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Nachwuchs 14.05.2021 - 13:30 Uhr

Warum die Nachwuchsarbeit bei Mainz 05 Früchte trägt

NLZ-Leiter Volker Kersting und Junioren-Cheftrainer Jan Siewert über das NLZ als eine der tragenden Säulen des Mainzer Wegs

Der Bruchweg ist das Herz des Vereins. Hier arbeitet, trainiert und spielt auch der Nachwuchs der 05ER.

Auswirkungen der Corona-Pandemie, der Saisonabbruch für alle Nachwuchsmannschaften bis zur U19 sowie die noch andauernde Mammut-Saison der U23: Für die Verantwortlichen des Mainzer Nachwuchsleistungszentrums stellten die vergangenen 14 Monate eine besondere Herausforderung dar. Gerade in diesen Zeiten bekräftigte NLZ-Leiter Volker Kersting im Rahmen des Online-Formats "05ER Inside: Willkommen im Café Neuf" zusammen mit Junioren-Cheftrainer Jan Siewert die Wichtigkeit der Nachwuchsarbeit bei Mainz 05, die auch in dieser Saison wieder Früchte trägt, unter anderem beim Anteil der Spielzeit der Eigengewächse in der Bundesliga-Mannschaft.

Als sich im Frühjahr 2020 das Corona-Virus ausbreitete und das Mainzer NLZ erstmals in seiner Geschichte schließen musste, waren die Verantwortlichen als Krisen-Manager gefordert. "Wir standen vor der riesigen Herausforderung, alle Spieler zuhause zu betreuen. Das war für uns ein erheblicher Mehraufwand, aber alle Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen haben einen exzellenten Job gemacht", blickte Siewert zurück. Die NLZ-Mitarbeiter standen plötzlich vor der Aufgabe, allen Jugendspielern alternative, aber gleichzeitig zielgerichtete Trainingsformen anzubieten, sie bei Laune zu halten und die Entwicklungslücke nicht allzu groß werden zu lassen, wie der Junioren-Cheftrainer erklärte. "Entscheidend war, dass wir kreative Lösungen finden mussten – das haben wir, denke ich, ganz gut hinbekommen."

Verantwortlich für die Mainzer Jugendarbeit: Junioren-Cheftrainer Jan Siewert (links) und NLZ-Leiter Volker Kersting (rechts).

"Es wird immer wichtiger, gerade in den Nachwuchs zu investieren"

Dabei richteten alle Mitarbeiter ihre Aufmerksamkeit auch auf mögliche psychische Auswirkungen, die sich, so Siewert, in ganz unterschiedlichen Formen zeigten. "Wir haben deutlich gemerkt, wer trotz dieser Widrigkeiten, Sprünge machen konnte und wer vielleicht Schwierigkeiten hatte". Auch hier galt es für die NLZ-Verantwortlichen wieder kreativ zu werden und individuell zu betrachten, welche Maßnahmen gefordert sind, etwa in puncto Stressbewältigung. Das gelte auch für die physische Entwicklung der Jugendspieler. "Für uns ist es sehr wichtig, im Hinblick auf Verletzungsprävention besonders aufzupassen und die individuelle Belastungssteuerung genau im Auge zu behalten."

Finanzielle Auswirkungen würden sich eher im Gesamtverein zeigen, trotzdem appellierte Kersting daran, weiter am Mainzer Weg festzuhalten. "Es ist wichtig, dass wir das NLZ weiter als tragende Säule sehen. Es wird immer wichtiger, gerade in den Nachwuchs zu investieren. Wir haben viele Top-Talente in den eigenen Reihen, die wir weiter fördern möchten." Dass dieser Weg Früchte trägt, konnte man nicht erst in dieser Saison sehen, in der 13 Spieler zum aktuellen Profi-Kader gehören, die in der U23 zum Einsatz kamen oder immer noch kommen. Von allen deutschen Profi-Klubs in der Bundesliga waren die Mainzer Eigengewächse in der aktuellen Spielzeit bei der prozentual Einsatzzeit an der Spitze (Stand: Mai 2021).

