Profis 28.08.2014 - 16:59 Uhr
Unsere Gäste: Hannover 96
Hannover 96 möchte wieder aus dem tabellarischen Mittelmaß raus und hat für dieses Ziel investiert
Nach zwei durchwachsenen Spielzeiten mit den Plätzen zehn und neun glaubt das leitende Personal von Hannover 96 an eine positivere Saison. Wohl nicht zu Unrecht: Die Vorbereitung konnte sich sehen lassen, der Start ist mit dem 2:1 gegen Schalke gelungen. Und das ohne den verletzten Kapitän Lars Stindl.
Beginnen wir die ganze Sache mit einer Information aus der Kategorie „Echt jetzt?“ Wussten Sie eigentlich schon, dass Hannover 96 laut „Handelsblatt“ unter den 18 Bundesligisten Platz eins einnimmt, was die finanziellen Zuwendungen durch die deutsche Bundeswehr angeht? 65.000 Euro lässt die nach Rekruten Ausschau haltende Wehr in diesem Jahr für Videoclips an Spieltagen, Anzeigen in 96-Printmedien und Bandenwerbung springen. Dafür könnte sich der Klub zwei Tage lang Cristiano Ronaldo oder Lionel Messi leisten. Doch beide wissen vermutlich nicht, wo Hannover auf der Landkarte zu finden ist. 96 tritt europaweit eben nicht in Erscheinung. Im Augenblick zumindest. Nach bescheidenen Spielzeiten mit den Plätzen zehn und neun wollen die Niedersachsen an die Saison 2010/11 anknüpfen, als sie Vierter wurden, sich für die Europa League qualifizierten und dort in der darauffolgenden Spielzeit bis ins Viertelfinale vorstießen. Erst in der Runde der letzten Acht war für 96 Schluss, gegen niemand anderen als den späteren Pott-in-die-Höhe-Stemmer Atlético Madrid. Die damals von Mirko Slomka gecoachte Elf wurde von Tausenden quer durch den Kontinent begleitet – danach dürsten die Anhänger auch jetzt.
Um seine Ziele zu erreichen, hat 96 viel investiert. Mittelfeldspieler Hiroshi Kiyotake kam vom 1. FC Nürnberg, Stürmer Joselu von der TSG Hoffenheim; der Spanier war zuletzt an Eintracht Frankfurt ausgeliehen. Strategische Transfers, wie Klubchef Martin Kind in einem Gespräch mit Bundesliga.de offenlegte: „Das sind Spieler im Alter von 23 bis 25 Jahren mit Bundesliga-Erfahrung, die aber auch noch Entwicklungspotenzial haben und ausgestattet sind mit einer Vertragslaufzeit von vier Jahren. Das gibt uns eine hohe Planungssicherheit.“ Neu im Kader ist überdies der linke Verteidiger Miiko Albornoz, ein 23-jähriger Chilene. Für jene drei Spieler und den damit einhergehenden Zuwachs an Qualität gab der Klub 10,8 Millionen Euro aus. Weitere Zugänge wie der kurz vor Ultimo akquirierte Stürmer Jimmy Briand (Olympique Lyon) waren ablösefrei. Populärster Abgang ist Mame Diouf, der sich dem englischen Premier-League-Vertreter Stoke City anschloss. Auch Ya Konan oder Szabolcs Huszti sind Spieler, die man in den vergangenen Jahren mit 96 auf Anhieb in Verbindung brachte.
Das Ziel ist klar, Mittelmaß soll vermieden werden, wenn es um den einzig wahren Rang geht – jenen im sportlichen Klassement des deutschen Fußball-Oberhauses. Die Saisonvorbereitung verlief verheißungsvoll. So bezwang 96 in Testspielen Werder Bremen (2:0) und Lazio Rom (3:1). Miroslav Klose, aus der deutschen Nationalelf zurückgetretener WM-Rekordtorschütze in Diensten der Römer, lobte den Auftritt der Hannoveraner: „Sehr frisch, sehr spielfreudig.“ Das sollen nun auch die Kontrahenten in der Bundesliga zu spüren bekommen. „Wir haben gut gearbeitet, ich spüre ein positives Kribbeln“, sagte Trainer Tayfun Korkut und ergänzte: „Wir sind gut vorbereitet, das verspreche ich.“ Auch Sportdirektor Dirk Dufner ist bester Dinge: „Die Truppe hat Spaß, will Fußball spielen. Das ist die Grundvoraussetzung für eine gute Saison.“ Eine Saison, in der ein Trainerwechsel vermieden werden soll. Im vergangenen Winter feuerte der Verein Mirko Slomka, Tayfun Korkut, bis dahin ein Nobody, trat das schwierige Erbe an. Nun hatte der ehemalige türkische Nationalspieler erstmals die Gelegenheit, eine Belegschaft nach eigenem Gutdünken zu formen. Martin Kind ist von Korkut angetan: „Ich sage ihm eine große Entwicklung in der Bundesliga voraus.“ Der Start ist 96 gelungen. Korkuts Mannen schlugen Schalke 04 mit 2:1, nach 0:1-Rückstand. Ein Verdienst des Kollektivs. Leon Andreasen sagte: „Das ist genau das, was Hannover 96 stark macht – dass wir über die Mannschaft kommen.“ In Mainz kennt man das nur zu gut …