nun auf den zweiten Treffer. Marcus Müller kam nach Vorlage von Julian Derstroff in eine gute Ausgangsposition, bekam den Ball aber nicht verarbeitet. Beim Schuss von Diakité mussten die 05ER noch einmal den Atem anhalten (83.). Dann kam Müllers Kopfball in der Nachspielzeit, doch auch dieser fand nicht den Weg ins Tor. Es blieb beim 1:1-Endstand. Die "Kaltschnäuzigkeit" will Siewert weiter forcieren bei seinem jungen Team. "Gegen einen Gegner wie Aalen bekommst du manchmal nur eine halbe Chance, die muss dann sitzen."

Weiter geht es für die Mainzer U23 am Sonntag, 03. September um 14 Uhr mit einem Auswärtsspiel in Dreieich gegen die U23 der Frankfurter Eintracht.

1. FSV Mainz 05 U23 - VfR Aalen - 1:1 (0:0)

Aufstellung: Rieß - Kraft (87. Nadjombe), Schulz, Trapp, Tim Müller (68. Marcus Müller) - Linsmayer, Shabani (68. Derstroff), Wilhelm (82. Rupil) - Mamutovic, Schmidt, Mata (82. Richter)
Tore: 0:1 Kindsvater (56. Foulelfmeter), 1:1 Schmidt (67.)
Zuschauer: 380