Profis 03.07.2019 - 14:50 Uhr
Zweikämpfer mit gesunder Härte
Ronaël Pierre-Gabriel bewirbt sich um einen Stammplatz als Rechtsverteidiger - 21-Jähriger folgt dem Ruf der 05er in Frankreich als guter Ausbildungsverein
Seine neue Heimspielstätte, die OPEL ARENA, hat der jüngste Neuzugang aus Frankreich schon kennengelernt. Im September 2016, im Auftaktspiel des 1. FSV Mainz 05 in der Europa League gegen AS St. Etienne, war Ronaël Pierre-Gabriel auf der Bank der Gäste Zeuge des 1:1-Unentschieden. Der damals 18-Jährige war wegen einer Achillessehnenverletzung nicht einsetzbar, durfte aber die Reise nach Mainz mitmachen. Drei Jahre später bewirbt sich der Rechtsverteidiger nun um einen Stammplatz im Bundesligateam von Sandro Schwarz.
Wer den introvertiert erscheinenden jungen Mann im Mediengespräch erlebt und anschließend im Training der 05er beobachtet, muss sich verwundert die Augen reiben. Ronaël Pierre-Gabriel, den alle seit frühester Jugend nur Ronny rufen, spricht leise, zurückhaltend, fast etwas schüchtern über sein Engagement beim Bundesligisten, über seine Ziele und seine sportliche Vergangenheit. Eine gute halbe Stunde später kann von Zurückhaltung keine Rede mehr sein. Der neue Franzose im 05-Team stürzt sich in die Zweikämpfe, geht mit gesunder Härte drauf und signalisiert dazu, dass er kicken kann.
Ein Spieler, der gerne verteidigt
"Ich bin ein Spieler, der Zweikämpfe mag, der gerne verteidigt", sagt der 21-Jährige. "Ich komme vor allem über das Athletische." Dass der in Paris gebürtige Profi im zwischenmenschlichen Bereich manchmal etwas reserviert rüberkommt, hat Pierre-Gabriel selbst schon als verbesserungswürdiges Manko ausgemacht. "Ich bin ein eher ruhiger Zeitgenosse, habe manchmal Schwierigkeiten, mich zu öffnen. Ich hoffe, dass sich das mit der Zeit legt", sagt er. Das Auslands-Engagement in Deutschland soll dazu beitragen, lockerer zu werden. In einem Team wie den 05ern, mit unterschiedlichen Nationalitäten und Typen sollte dies gelingen.
Der Verteidiger begann seine Karriere in St. Etienne, schaffte über das B-Team des Traditionsklubs den Sprung vom NLZ in den Profibereich, wechselte 2018 nach Monaco und nach nur einem Jahr an den Bruchweg. Die abgelaufene Saison sei nicht so gut verlaufen, sagt der Spieler. Für den erfolgsverwöhnten Verein aus dem Fürstentum war es eine desolate Runde mit diversen Trainerwechseln und Abstiegskampf. Der Neu-05er selbst war häufig verletzt, hatte nur wenig Spielzeit.
Herausforderung annehmen
"Es war recht schwierig aufgrund der Verletzungen und allem anderen. Ich hoffe, dass es hier in Mainz nun besser läuft. Mein Ziel ist, Fortschritte zu machen in meiner Spielweise, so viele Spiele wie möglich zu machen. Und möglichst schnell Deutsch zu lernen, damit ich neben der Kommunikation auf dem Platz auch den Alltag meistern kann", sagt er. Dass die 05er auch ein veritabler Ausbildungsverein sind, hat sich im Nachbarland längst herumgesprochen. Und als ihm Rouven Schröder sowie der 05-Coach sagten, er könne zu einem Klub kommen, in dem er sich verbessern könne, außerdem mehr Spielzeit erhalte als in Monaco, „da habe ich gar nicht mehr lange gezögert. Mainz 05 ist zuerst einmal ein guter Bundesligaverein. Einer, der jungen Spielern Vertrauen schenkt, sie Fortschritte machen lässt und der vor allem in jüngerer Vergangenheit den jungen französischen Spielern dieses Vertrauen schenkte", erklärt der Abwehrspieler.
Vor allem im taktischen Bereich müsse er sich verbessern, weiß Pierre-Gabriel. Er müsse sich zudem entwickeln in Bezug auf die Sprints über die Außenbahn und die Flanken vors Tor. Ein Thema, das sein großes Vorbild, der zweifache brasilianische Weltmeister Cafu als Rechtsverteidiger perfekt beherrschte. Die Konkurrenzsituation, der Kampf mit Routinier Daniel Brosinski und dem demnächst wieder ins Training zurückkehrenden Philipp Mwene, soll dabei helfen. "Ich weiß um die Herausforderung, aber die Konkurrenz ist gut für den Fortgang der Entwicklung", sagt der Franzose. Die ersten Trainingseindrücke zeigen, dass der 21-Jährige bereit ist, die Herausforderung anzunehmen.