Mainzer Eigengewächse mit Spielzeit in der Bundesliga

"Der einzig richtige Weg"

Im Übergang vom Jugend- in den Erwachsenenfußball sei die Mainzer U23, die in der Regionalliga Südwest antritt, für die 05ER von großem Wert, wie Kersting erklärte. "Die U23 ist eine ganz besondere Mannschaft, bestehend aus U19-Spielern, die der A-Junioren-Bundesliga entwachsen sind, Spieler, die schon einige Jahre in der U23 verbracht haben und den routinierten Führungsspielern." Für die Mainzer Nachwuchstalente die perfekte Umgebung, um sich an die veränderten Verhältnisse im Profi-Fußball zu gewöhnen. "Als U19-Spieler muss man sich erst einmal an die Geschwindigkeit und die Härte im Erwachsenenfußball gewöhnen. Deswegen ist die U23-Mannschaft für uns so wertvoll", unterstrich Siewert das Mainzer Konzept.

Eine Entwicklung wie bei anderen Vereinen, die ihre zweite Mannschaft vom Spielbetrieb abgemeldet haben, sei in Mainz nicht angedacht – im Gegenteil. "Wir wollen den Übergang vom Jugend- in den Profibereich erleichtern, die wenigsten schaffen den direkten Sprung, da es große Unterschiede in Zweikampfhärte und Geschwindigkeit gibt. Das kann man in der Regionalliga sehr gut abbilden, weil hier auch viele Ex-Profis spielen. Für uns ist die U23 deshalb eminent wichtig und ein Faustpfand, an dem wir weiter festhalten werden", betonte Siewert, während Kersting ergänzte: "Wir haben unseren Weg gefunden und werden diesen konsequent weiter bestreiten. Für uns als Mainz 05 ist das der einzig richtige Weg."

Auch der heutige Mainzer Cheftrainer Bo Svensson startete seine Trainerkarriere einst im Nachwuchs der 05ER (auf dem Bild an der Seitenlinie bei einem Spiel mit der U19)

Svenssons Potenzial früh erkennbar

Zur kommenden Saison werden insgesamt sieben U19-Akteure zur höchsten Mainzer Ausbildungsmannschaft stoßen. "Insbesondere waren die Leistungen bis zum Saisonabbruch, im Trainingsbetrieb und in den Testspielen ausschlaggebend für unsere Entscheidung. Wie sehen bei jedem der Jungs die Perspektive, sich weiter in Mainz ausbilden zu lassen und es auf lange Sicht in den Profi-Kader schaffen zu können", erklärte Siewert die Maßnahme. Mit Cheftrainer Bartosch Gaul verfüge die U23, so Kersting, zudem über "einen absoluten Top-Mann", der seinen Vertrag beim FSV jüngst bis 2023 verlängert hat. "Bartosch hat bei uns in den vergangenen fünf Jahren die verschiedensten Mannschaften durchlaufen. Wir wissen um seine Qualitäten: Er ist jemand, der sich sehr viele Gedanken macht und sehr akribisch arbeitet. Das ist nicht immer einfach, allen Anforderungen gerecht zu werden."

Auch die Kommunikation zwischen erster Mannschaft und Nachwuchsbereich funktioniere reibungslos. "Wir stehen immer im regelmäßigen Austausch mit Bo und seinem Trainerteam, um die individuelle Entwicklung jedes Spielers genau zu verfolgen", erläutert Siewert die Abläufe im NLZ, in dem auch er der heutige Mainzer Cheftrainer Bo Svensson seine Trainerlaufbahn begann. Das große Potenzial des Dänen sei schon früh erkennbar gewesen, wie Kersting verriet: "Es war damals so, dass Christian Heidel Bo als erstem Spieler eine Anschlussanstellung in den Vertrag geschrieben hat und früh erkannte, dass er ein kommender Trainer sein würde. Er hat dann im NLZ die ersten Schritte gemacht. Man hat schnell eine Entwicklung gespürt und irgendwann gemerkt, dass er ein Trainer auf allerhöchstem Level werden würde."

Seit Jahrzehnten am Bruchweg: NLZ-Leiter Kersting, hier neben dem damaligen U19-Cheftrainer Thomas Tuchel nach dem Gewinn der Deutschen A-Junioren-Meisterschaft 2009.

"Das ist mein Verein"

Gegen Ende der Veranstaltung erklärte Kersting, der nun bereits in seinem 30. Jahr beim FSV tätig ist, seine Verbundenheit zu Mainz 05: "Ich bin in unmittelbarer Nähe zum Bruchweg aufgewachsen, habe mit neun Jahren hier mein erstes Spiel gesehen – da entsteht eine Verbindung zum Verein als Mainzer, als 05ER, die mich nie losgelassen hat. Das ist mein Verein, auch wenn es immer wieder Angebote von anderen Klubs gab."