Spielberichte 04.02.2023 - 23:57 Uhr
05ER verpassen Remis bei Union
Nach einer packenden Schlussphase in der Alten Försterei musste sich der 1. FSV Mainz 05 am Samstagnachmittag mit 1:2 (0:1) geschlagen geben. Nach einem harmlosen Auftritt in Durchgang eins hatten die 05ER dabei in den zweiten 45 Minuten immer besser ins Spiel gefunden, waren durch Marcus Ingvartsen (Handelfmeter) verdient zum Ausgleich gekommen, hatten aber fast postwendend Gegentreffer Nummer zwei durch Jordan kassiert. Zwar kam der FSV nach diesem bitteren Rückschlag in den Schlussminuten noch einmal auf, jedoch nicht mehr zum erneuten Ausgleich.
Sportdirektor Martin Schmidt sagte nach dem Abpfiff bei SKY: "Der Punkt war greifbar und wäre auch verdient gewesen. Es gab wenige gute Chancen auf beiden Seiten und war bis zur 85. Minute ein Unentschieden-Spiel. Union ist selbstbewusst und hat derzeit ein Selbstverständnis, dem wir uns heute beugen mussten. Es hat dennoch nicht gereicht, wir brauchen mehr Überzeugung und Willen, in der Box die Tore zu erzielen."
Gegenüber dem Pokal-Aus gegen Bayern München hatte Bo Svensson gleich vier Veränderungen vorgenommen. Für Aarón kehrte Stefan Bell zurück in die erste Elf, Danny da Costa vertrat den verletzten, etatmäßigen Spielführer Silvan Widmer, und in der Offensive verdrängten Jae-sung Lee und Karim Onisiwo Anton Stach und Aymen Barkok (beide Bank). Die Kapitänsbinde übernahm Dominik Kohr.
Nach einer verhaltenen Anfangsphase, in der sich die Teams zunächst zunächst abtasteten, hatten die geduldig abwartenden Gastgeber die erste Gelegenheit: Nach einer abgewehrten Rechtsflanke landete das Leder bei Jerome Roussillon, der nicht lange fackelte und Finn Dahmen erstmals zum Eingreifen zwang (10. Spielminute). Im Anschluss an die darauffolgende Ecke kam der Union-Kapitän frei zum Flanken und fand vor dem Tor Rani Khedira, dessen Kopfballverlängerung den zweiten Pfosten nur knapp verfehlte (11.). Die 05ER ihrerseits suchten im Ballbesitz immer wieder schnell den Weg zu Onisiwo oder Ludovic Ajorque, die aber stets früh gestört wurden, so dass ein Nachrücken der Gäste zunächst selten möglich war. Zwar verzeichnete der Tabellenzweite auch in der Folge Feldvorteile, fand aber keine weiteren Lücken in der von Bell gut organisierten 05-Defensive. Vor dem Berliner Tor brannte es schließlich erstmals in der 25. Minute, als Frederik Rönnow eine scharfe Hereingabe des durchgebrochenen da Costa vor dem einschussbereiten Ajorque erwischte. Der Franzose profitierte dann drei Minuten später nach einem langen Ball von einem Missverständnis zwischen Robin Knoche und Rönnow: Der Angreifer erwischte den Ball zwar mit der Fußspitze, der Torhüter hatte aber wenig Mühe abzuwehren (28.). Eine vertane Chance, die sich wenig später rächen sollte. In der 32. Minute legte sich der Europa-League-Teilnehmer die 05ER vor deren Strafraum zu recht, verlagerte im richtigen Moment vom linken auf den rechten Flügel, wo Paul Seguin zu viel Zeit hatte, so dass die Flanke des Mittelfeldspielers Behrens fand, der mit der Fußspitze zur Führung vollendete (32.). Angedeutet hatte sicher dieser Treffer zu diesem Zeitpunkt nicht, weil auch die Gastgeber, analog zu den Mainzern häufig wenig zwingend und zu ungenau agierten.
