Profis 02.12.2016 - 13:51 Uhr
"Atmosphäre für den Extra-Schub"
Daniel Brosinski im Gespräch vor dem Duell mit dem Rekordmeister
Ausgerechnet am Fastnachtswochenende 2009 feierte Daniel Brosinski sein Bundesliga-Debüt für den 1. FC Köln. Noch besser, beim 2:1-Sieg steuerte der damals 20-Jährige den vorentscheidenden Treffer zum 2:0 bei - in den seither folgenden 89 Bundesliga-Spielen ist nur ein weiterer Treffer hinzugekommen (elf in Liga zwei sowie fünf in Liga drei). Auch sieben Jahre später spielt er bei einem Karnevalsverein, und trifft mit dem 1. FSV Mainz 05 am Freitagabend erneut auf den Rekordmeister. Vor dem Wiedersehen mit den Münchnern spricht unser Außenverteidiger im Interview über seine Erinnerungen an den Sieg in München, an Jerome Boateng und natürlich über das Topspiel gegen die Bayern.
Gegen Bayern München ist dir das erste von bislang zwei Bundesliga-Toren gelungen. Welche Rolle spielt das für dich aus heutiger Sicht?
Brosinski: Natürlich denke ich an das Tor von damals nicht nur, wenn das Spiel gegen die Bayern wieder vor der Tür steht, sondern auch generell. Ich schaue mir meine Tore regelmäßig an und dabei natürlich besonders gerne das gegen die Bayern, da es einfach am längsten in Erinnerung geblieben ist. Es ist immer wieder ein schönes Gefühl, zurückzublicken und die bisherige Karriere Revue passieren zu lassen. Ich hoffe, ich kann am Freitag auch nochmal ein Tor schießen. Es wird mal wieder Zeit (lacht).
2007 hast du unter anderem mit Jerome Boateng zusammen in der U19 des DFB gespielt. Er gehört inzwischen zu den Leistungsträgern in München wie auch in der Nationalmannschaft. Wie beurteilst du seinen Werdegang?
Brosinski: Ich war damals nicht bei jedem Lehrgang dabei, daher besteht im Moment auch kein direkter Kontakt mehr. Ich glaube, wir haben ein oder zwei Mal gemeinsam in der EM-Qualifikation auf dem Platz gestanden. Man hat aber sein enormes Potenzial und Talent bereits damals erkennen können. Ich denke, er hat das überragend umgesetzt und sich alles verdient. Er macht das sowohl bei den Bayern als auch bei der Nationalmannschaft super.
Die Bayern treten etwas weniger dominant auf als in der vergangenen Spielzeit. Wo siehst du die Unterschiede und was rechnest du dir für Freitag aus?
Brosinski: Besonders auffällig ist natürlich, dass sie nicht mehr den Tiki-Taka-Stil von Pep Guardiola spielen. Sie lassen häufiger gegnerischen Ballbesitz zu und agieren selbst auch mal aus einer etwas defensiveren Grundordnung. Auch das Forechecking bzw. Pressing in der gegnerischen Hälfte ist weniger ausgeprägt. Dennoch haben sie genug individuelle Qualität in ihren Reihen, um jederzeit ein Spiel drehen zu können. Da wir ein Heimspiel haben und unsere Fans im Rücken, werden wir aber natürlich auch am Freitag versuchen, das zu unserem Vorteil zu nutzen. Die Atmosphäre dürfte uns in jedem Fall einen Extra-Schub mitgeben. Ich hoffe, dass wir mindestens einen Punkt mitnehmen können. Drei wären natürlich großartig.
Wie beurteilst du den bisherigen Saisonverlauf aus 05-Sicht? Ändert sich durch das Aus im DFB-Pokal und in der Europa League etwas im Hinblick auf den Bundesliga-Alltag?
Brosinski: Bis jetzt muss man sagen, dass wir eine sehr solide Runde gespielt haben. Schade, dass wir in beiden Pokal-Wettbewerben nicht mehr dabei sind. Das haben wir uns aber letztendlich selbst zuzuschreiben, denn es war definitiv mehr drin. In einigen Spielen haben wir uns leider nicht belohnen können. Das Ausscheiden bedeutet für uns ganz klar, dass wir uns voll auf die Bundesliga fokussieren können und müssen. Ohne die Belastung der englischen Wochen können wir die Spiele dort in den kommenden Monaten mit mehr Frische angehen. Fakt ist aber, dass wir uns alle gewünscht hätten, international zu überwintern, um dem Publikum weitere Highlights auf europäischer Bühne liefern zu können.
Du bist in dieser Saison zum Allrounder in unserer Defensivabteilung aufgestiegen. Häufig musstest du auf der ungewohnten Position im defensiven Mittelfeld aushelfen. Bist du froh, dass sich die gesamte Personalsituation nun wieder ein wenig entspannt hat?
Brosinski: Ich möchte nicht von 'froh' sprechen. Aber sicherlich haben wir Spieler, die auf der Sechserposition mehr Qualität haben als ich und dort ausgebildet wurden. Man sieht, dass Spieler wie beispielsweise Danny Latza, Jean-Philippe Gbamin, Fabian Frei oder André Ramalho dort einfach abgeklärter sind in gewissen Situationen. Ich gebe aber selbstverständlich auf jeder Position mein Bestes und denke ich habe es für einen Anfänger gut gemacht. Da stelle ich mich in den Dienst der Mannschaft. Als meine persönliche Lieblingsposition würde ich aber die linke oder rechte Außenverteidiger-Position bezeichnen, wobei mir die Seite relativ egal ist.
Noch einmal zurück zum Spiel heute Abend: An welchen Bayern-Spieler hast du aus der Vergangenheit bleibende Erinnerungen?
Brosinski: Mit Franck Ribéry habe ich bislang wohl die meisten Duelle geführt. Sollte er am Freitag dabei sein, wird er zusammen mit Douglas Costa sicherlich zu den unangenehmsten Gegenspielern auf dem Platz zählen. Auch Thiago darf man aber nicht vergessen. Er ist in meinen Augen der beste Fußballer im Kader der Bayern.