Profis 17.05.2016 - 15:17 Uhr
„Gefühlt schon angekommen“
Sportdirektor Rouven Schröder freut sich auf seine neue Rolle bei Mainz 05
Rouven Schröder ist ab sofort neuer Sportdirektor beim 1. FSV Mainz 05. Er folgt auf den am Sonntag zum FC Schalke 04 gewechselten Manager Christian Heidel. Seinen neuen Verein hat der 40-Jährige seit seinem Wechsel vom SV Werder Bremen Anfang April kennengelernt und die Planung für die kommende Saison im Hintergrund bereits mit vorangetrieben. Im Interview stellt er sich allen 05ern vor.
Platz sechs, direkte Qualifikation für die Gruppenphase der Europa League – es dürfte unangenehmere Situationen geben für einen Start bei einem neuen Verein, oder?
Schröder: Großartig, was Mannschaft, Trainer Martin Schmidt und sein Team, das Management um Christian Heidel und der gesamte Verein in dieser Saison geleistet haben und toll, dass sich alle am vergangenen Wochenende den verdienten Lohn abgeholt haben. Das waren außergewöhnliche Momente für den Verein. Ich freue mich total auf meine neue Aufgabe.
Sie sind bereits seit Anfang April in Mainz. Wie sind die vergangenen Wochen für Sie gelaufen?
Schröder: Wir haben intern klare Absprachen getroffen. Christian Heidel war bis zum letzten Spieltag der erste Ansprechpartner, ab sofort übernehme ich. Unser gemeinsames Interesse war, den Übergang so reibungslos wie möglich zu gestalten, um die laufende Saison und die sportlichen Ziele der Mannschaft nicht zu beeinflussen. Aber ich war während dieser Zeit natürlich in alle Prozesse eingebunden.
Welche Aufgaben konnten Sie in dieser Zeit wahrnehmen?
Schröder: Ich habe in den vergangenen Wochen viele Gespräche geführt, vorrangig natürlich im sportlichen Bereich, auch im Nachwuchsleistungszentrum unter anderem mit der Leitung um Volker Kersting und Stefan Hofmann sowie den U-Trainern. Ich konnte mir so schon ein gutes Bild von den Abläufen und den Ansprechpartnern im Verein machen. Ich habe auch Spiele unserer Nachwuchsmannschaften sowie viele Spiele live in den Stadien im Hinblick auf die Kaderplanung gesehen. Den Verein habe ich also bereits gut kennengelernt, so dass der Übergang wirklich reibungslos laufen und ich in allen Bereichen sofort loslegen kann.
Wie haben Sie den Verein in dieser Zeit erlebt?
Schröder: Die Eindrücke, die man als Außenstehender von Mainz 05 hat, haben sich bestätigt. Dass hier Menschen mit großem Sachverstand und viel Leidenschaft in einem funktionierenden Team arbeiten, die den Verein Tag für Tag voranbringen wollen. Ich bin mit großer Offenheit empfangen worden. Der Verein strahlt diese Offenheit aus, das Umfeld und die Fans bei den Spielen zu erleben, macht wirklich Spaß. Gefühlt bin ich hier schon angekommen. Ich freue mich sehr auf diese Aufgabe, darauf, meinen Teil zu diesem Weg beizutragen
Welche Gründe hatten Sie für einen Wechsel? Und warum Mainz 05?
Schröder: Für mich persönlich ist es der Schritt aus der zweiten Reihe der Verantwortung in Bremen hinaus in die erste Reihe. Ich habe in den vergangenen drei Jahren auf dieser Ebene in Fürth und Bremen viele Kontakte geknüpft und Erfahrungen gesammelt. Ich fühlte mich reif für diesen Schritt, für den Fall, dass eine reizvolle Aufgabe kommt. Dieser Moment ist definitiv eingetreten, als dann Mainz 05 bei mir angefragt hat. Ein toll geführter Verein mit einer positiven Ausstrahlung, beim dem ich mich mit meinen Ideen einbringen kann, für den ich mit Leidenschaft um Spieler werben kann, so, wie ich das bereits in Fürth und Bremen getan habe.
Wie haben Sie den Abstiegskampf Ihres früheren Vereins erlebt?
Schröder: Ich habe richtig mitgefiebert und natürlich freut es mich ungemein, dass Werder die Liga gehalten hat. Ich habe dort noch viele Kontakte und sehr schöne, intensive Erinnerungen. Ich bin dem Verein sehr dankbar, dass er mir den Wechsel nach Mainz ermöglicht hat, und auch für die gemeinsame Zeit.