Und so tat sich auch bis zum Seitenwechsel nicht mehr viel in beiden Strafräumen. Mit der knappen Führung sowie der Bilanz von drei zu null Abschlüssen zugunsten der Gastgeber ging es nach einer Minute Nachspielzeit in die Katakomben.
Die Bilder des Spiels
Viel Leerlauf gefolgt von packender Schlussphase
Unverändert kehrten beide Teams zurück auf den Platz. Den ersten Torschuss, auf den der FSV weiter wartete, gab in der 47. Minute Roussillon ab, doch Dahmen war zur Stelle. Für die Rheinhessen probierte es dann da Costa fünf Minuten später, doch sein Schuss aus 20 Metern landete auf der Hintertor-Tribüne. Wenig später musste Kohr für Stach weichen, der Kapitän war kurz zuvor nach einem Kopfball-Duell unsanft zu Fall gekommen. Die Binde reichte der Mittelfeld-Mann an Routinier Bell weiter. An der Statik der Partie änderte dieser Wechsel erst einmal nichts. Union agierte mit der Führung im Rücken clever und wartete auf Mainzer Angebote. Der FSV war bemüht, biss sich der Defensive des Gegners aber immer wieder die Zähne aus.
In der 71. Minute reagierte Svensson auf die drohende Niederlage mit einem Dreifach-Wechsel und brachte Maxim Leitsch, Barkok und den Ex-Unioner Marcus Ingvartsen für da Costa, Lee und Ajorque. Der dänische Angreifer war es, der nur zwei Minuten nach seiner Einwechslung die nächste torgefährliche Aktion initiieren sollte: Der Däne kam über rechts, flankte auf Barreiro, der gegen Rönnow einen Tick zu spät kam (73.). Mit seiner zweiten Aktion sorgte der Angreifer dafür für den Ausgleich, wobei der Video-Assistent den Gästen zur Hilfe kam: Nach einer Ecke hatte Seguin den Ball mit dem Arm erwischt, Schiedsrichter Florian Badstübner sah sich die Szene am Bildschirm an und entschied schnell auf Strafstoß. Ingvartsen übernahm die Verantwortung und sorgte, wie schon in Stuttgart, für den 1:1-Ausgleich. Der nicht unverdient war, weil Union nach dem Seitenwechsel passiv agiert und sich kaum noch Torchancen erspielt hatte.
Jordan kontert Ingvartsen
Die Partie nahm nun wieder Fahrt auf, weil beide Teams mehr wollten. Der nächste Treffer fiel jedoch sechs Minuten nach dem Mainzer Tor wieder auf der anderen Seite. Der FSV hatte einen Berliner Angriff eigentlich schon fast entschärft, Nico Gießelmann machte das Leder aber nochmal scharf, es landete im Strafraum vor den Füßen des eingewechselten Jordan, der Dahmen mit seinem Kracher aus acht Metern jedoch keine Chance ließ (84.) - ganz bitter aus 05-Sicht. Der FSV reagierte seinerseits mit wütenden Angriffen und einer Doppelchance: Zunächst klärte Rönnow einen abgefälschten Onisiwo-Versuch zur Ecke. Und nach dem folgenden Standard war es erneut der Österreicher, dessen Kopfball das Tor nur knapp verfehlte (86.). In der Nachspielzeit - kurz zuvor war Brajan Gruda für Barreiro gekommen - hatte Barkok den Ausgleich nach einer Ecke auf dem Fuß, doch der Dropkick landete über dem Gehäuse (90.+1). Es war die letzte Chance einer Partie mit, für die Mainzer nicht ungewöhnlich, zwei Gesichtern. War der FSV vor der Pause noch harmlos geblieben, hatte sich das Svensson-Team anschließend immer mehr gesteigert und hätte nicht unverdient einen Zähler aus der Hauptstadt entführt.
Nach der achten Saisonniederlage im 19. Spiel (23 Punkte) rangieren die Mainzer weiter auf Rang zwölf und empfangen am kommenden Samstagnachmittag (15.30 Uhr, Tickets hier) den FC Augsburg zum Fastnachtsheimspiel in der MEWA ARENA. Union hingegen übernimmt zumindest bis Sonntagnachmittag die Tabellenführung von Bayern München.