Profis 07.11.2016 - 17:31 Uhr

Zeit zum Durchatmen

Schmidt: "Alle können ihre Köpfe jetzt mal wieder entlüften"

Suat Serdar hat sich in Leipzig einen Muskelfaserriss im Oberschenkel zugezogen. ©rspc

In der letzten Partie vor der bereits dritten Länderspielpause der laufenden Saison absolvierten die 05er bei RB Leipzig am Sonntagnachmittag ihr 16. Pflichtspiel. Der Gegner, nach dem 3:1-Erfolg gegen den FSV punktgleich mit Tabellenführer Bayern München, war im gleichen Zeitraum elf Mal gefordert und profitierte vor allem in der ersten Halbzeit der Begegnung von der größeren Frische seiner Profis. Der Plan von 05-Trainer Martin Schmidt, mit drei zentralen Mittelfelfspielern das Zentrum vor der Abwehr zu verdichten, den Leipziger Vollgasfußball so zu unterbinden und früh zu pressen war am Sonntag nach nur drei Minuten zunichte gemacht. RB-Stürmer Timo Werner hatte die erste Unachtsamkeit der Gäste genutzt und den Aufsteiger früh in Führung gebracht. Ein Tor, das den Gastgebern in die Karten spielte und die 05er kalt erwischte, die nur zwei Tage Zeit gehabt hatten, die Schlussphase des Europa-League-Auftritts beim RSC Anderlecht mit drei Gegentoren in den letzten fünf Minuten zu verdauen.

"Das steckte natürlich noch in den Hinterköpfen", so Schmidt im Anschluss an die vierte Bundesliga-Niederlage am 10. Spieltag und vor den nun anstehenden spiel- wie auch einigen trainingsfreien Tagen. Eine Kombination aus Kräfteverschleiß und mentaler Belastung war es, die verhinderte, dass der FSV in Leipzig erst nach dem 0:3-Rückstand und somit zu spät ins Spiel fand, um doch noch Zählbares einfahren zu können. Wenn auch die Reisestrapazen der letzten Wochen eine Erklärung dafür seien, dass die Mannschaft am Ende einer englischen Woche aktuell stets ein paar Minuten benötige, um ins Spiel zu finden, so wollte der Trainer eine Diskussion über die Zusatzbelastung gar nicht erst aufkommen lassen. "Natürlich fehlt uns anfangs hier und da der letzte Tick Spritzigkeit und Zweikampfhärte. Das ist normal, aber wir haben uns diese Situation erarbeitet und gewünscht und werden jetzt sicher nicht jammern", so Schmidt, der zugleich betonte, dass sein Team mit der Punktausbeute in der Liga alle Erwartungen erfüllt habe. Ein Blick in die Statistik belegt diese Wahrnehmung: Schließlich standen sowohl der FC Augsburg (2015/2016) mit fünf Punkten, der SC Freiburg (2013/2014) mit ebenso vielen Zählern als auch Eintracht Frankfurt (2013/2014) mit zehn Punkten zum gleichen Zeitpunkt der jeweiligen Spieljahre deutlich schlechter da als die 05er heute mit 14 Punkten und einem Platz im gesicherten Mittelfeld des Klassements. Teams also, die in puncto Erwartungshaltung und wirtschaftlicher Solidität in vergleichbaren Sphären anzusiedeln sind.

Auch Latza vor Rückkehr auf den Trainingsplatz

Trotz der Niederlage in Anderlecht und trotz des Ausscheidens im DFB-Pokal sowie der gestrigen Niederlage in Leipzig; unter dem Strich steht die überaus solide Bilanz im Kerngeschäft Bundesliga sowie die weiterhin bestehende Möglichkeit, im internationalen Geschäft zu überwintern. Anstatt mit Rückschlägen zu hadern, besann sich Schmidt daher bereits unmittelbar nach der Niederlage in Leipzig der positiven Aspekte. Schließlich hatten seine Profis trotz eines deutlichen Rückstands nach der Pause eine Reaktion gezeigt. "Dass wir die zweite Halbzeit für uns entschieden haben, stimmt mich optimistisch. Würden wir als Team nicht funktionieren, hätten wir noch drei Gegentore hinnehmen müssen", so der Schweizer. "Gegen Leipzig am Anfang nicht frisch und wach zu sein, ist eben eine Sünde, die man sich nicht leisten darf. Sie hatten sich eine Woche lang nur auf uns vorbereitet. Dennoch hat man in der zweiten Halbzeit gesehen, dass wir nicht das unfittere Team waren und die Zweikämpfe angenommen haben."

Weitere Punkte waren dem Trainer nach dem ersten Drittel der Saison und vor der willkommenen Pflichtspielpause wichtig. Zum einen die Erkenntnis, dass in André Ramalho bereits in Leipzig ein Langzeitverletzter bei seinem Pflichtspieldebüt im 05-Trikot seine Qualitäten angedeutet hatte. Zum anderen der Verweis darauf, dass im Laufe der Pause auch Yoshinori Muto, Fabian Frei und Christian Clemens im Teamtraining zurückerwartet werden. Zudem sieht es laut Schmidt auch bei Danny Latza so aus, dass seine Rückkehr auf den Trainingsplatz kurz bevorsteht. Wenn auch noch nicht jeder der Angesprochenen für einen Einsatz im Heimspiel gegen den SC Freiburg (Samstag 19.11. um 15:30 Uhr in der OPEL ARENA) in Frage kommt, der Trainer freut sich über die sich ihm dann wieder bietenden Alternativen: "Sie werden uns alle sehr gut tun. Wir wollen jetzt aber zunächst Kraft tanken und dann freuen wir uns, gegen Freiburg mal wieder in aller Frische antreten zu können." In der Pause werde er jedem Spieler individuelle Programme verordnen und einige Profis sogar mal für ein paar Tage jeglicher Belastung entziehen, so Schmidt. "Alle können ihre Köpfe jetzt mal wieder entlüften", verwies der Trainer noch einmal auf die mentalen Anstrengungen, die mit den Belastungen der vergangenen Wochen einhergingen. So gilt es, die Länderspielpause zu nutzen, um in aller Ruhe durchzuatmen, Kräfte zu sammeln und gegen Freiburg mit neuem Elan den dritten Heimsieg der Saison anzustreben. Die Basis für einen erfolgreichen Saisonverlauf haben die 05er, dank lediglich sechs Niederlagen aus 16 Spielen, einem Punkteschnitt von 1,4 Zählern pro Partie in der Bundesliga (Schmidt: "Hätte uns niemand zugetraut") sowie der Chance, in zwei der drei Wettbewerbe die formulierten Saisonziele zu erreichen, gelegt.