Für Mainz 05 bedeutet der Wechsel in der sportlichen Verantwortung nach 24 Jahren einen gravierenden Einschnitt. Empfinden Sie die Nachfolge von Christian Heidel als schweres Erbe?
Schröder: Die herausragende Leistung von Christian Heidel für Mainz 05 muss ich nicht betonen, die kann man sehr gut ablesen an dem, was Mainz 05 heute darstellt, sportlich, aber auch in seinem gesamten Erscheinungsbild. Dieser Erfolg steht für sich. Ich empfinde es aber nicht als Bürde, sein Nachfolger zu sein, sondern als großes Glück und gleichzeitig große Herausforderung, daran anknüpfen zu können. Ansonsten gehe ich die Aufgabe eher pragmatisch an. Mir ist wichtig, dass ich jeden Abend in den Spiegel schauen kann mit dem Gefühl, alles für den Verein getan zu haben.
Wo sehen Sie die Schwerpunkte in Ihrer Arbeit?
Schröder: Meine Verantwortung liegt ganz klar im sportlichen Bereich, bei den Profis und dem Nachwuchsleistungszentrum. Ich werde diesen sportlichen Bereich natürlich auch nach außen repräsentieren und ich freue mich auch auf diese Aufgabe.
Welche Aufgaben stehen nun als nächstes an?
Schröder: Spieler und Trainer gehen jetzt erst einmal in den Urlaub. Sofern kein aktueller Anlass besteht, werde ich engeren Kontakt zu den Spielern erst nach dem Trainingsauftakt am 29. Juni pflegen. Bisher habe ich mich aus den genannten Gründen zurückgehalten. Mit Martin Schmidt habe ich mich schon intensiv ausgetauscht und werde mit ihm in den kommenden Wochen in täglichem Kontakt bleiben. Diese enge Abstimmung ist während einer Transferperiode einfach nötig.
Ganz Mainz freut sich auf die Teilnahme an der Europa League. Worin liegt die Herausforderung im kommenden Herbst?
Schröder: Erst einmal muss man betonen, welch herausragende Leistung dies für einen Verein wie Mainz 05 ist. Die direkte Qualifikation zur Gruppenphase der Europa League ist ein Grund zur Freude. Mit diesen Emotionen werden wir auch den Wettbewerb angehen. Aber auch mit Ehrgeiz und der gebotenen Professionalität als Vertreter der Bundesliga. Wir sind natürlich froh, dass wir die frühe Teilnahme an der Qualifikation umgehen konnten und nun eine gewisse Planungssicherheit haben. Unser Vorbereitungsplan wird nun feinjustiert.
Welche weiteren personellen Veränderungen gibt es im sportlichen Bereich?
Schröder: Darius Salbert ist ab sofort Teammanager. Er wird sich um alle Abläufe und Termine rund um die Mannschaft kümmern und eng an den Trainerstab angedockt sein. Darius Salbert betreut seit vielen Jahren die U23 in dieser Funktion und verfügt über große Erfahrung in Bezug auf die alltägliche Organisation einer Profimannschaft und auf die relevanten Abläufe und Schnittstellen zwischen Mannschaft und Trainern. Der Verein ist im sportlichen Bereich mit kompetenten Mitarbeitern sehr gut aufgestellt. Inwieweit wir vor allem im Hinblick auf die zu erwartende Mehrbelastung durch die Europa League noch zusätzliche Unterstützung einbauen, diskutieren wir im Team. Darüber hinaus kann es natürlich immer im Sinne des Vereins Neuerungen im sportlichen Bereich geben.
Welche Veränderungen wird es bei der Mannschaft geben?
Schröder: Julian Baumgartlinger und Bayer 04 Leverkusen haben uns informiert, dass sie eine vertraglich vereinbarte Option für den Wechsel nutzen möchten. Wir sind jetzt an der formellen Abwicklung des Transfers. Seine Entscheidung bedauern wir sehr, aber wir respektieren sie auch. Er ist eine prägende Persönlichkeit und hat in dieser Saison sportlich konstant überzeugt, da kommt das Interesse von größeren Klubs nicht überraschend. Das ist auch kein Problem, es gehört zur Philosophie von Mainz 05, dann neue Spieler zu finden und zu entwickeln, die diese Lücke schließen. Grundsätzlich haben wir aber einen kompletten Kader zusammen und überlegen, inwieweit wir ihn noch sinnvoll ergänzen und verstärken können um die Aufgabe Europa League bewältigen zu können. Und wir versuchen uns natürlich auch zu wappnen für alle Anforderungen, die eine Transferperiode noch mit sich bringt.
Danke für das Gespräch und viel Glück bei Mainz 05!