Profis 01.10.2019 - 16:48 Uhr
„Wir dürfen nicht lamentieren“
05-Trainer Sandro Schwarz will die Situation nicht schönreden, sondern sich mit seinem Team der Aufgabe stellen und die Lage in der Liga verbessern
Die eingehende Analyse des vorherigen Spiels, das Aufzeigen dieser Erkenntnisse in der Videoanalyse und das zielgerichtete Abarbeiten des Gesamten auf dem Trainingsplatz. Das bleiben die wichtigsten Pfeiler in der wöchentlichen Routine im Profibereich des 1. FSV Mainz 05. Das unterstrich Sandro Schwarz am Dienstag in der üblichen Medienrunde nach dem Training. Auch wenn er sich derzeit häufig wiederhole angesichts der Lage, „heißt das nicht, dass es nicht richtig oder weniger Wert ist, was ich schon ein paarmal gesagt habe: Es bleibt dabei, wir machen bis 20 Meter vor dem gegnerischen Tor vieles richtig und auch bis 20 Meter vor dem eigenen“, erklärte der 05-Cheftrainer.
Schwarz erörterte die aktuelle Situation der Mannschaft nach der 0:1-Niederlage in der OPEL ARENA gegen den VfL Wolfsburg in der Bundesliga sehr leidenschaftlich und emotional mit den Journalisten nach dem ersten Training dieser Woche, in dem Ronaël Pierre-Gabriel wegen einer Mandelentzündung fehlte und Danny Latza nach überstandener Verletzung erstmals wieder mit der Mannschaft arbeitete. „Drei Punkte aus sechs Spielen“, sagte der 40-Jährige, „das ist eine beschissene Situation, aber es muss keiner Trübsal blasen, sondern wir müssen uns dieser Aufgabe stellen. Dass gewisse Aufgaben mal etwas länger dauern, das spüren wir jetzt gerade. Wir stellen uns das auch anders vor, vor allem wenn wir im Training sehen, wie wir solche Dinge besser und freier lösen als im Spiel. Dennoch ist es unser Antrieb dranzubleiben und die Probleme abzustellen.“
Zu wenige Risikopässe
Die Analyse zeige, dass die Mannschaft in den gewonnenen Spielen der vergangenen Saison deutlich weniger Ballaktionen und Pass-Stafetten gehabt habe als in dieser Saisonphase. Das häufige Querspielen wirke aktuell oft energielos - fälschlicherweise. Dazu kämen die Konzentrationslücken besonders bei Standardsituationen, aus denen die 05ER einfach zu viele Gegentore kassierten. „Geradlinigkeit, Zielstrebigkeit, Zug“, benennt der Trainer die drei Punkte, die im eigenen Spiel nach vorne derzeit in Schieflage geraten sind. „Wir hatten viele Flanken und waren auch in der Box drin, aber nicht in der Häufigkeit, die wir brauchen, um Tore zu erzielen“, sagte Schwarz. „Wir müssen geradliniger werden und wieder dahin kommen, wo wir schon mal waren. Wir haben in diesem Heimspiel nicht mehr Fehler gemacht als in gewonnenen Spielen. Hundertprozentig nicht. In den Spielen, die wir gewonnen haben, haben wir aber mehr Bälle, Risikopässe in die Schnittstellen gespielt und sind gegen solch tiefstehende Gegner mehr und häufiger in die freien Räume zwischen den Linien gesprintet. Dadurch kamen wir besser in die Gegenpressing-Aktionen und hatten mehr Ballaktionen im Strafraum“, betonte Schwarz.
„Außer Bayern hat uns keiner her gespielt“
Der 05-Coach ist nach wie vor nicht bereit, über das Fehlen von Jean-Philippe Mateta zu klagen, der sich für die 05ER zum Ausnahmestürmer entwickelte und 15 Treffer (ohne Elfmeter) erzielte. Oden über den Ausfall von Neuzugang Dong-Won Ji im Angriff. Weil Schwarz keine Alibis suchen möchte. „Mein Auftrag ist es, mit den Jungs, die zur Verfügung stehen, das Bestmögliche zu machen“, sagte er. „Natürlich wissen wir um JPs Qualität, gerade was diese Tiefenläufe und den Abschluss angeht. Dennoch dürfen wir nicht lamentieren. Wir kennen die Situation, können auch mit anderen Spielertypen Chancen kreieren und nutzen“, sagte Schwarz. „Wir haben bisher gegen Topmannschaften gespielt, und wir hatten Ergebnischancen, die Spiele auf unsere Seite zu ziehen, das ist Fakt. Außer Bayern München hat uns keiner her gespielt, das muss man auch mal sagen. Wir waren definitiv in fünf Spielen am Ergebnis dran. Das ist die Wahrheit und hat nichts mit Schönreden zu tun.“
Alle Mängel würden intern aufgezeigt und inhaltlich bearbeitet. „Wir zeigen das alles auf, in was wir besser werden müssen, aber wir betonen auch unsere Stärken. Wir müssen beharrlich dranbleiben und dürfen nicht grundsätzlich alles in Frage stellen. Wir müssen wieder in diese Phase reinkommen, dass wir das Matchglück wieder auf unsere Seite ziehen und auch mal wieder Spiele gewinnen, in denen wir zwar Fehler machen, aber auch auf einfachen Wegen zu Toren kommen.“