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Profis 30.07.2014 - 10:52 Uhr

Unser Gegner: Asteras Tripolis

Der griechische Tabellenfünfte kommt nach Mainz

Asteras Tripolis. Der Stern. Beim Zeus! Darauf erst mal einen Recherche-Ouzo. Zugegeben, das ist eine Elf, die nicht jedem (außer Kasper Hjulmand und sein Trainerstab, hoffentlich) bekannt war vor der Auslosung der dritten Qualifikationsrunde der Europa League. Erste Hilfe zum Kennenlernen: Das World Wide Web. Einfach mal Asteras hineinschleudern in die endlosen Weiten der virtuellen Welt? Schreiber an Internet-Suchmaschine: Asteras ... Meldung ganz oben: Restaurant Asteras, griechische Spezialitäten in Brandenburg an der Havel. Klingt gut, bestimmt lecker, hat aber leider nichts mit Fußball zu tun. Darunter: News zu Asteras. „Mainz trifft auf Asteras ...“ „Mainz bekommt es mit Asteras ...“ Keine große Hilfe, was die Informationssuche angeht.

Die Fakten, freilich, lassen sich leicht erschließen. Asteras beendete die vergangene Saison der Super League auf Platz fünf; mit 58 Punkten (28 hinter Meister Olympiakos Piräus) und einem Torverhältnis von 46:35, was darauf schließen lässt, dass die Partien mitnichten rauschhafte Schauspiele waren. Der Marktwert des laut transfermarkt.de (Obacht: Magath-Alarm) 37 Spieler umfassenden Kaders beträgt 14,8 Millionen Euro. Der offensive Mittelfeldakteur Martin Rolle, ein Argentinier, ist mit 1,5 Millionen Euro wertvollster Kicker. 43,2 Prozent Legionäre, Durchschnittsalter 24,2 Jahre.

2005 begann der Aufschwung des 1931 gegründeten Klubs mit dem Satz in die Dritte Liga, 2007 schoss sich Asteras in die Super League. 2013 erreichte der Klub das griechische Pokalfinale. Wertvolle Pötte oder Schalen in der Vereinsvitrine: null. So weit, so humorlos. Gut nur, wenn man sich daran erinnert, dass man einen kennt, der einen kennt, der sich auskennt – und der auch noch freundlich ist. Wenn einer weiß, wie der Hellas-Fußball rollt, dann Andreas Naumis. Der in Karlsruhe lebende Grieche ist in seinem Heimatland ein angesehener Fernseh- und Rundfunkjournalist. Seit 23 Jahren begleitet er die Nationalelf zu allen Turnieren, berichtet über die großen griechischen Vereine. Nationalspieler wie der sonst jedes Mikrofon grußlos umschlurfende Theofanis Gekas machen beinahe einen Knicks, geben artig die Hand und höflich Auskunft.

Zufällig genoss Naumis über das letzte Wochenende ein paar Tage Urlaub auf dem Peloponnes, jener Halbinsel im Süden des griechischen Festlandes, deren Hauptstadt Tripoli ist. Naumis ist eine liebenswerte Plaudertasche. Asteras sei skandalfrei, sagt er, ein für Griechenland eigentlich nicht allzu typischer Verein. Geführt von einem seriösen Geschäftsmann, mit einem kleinen, 7616 Zuschauer fassenden, stets spärlich gefüllten Stadion, in dem nie eine richtige Fußballatmosphäre herrsche; nicht mal dann, wenn Olympiakos Piräus oder der AEK Athen aufkreuzten. In Tripoli existiert mit Panarkadikos ein weiterer Klub – und der liegt den Menschen mehr am Herzen. Naumis sagt: „Panarkadikos hat mehr Tradition. Sie spielen nur in der dritthöchsten Liga, aber da kommen genauso viele Zuschauer.“

Dafür sei das Asteras-Trainingszentrum eine Pracht. Naumis schwärmt geradezu: „Das musst du mal sehen. Das ist alles hoch professionell, da wirst du keinen Unterschied zu Deutschland finden. Es wird sich um die Kinder gekümmert, der Service für die Spieler ist hervorragend. Asteras ist ein guter Verein. Aber ich glaube: in der falschen Stadt.“ Trainer Staikos Vergetis ist seit dem 3. Oktober 2013 im Amt. Naumis hält viel von ihm: „Er ist clever, kann ein Spiel drehen. Er hat Zukunft.“ Fernando Usero werde heute gelbgesperrt fehlen. Ein großes Problem fürs Mittelfeld, findet Naumis. Der Torhüter sei der Schwachpunkt, die Abwehr etwas wacklig. Und Stürmer Pablo de Blasis „der Beste von allen“.

Naumis erzählt, man freue sich in Tripoli schon auf Mainz 05. Der Verein genieße große Sympathien in Griechenland. Die Fans seien willkommen. „Aber ich fürchte, es werden nicht viele mitreisen. Dabei lohnt es sich: Tripoli liegt zwar zentral, aber fährst du 70, 80 Kilometer ans Meer, dann ist alles phantastisch.“ Mainz 05 kommt nicht, um zu faulenzen. Naumis mahnt auch zur Vorsicht: „Theoretisch ist das für Mainz kein Problem. Aber Asteras hat schon Pflichtspiele absolviert, gegen Rovaniemi das erste Spiel überhaupt in Europa gewonnen. Das ist ein Spiel wie in einer ersten Runde im deutschen Pokal – und da gewinnen auch mal die Amateure.“ Beim Zeus! Auf diesen Schock erst mal einen Ouzo.