Vorberichte 08.09.2016 - 10:34 Uhr
1899: Stressfrei dank Nagelsmann
05er erwarten Hoffenheim zum Heimspiel-Auftakt in der OPEL ARENA
Im Januar 2009 platzte mitten in die Wintervorbereitung des Bundesliga-Aufsteigers und amtierenden Herbstmeisters die Schocknachricht: Kreuzbandriss bei Torjäger Vedad Ibisevic. 18 Mal hatte der Stürmer in 17 Partien bis dahin getroffen. Mit seiner Verletzung riss auch ein Stück weit die Erfolgsserie der TSG – den Höhenflug von damals jedenfalls konnten sie im Kraichgau bis heute nicht wiederholen. Zu mehr als einem Platz im gesicherten Mittelfeld reichte es seither nicht. Nach der Saison 2012/2013 verhinderte Hoffenheim in der Relegation gegen den 1. FC Kaiserslautern gar erst in letzter Sekunde den Gang in die Zweitklassigkeit. Dennoch hat sich der Klub in seinem nun neunten Jahr der Liga-Zugehörigkeit etabliert im Konzert der Großen. Am Sonntag (17:30 Uhr) führt der Weg die TSG nun in die OPEL ARENA zum 1. FSV Mainz 05, zum Europa-League-Teilnehmer, der den Hoffenheimern ein Jahr später in die Bundesliga gefolgt war.
In der Hinrunde der vergangenen Saison war die Partie eine klare Angelegenheit für unsere 05er, 3:1 hieß es nach 90 Minuten und einem Dreierpack von Yunus Malli. Am Sonntag dürfte die Angelegenheit ungleich kniffliger ausfallen. Denn auch wenn den Gästen der Klassenerhalt im Mai erst am letzten Spieltag gelang, hat der erst 29-jährige Cheftrainer Julian Nagelsmann, der das Amt im Februar von Huub Stevens übernommen hat, Aufbruchsstimmung rund um die Arena in Sinsheim erzeugen können.
Zwar verlor die TSG im Sommer den langjährigen Leistungsträger und Nationalspieler Kevin Volland an Bayer 04 Leverkusen, doch gleichzeitig wurde der Kader in der Breite verstärkt. In Sandro Wagner (Darmstadt 98), Lukas Rupp (VfB Stuttgart) und Kevin Vogt (1. FC Köln) wählten drei gestandene Bundesliga-Spieler den Weg in den Kraichgau und standen am ersten Spieltag gegen RB Leipzig (2:2) gleich in der Startformation bei 1899. Rupp erzielte seinen Premieren-Treffer, beide Teams boten sich einen offenen Schlagabtausch. Die Offensiv-Abteilung verkörpert mit ihrer Durchschlagskraft weitestgehend die Philosophie des Trainers. Technik, Tempo, Tore – dafür stehen Sandro Wagner und Mark Uth ebenso wie Andrej Kramaric, der in der Hinrunde der Saison 2015/2016 noch beim englischen Sensationsmeister Leicester City unter Vertrag stand. Nagelsmann ist es in nur einem halben Jahr gelungen, der TSG wieder ein Profil zu verleihen. Sein Engagement an der Seitenlinie wie auch sein eloquentes Auftreten in der Außendarstellung haben dazu geführt, dass man im Kraichgau wieder optimistisch in die Zukunft blickt.
Erfolgreiche Nachwuchsarbeit
Nicht zu Unrecht, befinden sich doch unter den ersten Elf regelmäßig hochtalentierte Spieler wie Niklas Süle und Jeremy Toljan aus der eigenen Nachwuchsakademie, die jüngst mit der deutschen Auswahl die Silbermedaille von den Olympischen Spielen in Brasilien mit nach Hause bringen konnten. Mit Philipp Ochs und Nadiem Amiri hat Nagelsmann in der Rückrunde zudem zwei weitere Nachwuchstalente in den Profikader integriert. Dank der nachhaltigen Arbeit im Nachwuchsbereich sowie der angestrebten Kontinuität auf der Trainerbank schickt sich die TSG an, in der Bundesliga in den kommenden Jahren wieder ruhigere, stressfreiere Zeiten zu erleben. Abstiegskampf, sieben Cheftrainer in sechs Jahren, all das soll unter Nagelsmann der Vergangenheit angehören.
Der Trainer verkörpert die Zukunft der TSG, er hat dem Team in den wenigen Monaten seiner Amtszeit taktischen Feinschliff, die nötige Aggressivität auf dem Platz verliehen und eine mutigere Spielweise verschrieben. Sein verlängerter Arm auf dem Rasen soll dabei in dieser Saison ein Profi mit Mainzer Vergangenheit sein. Im Sommer wurde Eugen Polanski, der fast vier Jahre als Profi am Bruchweg unter Vertrag stand, das Team der TSG als Kapitän auf den Platz führen. Nachdem der Mittelfeldspieler beim Bundesliga-Auftakt verletzt fehlte, brennt er nun natürlich darauf, an seiner ehemaligen Wirkungsstätte auflaufen zu können.
Bilanz spricht für 05er
Trotz des Rückenwinds, mit dem die Gäste am Sonntag anreisen dürften, die Bilanz in der Bundesliga spricht für unsere 05er. Sieben Siegen des FSV stehen vier Unentschieden und drei Niederlagen gegen Hoffenheim gegenüber. Auf ein spannendes Duell zwischen den beiden laufstärksten Bundesliga-Teams des Kalenderjahres dürfen sich die Zuschauer in der OPEL ARENA am Sonntag in jedem Fall freuen, fielen doch in den bisherigen 14 Duellen in der höchsten Spielklasse mit 43 Toren durchschnittlich mehr als drei Treffer pro Partie.