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Profis 19.10.2017 - 13:00 Uhr

Wetklo: "Hätte niemals davon zu träumen gewagt"

Christian Wetklo, Schalker und Mainzer Urgestein, im Interview mit www.mainz05.de

Im Mai 2011 qualifizierten sich die 05er mit Christian Weklo im Tor durch ein 3:1 auf Schalke für die Europa League. ©rscp

Christian Wetklo ist Schalker und Mainzer Urgestein. Von 2000 bis 2014 schnürte der Torhüter für den 1. FSV Mainz 05 die Fußballschuhe und bewies dabei beispielhafte Vereinstreue. Im Spätherbst seiner Karriere zog es ihn, der aus seiner Verbundenheit zu seiner Heimat nie einen Hehl gemacht hatte, wieder zurück nach Gelsenkirchen zu seinem Jugendklub. Seit drei Jahren arbeitet der 37-Jährige als Torwarttrainer der U23 des FC Schalke 04. Im Interview blickt er auf seine Mainzer Zeit zurück.

Hallo Christian, danke, dass du dir Zeit für uns nimmst. Wobei stören wir dich?

Wetklo: Ihr erwischt mich an einem trainingsfreien Tag. Ich habe mir gerade die Winterreifen auf mein Auto ziehen lassen und werde gleich meinen Sohn von der Schule abholen.

Zunächst eine dienstliche Frage: Eure U23 ist vergangene Saison in die Oberliga abgestiegen. Wie läuft es aktuell bei deiner Mannschaft?

Wetklo: Unsere U23 ist im Sommer komplett neu aufgestellt worden. Unser Saisonstart war durchwachsen, wir haben uns mehr Punkte erhofft. Aber die Formkurve zeigt nach oben und wir befinden uns in Reichweite zur Spitze. Unser Ziel heißt auf jeden Fall, direkt wieder aufzusteigen.

Du hast vor drei Jahren bei S04 die Trainerlaufbahn eingeschlagen. Siehst du deinen weiteren Weg im Trainerberuf?

Wetklo: Auf jeden Fall. Mein Interesse an der Trainertätigkeit ist schon früh gewachsen, ich habe ja bereits während meiner Mainzer Zeit beim TSV Wackernheim und beim TSV Schott Mainz trainiert, damals meine B-Lizenz als Trainer gemacht, nun im vergangenen Jahr die A-Lizenz und dazu den Torwarttrainer-Leistungskurs absolviert. Ich bin ich jetzt seit drei Jahren Torwarttrainer unserer U23, aber darüber hinaus auch Torwarttrainer-Koordinator in unserem Nachwuchsleistungszentrum. Zuletzt habe ich auch an unseren Ausbildungsplänen für die Zertifizierung des Nachwuchsleistungszentrums geschrieben.

Wie eng bist du dran an den Profis?

Wetklo: Räumlich jetzt durch den neuen Kabinentrakt der Profis etwas näher, die Bereiche liegen nicht mehr weit auseinander. Im Alltag läuft man sich also über den Weg. Inhaltlich bin ich als Bindeglied zu den Torhütern des Nachwuchsleistungszentrums Ansprechpartner für Simon Henzler, unseren Torwarttrainer bei den Profis. Der Kontakt zum Profibereich besteht über die Trainer und den Staff, den ich noch kenne, weniger zu den Profis selbst.

Freitagabend Flutlichtspiel auf Schalke. Dein Team spielt in der Oberliga erst am Sonntag, also bist du im Stadion?

Wetklo: Das will ich eigentlich unbedingt, ich kann es aber noch nicht definitiv sagen. Ich muss mich privat organisieren. Freitags fahre ich immer meinen älteren Sohn Romano zum Training, er spielt in der U14 beim MSV Duisburg. Ich muss schauen, ob ich jemanden in der Familie finde, der ihn für mich fährt.

Wie würdest du die aktuelle Situation auf Schalke beschreiben?

Wetklo: Als ruhig. Der Sieg bei Hertha BSC hat uns gut getan und den Anschluss an die vorderen Tabellenplätze hergestellt.

Wo siehst du die Stärken der aktuellen Mannschaft?

