U23 17.06.2021 - 17:30 Uhr
"Intensiv und herausfordernd": Rückblick auf die Saison der U23
Cheftrainer Bartosch Gaul über Herausforderungen, Entwicklungen und Erfahrungen
Am vergangenen Freitag ging mit dem Auswärtsspiel bei Kickers Offenbach eine besondere Saison für die U23 von Mainz 05 zu Ende. Besonders lang, mit 22 Teams und 42 Spieltagen, besonders herausfordernd, aufgrund einer Spielzeit fast ohne Pause mit kleinem Kader, der mit Jungprofis und vor allem gegen Ende mit vielen U19-Spielern gespickt war. "Wir haben das alles im Großen und Ganzen sehr ordentlich gestemmt", sagt Bartosch Gaul rückblickend.
Der U23-Cheftrainer, der seinen Vertrag im Saisonverlauf um zwei weitere Jahre verlängert hat, spricht über die größten Herausforderungen, individuelle und mannschaftliche Entwicklung sowie die "untypische U23" und blickt voraus auf die kommende Saison, auf die sich Gaul mit seinem Team ab dem 12. Juli vorbereiten wird.
Die größten Herausforderungen
"Mit den Jungprofis hat ein wesentlicher Teil der Mannschaft bei den Profis trainiert. Den Kern des Kaders haben wir bewusst kleiner gehalten. Wir wollten immer optimistisch bleiben, lösungsorientiert denken und haben uns dann im Verlauf der Hinrunde auch gut stabilisiert. Irgendwann kamen wir wieder etwas mehr in die Rotation mit einigen Profis und Jungprofis, die zu uns kamen. Wir mussten den Jungs eine Struktur mit an die Hand zu geben und gleichzeitig bestimmte Abläufe und Automatismen verlangen. Dennoch haben wir es in den meisten Spielen geschafft, unseren Plan abzurufen. Da war es wichtig, dass wir an unserer Grundordnung festgehalten haben, um den Jungs die nötige Sicherheit zu geben."
Die mannschaftliche Entwicklung
"Es gab viele Dinge, die gut gelaufen sind. Dennoch bin ich der Meinung, dass wir insgesamt einen höheren Anspruch haben können. Der Teamgedanke und die Mentalität waren eine unserer Stärken in dieser Saison – wir haben es trotz der vielen Rotationen hinbekommen, eine gute Teamkultur zu entwickeln."
Ein normaler Entwicklungs- und Lernprozess
"Wir haben aktiv gespielt, hoch gepresst, die Gegner immer wieder früh gestört – das belegen auch die Statistiken. Von der Pressingintensität sind wir in der Liga auf dem ersten Platz. Wir hatten eine gute Ballzirkulation, ein gutes Positionsspiel, was sehr wichtig war. Ein Ausbildungsgedanke der U23 muss sein, den Jungs technische Voraussetzungen und ein gutes Kombinationsspiel mitzugeben. In diesen Bereichen haben wir sie sehr gut vorbereitet. Wir waren auch athletisch gut, hatten trotz kleinem Kader wenig Verletzungssorgen.
Defizite hatten wir mit Sicherheit in der Qualität der Flanken, der Abschlüsse und im Durchsetzungsvermögen. Wir haben zu viele Chancen liegen lassen. Daran arbeiten wir, aber bei jedem Spieler dauert diese Entwicklung unterschiedlich lang. Das ist ein normaler Prozess.
Ärgerlich war eine zu hohe Fehlerquote und Unaufmerksamkeiten bei Standardsituationen, die zu Gegentoren geführt haben. Auch das ist ein Lernprozess für eine junge Mannschaft. In den meisten Spielen war es aber so, dass wir nicht gnadenlos unterlegen waren, sondern uns auch noch mehr hätten belohnen können."
Die individuelle Entwicklung
"Wir haben gemerkt, vor welche Herausforderungen die jungen Spieler in der Regionalliga gestellt werden. Es ist eine starke Liga, die für die Jungs sehr fordernd und für ihre Entwicklung wichtig ist. Man hat gemerkt, dass der ein oder andere Anlaufschwierigkeiten hatte. Für die Jungprofis war die Saison wichtig, um mit Widerständen umzugehen und diese zu überwinden."
Die "untypische U23"
"Der Teamgedanke ist ein Teil unserer DNA. Den muss man auch leben, wenn man bei Mainz 05 Profi werden möchte. Diese Eigenschaft ist schon untypisch für eine U23, weil es oft Mannschaften gibt, in denen jeder nur auf sich selbst schaut. Trotz aller Umstände haben wir es geschafft, dass wir immer eine Einheit auf dem Platz waren. Es gab wenige Spiele, in denen uns der Gegner von der Mentalität her den Schneid abgekauft hat. Wir haben uns immer gewehrt und versucht, diesen Fußball in der Regionalliga anzunehmen."
Die Erfahrungen der U19-Spieler
"Der entscheidende Unterscheid, neben der Intensität, zwischen U19-Bundesliga und Regionalliga ist, dass Fehler noch schneller bestraft werden. Wie schnell das ein Spieler adaptieren kann, ist für mich auch ein entscheidender Qualitätsunterschied."
Der Ausblick auf die Saison 2021/22
"Die Mannschaft weiter zu verjüngen ist der Weg, für den sich der Verein ganz klar entschieden hat. Bo hat auch gesagt, dass er auf junge Spieler setzen will und der Weg über die U23 gehen soll. Das ist ein enorm wichtiger Punkt, wie wir die Mannschaft ausrichten wollen. Es ist eine sehr spannende und herausfordernde Aufgabe, die Messlatte und der Anspruch sind hoch. Wenn man als guter U19-Spieler dann die Widerstände in der U23 über zwei, drei Jahre überwindet – dann ist man bereit für den nächsten Schritt. Sich in dieser Regionalliga durchsetzen zu können als junger Spieler, ist dann auch für ein Qualitätsmerkmal. Man hat es zum Beispiel bei Leo oder Jonny gesehen. Das sind richtig gute Jungs, die nochmal ein, zwei Jahre gebraucht haben. Da können wir als U23 auf diesem Weg eine große Hilfestellung leisten."