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Profis 15.08.2022 - 13:00 Uhr

Verdrängungs­kampf auf "Hitzeniveau"

05ER beim 0:0 gegen Union am Ende dem Sieg näher als die Berliner

Viel Arbeit bei hohen Temperaturen hatten Jae-sung Lee (im Zweikampf mit Unions Paul Jäckel) und seine FSV-Teamkollegen gegen Union Berlin zu verrichten.

Dass dieses erste Heimspiel der neuen Saison aufgrund der Konstellation eine enge Angelegenheit, vielleicht auch ein Geduldsspiel werden würde, damit war zu rechnen. Dass die Partie des 1. FSV Mainz 05 gegen Union Berlin vor 25.000 Zuschauern in der MEWA Arena jedoch derart ausgeglichen sein und in einen Dauerkampf um Boden- und Raumgewinn ausartete, in ein Duell, in dem kein Team auch nur ein Fitzelchen nachgeben würde, das überraschte dann doch. Vor allen Dingen vor der Pause war das Spiel eher etwas für Anhänger eines absoluten Verdrängungskampfes übers gesamte Spielfeld. "Es war eine sehr ausgeglichene erste Halbzeit", sagte Martin Schmidt später, wobei sich der 05-Sportdirektor nicht aufs Niveau festlegen wollte. "Sagen wir mal auf Hitzeniveau", so der Schweizer.

 "Wir sind sehr aggressiv und forsch gestartet. Nach 20 Minuten hat es sich etwas angeglichen. Beide Teams haben sich neutralisiert: dasselbe Spielsystem im 5-3-2. Und so sah es halt aus. Das Rezept war, die Tiefe zu suchen, auch mit einem schnellen Ball." Das gelang nicht so. In der zweiten Halbzeit waren wir eine Viertelstunde lang richtig gut. Da haben wir die  Bälle gespielt, die wir wollten und hatten Aktionen, in denen wir etwas mehr Torgefahr ausstrahlen hätten können, als das Momentum bei uns lag. „Am Ende", sagte Schmidt, "ein gerechtes Unentschieden. Vielleicht hätten wir den Sieg einen Tick mehr verdient aufgrund der besseren Chancen.“ 

Die Reaktion von Urs Fischer nach dem 0:0 deutete darauf hin, dass der Union-Trainer diese Einschätzung teilte, denn der wirkte hochzufrieden mit diesem Punktgewinn. "Es war ein sehr zähes Spiel, in dem sich zwei Mannschaften neutralisiert haben, im Spiel gegen den Ball sehr kompakt standen, sehr gut organisiert waren und irgendwo von ihren Marschrichtungen auch nicht weggekommen sind. Sicherlich nicht allzu schön, wenn man sich das anschaut, aber als Trainer bin ich eigentlich zufrieden. Wir nehmen den Punkt sehr gerne mit."

15.08.2022

Die PK mit Bo Svensson und Urs Fischer

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"Gegen Union musst du brutal effektiv sein"

Bo Svensson sah das vom Prinzip her nicht viel anders: "Zwei Mannschaften, die nur wenig zugelassen haben", sagte der Chefcoach des FSV. "Es war sowieso für alle Spieler da unten auf dem Platz sehr schwer, zu spielen unter diesen Bedingungen. Wir haben wenig Räume weggegeben, von daher bin ich auch zufrieden mit der Leistung meiner Mannschaft, die sehr diszipliniert die Dinge, die ich gefordert habe, umgesetzt hat.“ Der 05-Trainer machte allerdings ein paar kleine Einschränkungen. "Uns hat in der zweiten Hälfte gefehlt, aus guten Gelegenheiten sehr gute zu machen, das haben wir nicht getan. Wir hatten ein paar gute Spielzüge, waren aber nicht konsequent genug. Gegen Union musst du brutal effektiv sein in den guten Situationen, die du hast", sagte der Däne.

Mit Beginn der zweiten Halbzeit kam mehr Leben in die Partie, und die Mainzer machten den etwas frischeren und druckvolleren Eindruck, trotz zweier guter Distanzschüsse der Berliner. Nach vorne funktionierte zwar weiterhin noch nicht alles, doch die 05ER gewannen mehr Zweikämpfe und kamen auch zu deutlich mehr Angriffen und Abschlüssen als noch vor der Pause.

