Fußball Frauen 20.11.2023 - 17:00 Uhr
Herbstmeisterschaft dank Kraftakts - Yamashita: "Charakter bewiesen"
Nach einem turbulenten letzten Ligaspiel vor der Winterpause freut sich das Team von Takashi Yamashita auf ein weiteres "Highlight" am Sonntagnachmittag im Bruchwegstadion
In einer verrückten Schlussphase im letzten Liga-Spiel des Jahres haben die 05-Frauen am Wochenende den zehnten Sieg im elften Spiel eingefahren. Beim TuS Issel musste das Team von Takashi Yamashita lange einem Rückstand hinterherlaufen, ehe Nadine Anstatt und Michelle Reifenberg kurz vor und kurz nach Ablauf der regulären Spielzeit aus einen 0:1 einen umkämpften 2:1-Auswärtssieg machten, der den Mainzerinnen gleichzeitig die Herbstmeisterschaft in der Frauen Regionalliga Südwest beschert. Während das nächste Punktspiel erst im März 2024 wartet, wartet am kommenden Sonntag (15 Uhr) im DFB-Pokal-Achtelfinale im Bruchwegstadion nochmal ein echter Gradmesser.
Auf ein "sehr schweres Auswärtsspiel" blickte der 05-Cheftrainer zu Wochenbeginn zurück, betonte aber ebenso, dass sein Team "unseren Charakter gezeigt und nie aufgegeben" habe. Nach einem ordentlichen Beginn waren die Mainzerinnen zunächst kalt erwischt worden, als ein Ballverlust im Spielaufbau den ersten Angriff der Gastgeberinnen sowie einen Treffer der Marke Traumtor begünstigt hatte. Eine abgewehrte Flanke war bei Jana Stöwer gelandet, die instinktiv zum Fallrückzieher angesetzt und das Leder in hohem Bogen ins Mainzer Tor befördert hatte.
Über die Flügel zum Erfolg
"Ein schönes Tor, das so so aber nicht allzu häufig fällt", erklärte Yamashita. Und gleichzeitig ein Nackenschlag, auf den seine Spielerinnen phasenweise "hektisch" reagiert hätten. "Man hat danach von außen gesehen, dass wir das Spiel schnell machen wollten, wodurch wir viele unnötige Fehler gemacht haben. Insgesamt haben wir in der ersten Halbzeit zu selten die Ruhe bewahrt und häufig auch überhastet abgeschlossen. So ging es im Grunde weiter bis zu unserem Tor." Die Isselerinnen standen tief und kompakt, die Gäste vom Rhein verzeichneten zwar, so Yamashita, "gefühlt 75 Prozent Ballbesitz", richtig gefährlich wurde es aber nur selten - bis tief in die Schlussphase hinein, als die 05-Frauen begannen, den Weg vermehrt über die Flügel zu suchen. In der 84. Minute führte ein solcher Angriff dann auch zum Erfolg, als Anstatt eine Flanke Laura Schmahls aus dem Halbfeld mit einem "super Kopfball" zum Ausgleich ins Tor beförderte. Der FSV war zurück im Spiel und heiß auf die Herbstmeisterschaft, die sie sich nur mit drei Zählern sichern konnten. Für diese Gier und späte Drangphase sollten sie schließlich tief in der Nachspielzeit belohnt werden, als Schmahl eine ruhenden Ball in den Strafraum beförderte, Kathrin Becker verlängerte und Reifenberg am zweiten Pfosten zum umjubelten 2:1 vollendete.
In Euphorie sollte dieser später Kraftakt indes nicht münden, zum einen, da die Begegnung unweit der luxemburgischen Grenze nach zweistündiger Anreise kräftezehrend gewesen war, und zum anderen, weil dem letzten Pflichtspiel des Jahres am kommenden Wochenende gegen Bundesligist MSV Duisburg alles untergeordnet werden soll. "Die Mädels haben sich gefreut, von Partystimmung würde ich aber nicht sprechen, denn alle waren platt", so Yamashita. "Zudem wartet noch ein Highlight, alle bleiben motiviert und fokussiert."
Vorfreude auf die Rückkehr ins Bruchwegstadion
Gegen das Bundesliga-Team aus Meiderich erwartet den FSV schließlich eine gänzlich andere Herausforderung, wie der Trainer weiß. Als Erinnerungsstütze solle laut dem Japaner auch der Sommertest gegen einen anderen Bundesligisten dienen, als seinem Team klar die Grenzen aufgezeigt worden warn: "Wir werden auf jeden Fall anders spielen als in der Liga. Uns hilft sicherlich die Erinnerung an das Testspiel gegen die Eintracht vor wenigen Monaten. Die Unterschiede waren damals deutlich zu sehen. Ich werde die Mädels daran erinnern, worauf es ankommen wird. Wir werden viel gegen den Ball arbeiten , aber auch einen Plan haben müssen, was wir nach Ballgewinn vorhaben. Unser Spiel soll natürlich intensiv bleiben, wenngleich taktisch andere Herausforderungen warten. Am wichtigsten wird aber wie immer sein, alles zu geben und gleichzeitig zu wissen, dass nicht alles funktionieren kann. Wir müssen vom Kopf her bereit sein, freuen uns auf das Bruchwegstadion und hoffen auf so viele Zuschauer wie möglich", so Yamashita. "Wir wissen, dass nicht so viele Fans wie in der letzten Pokalrunde dabei sein können, weil die Profis am gleichen Tag spielen." Dennoch, so ist er überzeugt, könne die Unterstützung von den Rängen seiner Mannschaft einen "zusätzlichen Push" geben.
Unabhängig vom Ausgang der noch ausstehenden Partie ist Yamashita nach der so erfolgreichen Regionalliga-Vorrunde - nur gegen den 1. FC Saarbrücken ließen die Mainzerinnen Punkte liegen - insgesamt "sehr zufrieden" mit der bisherigen Ausbeute und sieht sich mit seinem Team auf einem guten Weg. An den kleineren Defiziten, die er ausgemacht hat, wolle er in der langen Winterpause arbeiten und auch hineinhören in die Mannschaft, um im neuen Jahr anzuknüpfen an die aktuelle Erfolgsserie. "Es gab Momente in der Hinrunde, in denen wir gegen uns selbst gekämpft haben und unseren Fußball nicht so durchziehen konnten. Daraus müssen wir lernen und uns klar vor Augen führen, wie gut wir sind, wenn wir an uns glauben. Daran gilt es in der Vorbereitung zu arbeiten und in jeder Situation, unabhängig von Spielverläufen, auf unsere Prinzipien zu vertrauen und geduldig zu bleiben" Das Erlebnis in Issel inklusive Last-Minute-Sieg sei insofern auch unheimlich "wichtig für den Kopf" gewesen.
TuS Issel - Mainz 05 1:2 (1:0)
Mainz 05: Friedrichowitz - Schröder, Bari, Way, Reifenberg, Schmahl, Anstatt, Uzungüney, Weiß (63. Fukuhara), Pageler (71. Becker), Imai
Tore: 1:0 Stöwer (11.), 1:1 Anstatt (84.), 1:2 Reifenberg (90.+2)
Zuschauer: 50
Schiedsrichterin: Alessia Jochum (Tabea Weiser, Nicolas Prinz)