Fast die gesamte Hinrunde verbrachte Bremen in der Abstiegszone der Tabelle, am 16. Spieltag sah der Double-Gewinner von 2004 der Winterpause noch vom letzten Platz entgegen. Mit Viktor Skripnik sorgte Ende Oktober dann nicht nur personelle Vergangenheit wieder für grün-weiße Zukunftsperspektiven in der grauen Gegenwart. Der einst als „Beckham der Ukraine“ von den Werder-Fans verehrte Ex-Spieler übernahm den Cheftrainerposten vom glück- und sieglosen Robin Dutt und hauchte der Mannschaft neues Leben mit alten Tugenden ein: „Werders Stil ist es nun mal, aktiv und aggressiv nach vorne zu spielen. Und nach meiner Philosophie sind mir ein 5:4 oder ein 4:2 allemal lieber als ein 1:0 oder ein 0:0“, so Skripnik. Seine Erfolgsgeschichte als Bundesliga-Coach begann ausgerechnet am 10. Spieltag in Mainz (1:2) und hat seither keinen Dämpfer erfahren: Der damalige 18. empfängt unsere Nullfünfer am Samstag als Tabellenneunter, fast die gesamte Rückrunde verbrachte Bremen auf einem einstelligen Platz.
Für Schlagzeilen sorgte in den letzten Tagen aber vor allem Davie Selke. Der hochveranlagte U19-Europameister und „Bremens Sportler des Jahres“ wird den Verein für eine stattliche Ablösesumme zum Saisonende in Richtung zweite Liga und RB Leipzig verlassen, nachdem er erst vor wenigen Monaten seinen Vertrag langfristig verlängert hatte. Auch der gut bezahlte Abgang wichtiger Spieler gehört zu Werder Bremen wie der begeisternde Offensivfußball. Dabei steht Selke in der Tradition von großen Namen wie Pizzaro, Ismael, Klose, Mertesacker, Özil oder Diego. Sportlich muss er in diese Fußstapfen noch hineinwachsen, für die Tore in der Bundesliga zeichnet derzeit vor allem Franco Di Santo zuständig (12 Treffer), aber auch im Mittelfeld verfügt Bremen in Junuzovic (5) oder Bartels (4) über Torgefahr bis hin zu Verteidiger Sebastian Prödl (3). Von Torgefahr lässt sich dagegen auch im Bremer Strafraum sprechen, kein Team der Liga hat mehr kassiert (54). Bezeichnend: Mit nur zwei Gegentoren weniger folgt Skripniks Mentor Thomas Schaaf (Eintracht Frankfurt mit 52). Und „irgendwie gehört das auch zu dem Werder Bremen, das die Fans aus den besseren, ja den besten Zeiten so sehr lieben“, weiß der Ukrainer. „Langweilig war es mit Werder in der Vergangenheit nie, und daran soll sich auch in Zukunft nichts ändern.“