"Wild & verrückt" contra Rekordmeister

Stammgast auf den Pressekonferenzen des 1. FSV Mainz 05 ist mit Horst Hülß ein Mann, der einst als Trainer der 05er das Zepter schwang und in seiner Funktion als Sportlehrer am Mainzer Schlossgymnasiumzudem bereits den Schüler Sandro Schwarz kennengelernt hatte. Unmittelbar vor Beginn der Pressekonferenz anlässlich des Heimspiels des FSV gegen den FC Bayern München am Samstagnachmittag in der OPEL ARENA gratulierte Hülß dem Cheftrainer zu dessen gelungener Rede vor der Mitgliederversammlung am Montagabend. Glückwünsche, die Schwarz erwiderte, war doch Hülß seinerseits im Rahmen der Versammlung in den Ehrenrat der 05er gewählt worden. Heitere, gelöste Atmosphäre war am Donnerstagmittag die Folge im Lager des FSV. Damit soll es am Samstag ab 15.30 Uhr spätestens vorbei sein, wie der 05-Trainer verdeutlichte. Etwas "wildes, verrücktes starten" solle sein jungen Teams gegen den Rekordmeister.

Ein Mann, dem dabei eine zentrale Rolle zukommen könnte, ist Danny Latza, der nach langer Leidenszeit zuletzt in Mönchengladbach sein Bundesliga-Comeback gefeiert hatte und nach der Verletzung von Ridle Baku umso mehr eine Option für die Startelf der 05er am Wochenende darstellt. "Danny ist fit und hat sehr gute Werte. Er ist definitiv in der Lage, von Beginn an zu spielen. Er war letztes Jahr ein wichtiger Faktor und hat nach langer Zeit nun wieder guten Anschluss gefunden. Seine Energie ist wichtig für uns", sagte Schwarz. "Ob von Beginn an oder nicht", schränkte der 40-Jährige ein, der sich über die Personalauswahl gemeinsam mit seinem Trainerteam noch abschließend Gedanken machen möchte.

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Zudem sei es gegen die Bayern auch nicht entscheidend, in welcher Grundordnung er sein Team ins Rennen schicke und ob er wiederholt auf eine Raute im Mittelfeld setze, in der Latza Baku womöglich eins zu eins ersetzen könnte. "Gegen München kommt es erst einmal darauf an, unseren Plan komplett mit Leben zu füllen. Unsere Herangehensweise muss im Vordergrund stehen. Wir brauchen die nötige Geschwindigkeit auf dem Platz, um mit kurzen Passstafetten vor's Tor zu kommen", sagte Schwarz. "Wir müssen mit der Haltung ins Spiel gehen, etwas Wildes organisieren zu wollen." Drei Voraussetzungen nannte der Cheftrainer anschließend, die nötig seien, um erstmals seit sieben Jahren wieder einen Heimsieg vor heimischem Publikum einfahren zu können: "Wir benötigen selbst Top-Form, sowohl spielerisch als auch taktisch und läuferisch. Dann muss der Spielverlauf passen an so einem Tag, an dem man natürlich auch verhindern muss, dass die Bayern ihren besten Tag erwischen."

Wenn auch die 05er neben Baku weiterhin auf René Adler, Gerrit Holtmann, Niko Bungert und Emil Berggreen verzichten müssen, erwartet auch Sportvorstand Rouven Schröder einen mutigen Auftritt seines FSV. Die Tatsache, dass die OPEL ARENA dabei erstmals in der laufenden Spielzeit ausverkauft sein wird, sei dabei ein schöner Nebeneffekt, dennoch aber keinesfalls ein zusätzlicher Motivationsfaktor: "Für Mainz 05 muss jedes Bundesligaspiel ein Festtag sein", betonte Schröder. Für die junge Mannschaft (Druschnittsalter im Kader 24,08 - Bayern: 27,92) sei das Duell mit Bayern München aber dennoch etwas ganz Besonderes und ein Duell, in dem alle passen müsse.

Diese Außenseiter-Rolle nimmt Trainer Schwarz mit seinem Team am Samstag gerne an, verweist auf den Entwicklungsprozess seines jungen Teams, das ihm unheimlich viel Freude bereite und zudem darauf, dass die ausbleibenden Torerfolge auch nach dem fünften Spiel ohne Treffer nicht Hauptthema in Training und Mannschaftssitzungen seien: "Für uns ist es total reizvoll, aus der Rolle des Underdogs heraus eine Top-Leistung abzurufen. Die Jungs tun dabei alles dafür, wieder einen gemeinsamen Torjubel zu erleben, woraus wir aber kein Kopfproblem ableiten dürfen." Viel wichtiger sei es, dass "die Jungs sich Chancen herausspielen", unterstrich Schwarz abschließend. Beenden die 05er gegen den Rekordmeister am Samstag die torlose Zeit und punkten mit dem nötigen Quäntchen Glück gegen Bayern München, dürfte den nächsten herzlichen Glückwünschen des einstigen Lehrers Hülß an seinen Schüler Schwarz nichts im Wege stehen.