Schwierige Bedingungen für die Offensivabteilung

Svensson hatte gegenüber dem 2:1-Auftakt-Erfolg in Bochum taktisch umgestellt und war diesmal mit zwei klaren Stürmern angetreten. Karim Onisiwo und Marcus Ingvartsen hatten im ersten Durchgang große Probleme, sich gegen die robusten Union-Innenverteidiger durchzusetzen, "man muss aber auch die schwierigen Bedingungen berücksichtigen. Und in der ersten Halbzeit waren sie allein auf sich gestellt. Der Abstand beider Achter war weit. Da ist es schwer, sich gegen die körperlich starken Verteidiger zu behaupten. Aus dem Nichts irgendwas zu kreieren, ist schwer, wenn die Räume so eng sind“, sagte der 05-Coach.

Bo Svensson war angetan von der disziplinierten Leistung seiner Mannschaft bei schwierigen Bedingungen.

"Die sind mit dem Plan gekommen, hier zu null zu spielen“

"Die Bälle in die Tiefe waren schwierig. Weil hinter der Kette wenig Raum war, haben wir versucht in den Sechserraum vor der Kette zu kommen, den Ball da rein zu chippen. Wenn wir unsere Stürmer angespielt haben, waren die oft allein, weil wir zu langsam nachgerückt sind. Wir hatten recht gute Ansätze, aber Union verteidigt auch gut", fügte Stefan Bell hinzu. "Das zeigte sich im Spiel mit einem engmaschigen, kompakten Verteidigungsverbund, der tief am eigenen Strafraum und ohne Risiko agierte. Die sind schon mit dem Plan gekommen, hier zu null zu spielen", meinte Bell.

Er habe diese Aufstellungsvariante gewählt, um in der Mitte nicht in Unterzahl zu sein, so Svensson.  "Wir wollten mehr Kompaktheit in der Mitte gegen den Ball und auch gegen die zweiten Bälle." Die Defensive, so das Fazit des 43-jährigen, sei schon gut, "aber wir wollen vom Prinzip her höher verteidigen. Und man konnte sehen, dass wir einen Tick zu viele Kopfball-Duelle hinten verloren haben. Wir sind in der Entwicklung, um da besser zu werden, mehr Druck auf den Gegner auszuüben, die Balleroberung weiter weg vom Tor hinzukriegen.“

Nach der Pause war die Raumaufteilung bei den Gastgebern insgesamt besser. "Wenn die Abstände zu groß sind, gibt es keine Möglichkeiten zu kombinieren“, erklärte Svensson. Wir haben die Abstände dann besser hinbekommen.“ Die Folge: Anton Stach hatte die Führung auf dem Fuß, sein Abschluss nach einem Konter war aber zu schwach. Wenig später scheiterte Onisiwo am Union-Keeper mit einem fulminanten Schuss. Stimmungsvoll wurde es nach den ersten Aus- und Einwechslungen. Angelo Fulgini spielte auf der linken Seite einen starken Pass in die Tiefe, Marlon Mustapha dribbelte sich gegen zwei Verteidiger in den Strafraum, sein Schrägschuss mit der Pike rollte am langen Pfosten ins Aus. In der Mitte hätte Onisiwo blank und einschussbereit gestanden. Auch Fulginis Abschluss geriet zu drucklos.

Er könne sogar noch mehr aussichtsreiche Dinge aufzählen, sagte der 05-Trainer: "Einen Konter, den Stach unsauber spielt, einen, wo Angelo in die Tiefe geht und eigentlich zurücklegen muss, statt durchzudribbeln, dann Delano Burgzorgs Schuss ganz am Ende, der noch abgefälscht wird. Wir brauchen da Torabschlussqualität und Qualität, um die Dinge im letzten Drittel zu Ende zu spielen, um in so einem engen Spiel das eine Tor zu machen." Er habe im Nachhinein vielleicht auch Burgzorg zu spät eingewechselt, sagte der 05-Trainer nachdenklich.

"Wir haben aber vier Punkte aus zwei Spielen"

Das Fazit des Sportdirektors fiel eindeutig aus: "Defensiv kann man ein Kränzchen binden, offensiv müssen wir durchschlagskräftiger werden", betonte Schmidt. Wir haben aber vier Punkte aus zwei Spielen.  Damit können wir zufrieden sei. Das ist ein guter, solider Start."