Profis 26.08.2015 - 12:43 Uhr
„Unser wichtigster Verteidiger“
Trainer Martin Schmidt lobt Yoshinori Muto für seinen leidenschaftlichen Einsatz
Yoshinori Muto steht mehr als andere Mainzer Spieler im Rampenlicht. Dafür kann der Angreifer der Nullfünfer, der aufgrund seines höflichen, zurückhaltenden Wesens große Sympathien genießt, selbst erst einmal wenig. Die japanischen Medien haben den Nationalspieler mit einem prall gefüllten Rucksack an Vorschlusslorbeeren und Erwartungen nach Deutschland entlassen. Muto, so die Hoffnung in der Heimat, soll der nächste große fußballerische Exportschlager werden.
Mainz 05 begegnet dieser Erwartungshaltung entspannt mit dem Wissen um sein großes fußballerisches Potenzial, aber auch um die Geduld, die nötig ist für den Anpassungsprozess an die neue Liga, ihren fußballerischen Anspruch und die generelle Integration eines jungen Menschen in einen neuen Kulturkreis. Der 23-Jährige selbst arbeitet fleißig im Training daran, seine sportliche Entwicklung dem eigenen und dem öffentlichen Anspruch anzunähern.
Jeder sportliche Erfolg der Mannschaft, aber auch der persönliche hilft dabei natürlich. Unter diesem Gesichtspunkt wäre es auch der Gemütsverfassung Mutos sicher zuträglich gewesen, hätte dieser in der Schlussphase der Partie bei Borussia Mönchengladbach eine seiner beiden großen Torchancen frei vor Keeper Yann Sommer genutzt. Die öffentliche Wahrnehmung wäre schlagartig gekippt. Tore sind und bleiben eben die wichtigste Währung für Angreifer, weil sie der allgemein verständlichste gemeinsame Nenner aller Bewertungsmaßstäbe für diese Spezies sind. So steht Mutos erster Startelfeinsatz für die Nullfünfer bei oberflächlicher Betrachtung eben zunächst für verpasste Tore und ein paar Abseitsstellungen.
Den Wert unter anderem einer Laufleistung von beachtlichen 12,4 Kilometern für die Mannschaft und ihren gemeinsamen Erfolg einzuordnen, obliegt dann dem Trainer. Martin Schmidt schlug nach dem Training am Dienstagabend für den Japaner ein paar Pflöcke ein. „Yoshi hat mit seiner Laufleistung und seiner Leidenschaft einen rausgehauen, wie es sonst Shinji Okazaki für uns getan hat“, lobte der Mainzer Trainer. „Deswegen war ich auch zufrieden mit seiner Leistung. Er hat den Gegner mit seinem Anlaufverhalten permanent genervt und bearbeitet und war damit der erste Verteidiger für uns, vielleicht sogar der wichtigste. Er hat mit seiner Arbeit viel Druck von unserer Defensive genommen.“
Schmidt schreibt beispielsweise die Entstehung des Führungstreffers der Verteidigungsarbeit des Angreifers zu, auch wenn dieser gar nicht durch einen Ballkontakt direkt beteiligt war. „Natürlich ist Yoshi ein paarmal ins Abseits gelaufen. Aber durch diese Läufe signalisiert er der gegnerischen Abwehr, dass er dort permanent auf der letzten Linie lauert und irgendwann durchbricht. Wenn er das nicht macht, kann die Abwehrreihe der Mönchengladbacher immer höher stehen, irgendwann erdrücken sie dich. So hat die Abwehr immer ein wenig abgesichert und Yunus Malli den Raum gelassen den Konter auf Christian Clemens einzuleiten, der dann zum Tor geführt hat.“
Natürlich soll sich Mutos Bilanz in Mainz in ein paar Monaten nicht vorrangig in der absolvierten Laufstrecke bemessen lassen. In der Partie bei der Borussia blitzte durchaus sein Geschick am Ball und in engen Spielsituationen auf. Sein Potenzial im Torabschluss wird er noch zeigen, da sind sich die Nullfünfer sicher. Sein Trainer wird darüber wachen, dass Muto selbst die richtige Priorisierung vornimmt. „Er ist kein Stürmer, der nur vorne steht und spekuliert. Das soll er auch nicht sein, das würde auch nicht zu unserer Spielweise passen“, sagt Schmidt. In Mainz wird Muto als Teamplayer in aller Ruhe reifen können. Genügend Beispiele für solche individuellen Entwicklungen haben die Nullfünfer als „Weiterbildungsverein“ schon geliefert.