Wetklo: Die Mannschaft hat ihre individuelle Qualität und lässt immer mehr Struktur erkennen, das ist für alle Beobachter spürbar. Die Richtung stimmt. Aber sie steht mit ihrem neuen Trainer natürlich immer noch in einer Entwicklung. Wir kennen das ja aus Mainz, auch unter Jürgen Klopp oder Thomas Tuchel haben wir als Mannschaft einfach auch Zeit benötigt, bis wir die Vorgaben optimal umsetzen konnten.

Was heißt das für das Spiel am Freitagabend?

Wetklo: Das wird ein sehr interessantes Spiel. Schalke spielt im 3-4-3, diese Formation hat Sandro Schwarz in dieser Saison auch schon gewählt. Beide Teams ähneln sich in ihrer Art, Fußball zu spielen, mit schnellem, flachem Spiel in die Spitze.

Hast du heute noch Kontakt zu Mainz 05?

Wetklo: Kontakt habe ich vor allem zu Stephan Kuhnert, der mich ja über die gesamten 14 Jahre bei Mainz 05 begleitet hat. Gelegentlich auch noch zu Niko Bungert. Ehrlicherweise muss ich aber auch sagen, dass ja kaum noch Spieler aus meiner Zeit in der aktuellen Mannschaft sind. Eigentlich neben Niko nur noch Stefan Bell. Ansonsten hat sich bei Mainz 05 ja viel personell verändert, auch im Verein.

Dann war die Wiedersehensfreude mit den ehemaligen Kollegen beim Abschiedsspiel von Nikolce Noveski wahrscheinlich umso größer …

Wetklo: Es war ein Riesenspaß, die vielen Kameraden aus der früheren Zeit wieder zu treffen. Das war schon toll, was Nikolce und der Verein da auf die Beine gestellt haben. Beeindruckend war auch zu sehen, wie viele großartige Spieler im Laufe der Jahre bei Mainz 05 waren. Das wird einem erst bewusst, wenn man die vielen Jungs, mit denen ich im Laufe der Jahre zusammengespielt habe, mal als Gruppe zusammen sieht.

Du bleibst uns trotz deiner 14 Jahre bei Mainz 05 als bekennender Ur-Schalker in Erinnerung, der auch schon mal in einem Bundesligaspiel im blauen Mainzer Torwarttrikot vor der Dortmunder Südkurve provoziert hat. Welche schönste Mainzer Erinnerung fällt dir denn spontan ein?

Wetklo: Dieses Spiel in Dortmund ist mir persönlich gar nicht so sehr in Erinnerung, aber ich werde auch auf Schalke immer wieder darauf angesprochen. Ich muss eher immer wieder daran denken, wie es im Jahr 2000 am Bruchweg ausgesehen hat, als ich zum ersten Probetraining gekommen bin. Wir haben uns im Container umgezogen, auf der Geschäftsstelle gab es einen oder zwei Mitarbeiter, einer davon war Michael Kammerer. Wenn ich diese Eindrücke mit dem aktuellen Stand des Vereins vergleiche, dann war diese Entwicklung damals einfach überhaupt nicht vorstellbar. Ich bin sehr dankbar, dass ich diese Zeit in Mainz miterleben durfte.

Beinahe wärst du im ersten Jahr nach der Rückkehr zu S04 sogar noch zu einem Bundesliga-Einsatz gekommen. Bedauerst du, dass es am Ende "nur" zu ein paar Einsätzen in der U23 gekommen ist?

Wetklo: Die Absprache nach meinem Wechsel nach Schalke 2014 war klar, dass ich in der Bundesliga auf der Bank aushelfe, solange es die damalige Situation mit den verletzten Torhütern erforderte. Dass ich dann doch häufiger als geplant zum Profikader gehört habe, war beim Wechsel nicht absehbar. Aber ich verbinde mit dieser Zeit überhaupt keine negativen Gedanken, im Gegenteil. Die Konstellation bei den Profis hat mir unvergessliche Erinnerungen beschert. Ich habe in der Champions League bei den Spielen beim FC Chelsea und zweimal gegen Real Madrid auf der Bank gesessen. Das Rückspiel im Bernabéu haben wir 4:3 gewonnen. Das waren Highlights, von denen ich am Ende meiner Karriere niemals zu träumen gewagt hätte.

Danke für deine Zeit, wir freuen uns auf Freitagabend!