Profis 03.08.2012 - 16:59 Uhr
Zur Abwechslung ein Trainingslager
Brandneue Erkenntnisse? Brandneuer Team-Spirit? Brandneue Spielformen verinnerlichen? Keine Zielvorgaben für das Trainingslager des 1. FSV Mainz 05 im österreichischen Bad Tatzmannsdorf – und das ist laut 05-Chefcoach Thomas Tuchel auch gut so. Denn der FSV ist in der komfortablen Situation, schon gut auf einander eingestellt und eingespielt zu sein. Die Trainingstage in Österreich, so Tuchel, seien lediglich als Pepp bringende Maßnahme gegen das Alltagsgrau auf dem Trainingsgelände am Bruchweg gedacht. Insofern – Ziel erreicht!
Ob er zufrieden sei mit dem Trainingslager, wurde Tuchel am Freitagmittag von der versammelten Presserunde gefragt. Der Trainer schmunzelte, vor ihm und seiner Mannschaft lägen noch drei Trainingseinheiten, wenn sich jetzt noch drei Außenverteidiger verletzen würden, würde sein Urteil natürlich anders ausfallen. Von einem Gesamtziel eines Trainingslagers will Tuchel nicht sprechen – ganz im Gegenteil, die Einheiten für eine Weile nach Österreich zu verlegen hatte einen ganz schnöden Grund. „Wir haben das Trainingslager nicht gemacht, um uns als Gruppe zu finden. Wir haben nur zwei externe Neuzugänge, und die sind gut integriert. Auch geht es nicht mehr darum, taktische Dinge zu verinnerlichen oder neue Spielformen. Wir haben das Trainingslager hauptsächlich deshalb hier gemacht, um den Jungs etwas Abwechslung zu bieten. Sonst kann man irgendwann das Trainingsgelände am Bruchweg nicht mehr sehen“, sagt der Mainzer Fußballlehrer, „wir sind eingespielt und konnten direkt in hoher Intensität auf guten Niveau trainieren.“
Das Klima in der Mannschaft sei außerordentlich gut und vertraut. „Hier gibt es keine Skandale und Schlägereien, alle gehen ordentlich miteinander um. Alle trainieren hart und sind gut drauf“, sagt Tuchel. Das gute Miteinander sei auch eine wichtige Grundlage für Erfolg im Leistungssport. „Wenn Sie morgens auf die Arbeit gehen und ständig Angst haben müssen, dass ihr Kollege Ihre Dateien gelöscht oder Ihre Maus kaputt gemacht hat, stehen Sie auch mit unwohlem Gefühl auf und gehen unglücklich ins Büro. Deshalb haben wir verschiedene Verhaltensregeln innerhalb der Mannschaft aufgestellt und die werden von den Jungs gut angenommen und umgesetzt. „Sicherlich gibt es mal Reibungen oder Meinungsverschiedenheiten, das ist normal und auch wichtig im Wettkampfsport, aber die Mittel und Wege damit umzugehen, die haben wir mit klaren Regeln festgelegt und damit fahren wir bislang sehr gut“, erklärt Tuchel.
Von Gewinnern und Verlierern des Trainingslagers will Thomas Tuchel indes nichts hören. „Niemand denkt bei uns in den Kategorien Gewinner oder Verlierer.“ Alle seien Gewinner in Bad Tatzmannsdorf, schmunzelt der Trainer. Lediglich Heinz Müller musste in Österreich einen Rückschlag hinnehmen. Der Keeper konnte mit der Mannschaft auf dem Platz keine einzige Einheit absolvieren. „Das ist natürlich bitter für ihn. Er hatte selbst damit gerechnet, vielleicht am Montag oder Dienstag bereits auf den Platz zurückkehren zu können. Aber das war wohl eine zu optimistische Prognose“, so Tuchel.
Ansonsten ist der 05-Coach positiv gestimmt, insbesondere ob der starken Trainingsleistung seiner Mannschaft. „Wir haben hier sehr intensiv mit hohen Trainingsumfängen trainiert und die Jungs sind stark mitgezogen. Nach dem Testspiel gegen Szombathely haben wir die Intensität erst einmal zurückgefahren, nach unserer Rückkehr am Samstag gibt es zwei Tage Trainingsfrei und dann wird das Training ab Dienstag wieder etwas intensiver“, erklärt Tuchel. Die Saison steht fast vor der Tür. Und nach der Veränderung des Trainingsumfeldes durch neun Tage Österreich sieht auch das Trainingsgelände am Bruchweg nicht mehr langweilig und grau aus.