Profis 04.12.2019 - 08:30 Uhr
Zur Not auch Huckepack
Ádám Szalai imponiert bei seinem Siegtreffer im Derby mit Körperlichkeit und wundert sich
Seit seiner Rückkehr aus Hoffenheim Ende August musste Ádám Szalai auf diesen Moment warten. Nach neun torlosen Einsätzen für die 05ER gelang dem ungarischen Mittelstürmer nun der erste Saisontreffer. Und was für einer: Seine körperliche Präsenz vor dem Tor sicherte dem 1. FSV Mainz 05 den erneuten Derbysieg gegen die Frankfurter Eintracht und den zweiten Bundesliga-Erfolg hintereinander. "Ich freue mich. So kann es weitergehen", sagte Szalai nachher.
Und dennoch war dem 05-Stürmer "ganz komisch" zumute, wie er später einräumte. In der Vorbereitung auf diese Partie habe er drei Einheiten verpasst, weil er gekränkelt habe. Sein Kadereinsatz sei deshalb auch nicht sicher gewesen. "Plötzlich komme ich rein und schieße das Tor. Acht Wochen lang trainiere ich jeden Tag wie ein Verrückter, um ein Scheiß-Tor zu machen. Und dann muss man drei Tage lang krank sein, damit es endlich klappt", sinnierte Szalai.
Mit Touré als Rucksack
Sein 2:1 in dieser 69. Minute war ein Tor, wie es nur solche Stürmertypen wie Szalai machen. Wuchtige, massive Angreifer, die ihren Körper einsetzen. Kunde Malong flankte von halbrechts auf den langen Pfosten, Karim Onisiwo schickte den Ball von dort per Kopf zurück vors Tor. Dort sprang Almamy Touré dem 05ER auf den Rücken. Szalai drehte sich mit dem Widersacher als Rucksack um die eigene Achse und schoss den Ball aus kurzer Distanz ins Netz. "Dafür sind solche Stürmer da mit ihrer Körperlichkeit. Der trägt ihn zur Not auch Huckepack durch den Sechzehner und schießt das Ding rein", kommentierte Ralph Gunesch, ehemaliger Innenverteidiger der 05ER und heute TV-Experte, die Szene begeistert bei DAZN.
Die 05ER.News zum Derbysieg
Für den Schützen selbst war es nicht nur eine Erlösung, dass die Torflaute ein Ende hatte. Die Aktion nur eine Minute zuvor, hätte Szalai sonst wahrscheinlich noch lange nachgehangen. Frederik Rönnow hatte den harten Distanzschuss von Levin Öztunali nach vorne abgewehrt, Szalai war zur Stelle, musste den Ball nur ins Netz chippen, doch der Eintracht-Keeper brachte die Hand noch dran und lenkte die Kugel an die Latte. Beim Nachschuss unterbrach Manuel Gräfe die Partie. "Ich war schon ein bisschen beruhigt, als der Schiri da abseits gepfiffen hat", gestand der 05-Stürmer, der selbst allerdings bei der Aktion nicht im Abseits gestanden hatte, wie die TV-Bilder belegten.
"Nach der Roten Karte hatten wir schon in der Halbzeit die Idee, Ádám vorne rein zu bringen, weil er eine unheimliche Präsenz hat mit seiner Wucht, mit seinem Körper, mit seiner Kopfballstärke", sagte Achim Beierlorzer später. "Es war klar, dass wir bei unseren vielen Hereingaben von außen einen Spieler brauchen würden im Zentrum, der weiß, wie er sich in der letzten Reihe bewegen muss." Und der sich auch von einem heftig störenden Eintracht-Verteidiger als Ballast nicht aufhalten lässt. Sein Treffer, so der Ungar, werde der Mannschaft hoffentlich einen weiteren Schub geben, um auch am Samstag im Auswärtsspiel beim FC Augsburg wieder etwas holen zu können.
Natürlich hatte auch Robin Zentner erneut seinen Anteil daran, dass die Mannschaft ihren zweiten Sieg hintereinander einfahren durfte. Der 05-Torhüter sorgte dafür, dass das Aufbäumen der dezimierten Eintracht am Ende nicht noch mit einem Tor belohnt wurde. "Leider haben wir nach dem 2:1 nicht so weitergespielt wie vorher", sagte der 05-Keeper. "Wir haben vergessen, einfach zu spielen, haben zu früh die Bälle vorne rein gespielt, uns zu oft in Laufduelle geschickt und Konter gefangen. Das darf uns nicht passieren, das müssen wir besser machen und daraus lernen." Der Erfolg aber, besonders dieser Derby-Erfolg, sei extrem schön für ihn als Hesse und gebürtigen Rheingauer. "Viele im Rheingau sind Frankfurt-Fans. Die sind jetzt erst mal still", so die glückliche Nummer eins des FSV.