Verein 06.12.2023 - 13:30 Uhr
"Der Bruchweg war wie eine Badewanne"
Frank Neubauer ist seit 20 Jahren als Ordner bei Mainz 05 tätig, am Samstag wurde er vor dem Heimspiel gegen Freiburg geehrt. Er blickt zurück auf die Anfänge, prägende Erlebnisse und die Unterschiede zwischen Bruchweg und MEWA ARENA
Am vergangenen Samstag wurde es bereits vor dem Spiel gegen den SC Freiburg emotional. Im Presseraum der MEWA ARENA wurden langjährige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für ihr Engagement als Ordner von Mainz 05 geehrt. So auch Frank Neubauer, der bereits seit 20 Jahren im Ordnungsdienst tätig ist und in seiner Laufbahn Höhen und Tiefen im Verein hautnah miterlebt hat. “Mir ist es ganz warm den Rücken runter gelaufen. 20 Jahre ist eine lange Zeit, der größte Teil davon waren Bruchweg-Zeiten, beispielsweise mit dem ersten Bundesliga-Aufstieg 2004, dem Abstieg, Wiederaufstieg und vielen geschlossenen Freundschaften“, resümiert Neubauer.
Aus einem Zufall wurden 20 Jahre
Dabei kam Neubauer nur durch einen Zufall an den ehrenamtlichen Job. Dass er nach 20 Jahren immer noch für Sicherheit und Ordnung am Bruchweg und in der MEWA ARENA sorgt, damit hätte er wohl selbst nicht gerechnet. “Ein Arbeitskollege und ich wollten eine Dauerkarte kaufen, als es 2003 um den Aufstieg ging. Die Karten waren jedoch bereits ausverkauft. Mein Kollege hat dann vorgeschlagen, dass wir Ordner bei Mainz 05 werden können, um im Stadion zu sein. Und so kam es dann auch“, schmunzelt Neubauer. Er habe zunächst als Ordner auf der Gegengerade im Heimbereich angefangen und diese Tätigkeit rund eineinhalb Jahre gemacht, bis sein Gruppenleiter in den Gästebereich wechselte und das Team mitnahm. “Dort war ich dann fast 16 Jahre tätig.“
Mit den Gästefans war es rückblickend nicht immer einfach und Neubauer war stets gefordert. “Man braucht ein dickes Fell. Es gab viele Diskussionen, manchmal flogen Becher und wenn die 05ER ein Tor geschossen oder gewonnen hatten, durften wir nicht jubeln. Ein guter Ordner muss kommunikativ und kundenfreundlich sein sowie Spaß an der Arbeit mit Menschen haben. Insbesondere Durchsetzungsvermögen darf nicht fehlen. An jedem Heimspiel hat man andere Menschen vor sich. Das kann sowohl positiv als auch negativ sein, das ist immer abhängig von der Situations- und der gegnerischen Mannschaft.“ Für die Gäste hatte Neubauer stets ein offenes Ohr und aufbauende Worte parat. "Ich habe viel mit den Gästefans gesprochen und ihnen oft gesagt: Das nächste Mal gewinnt ihr wieder, jetzt brauchen wir mal die Punkte."
Vielfältige Aufgabenbereiche
Im Anschluss stieg Neubauer Gruppenleiter zum Gruppenleiter auf. Heute kümmert er sich um das Personalmanagement für externe Sicherheitsdienste bei den Heimspielen in der MEWA ARENA. Vor knapp zwölf Jahren wurde er zudem Bereichsleiter für Heimspiel der U19 und ist als Ordner bei U23-Heimspielen im Bruchwegstadion im Einsatz. Außerdem kümmert er sich um die Ausbildung anderer Ordner für Abwehrtechniken. Freie Wochenende sind rar gesät im Jahreskalender, aber die Leidenschaft für den Verein und die Freude am Job überwiegen die Anstrengungen.
Bilder von der Ehrung
“Arbeiten für Mainz 05, für die Mannschaft“
Prägende Erlebnisse, aber auch intensive Arbeitstage gab es in den zwanzig Jahren zur Genüge. “Die Aktionen gingen teilweise sehr lange. Wir hatten beispielsweise eine Nachtwache vor dem ersten Aufstieg, dann das Spiel und sind aufgestiegen. Danach mussten wir das Theater abschirmen und dann direkt zum Favorite-Hotel im Stadtpark, um dort die Aufstiegsfeier der Mannschaft zu sichern. Morgens um sechs Uhr sind wir dann erschöpft nach Hause gekommen.“ Dennoch sei die Freude über den Aufstieg riesig gewesen. Doch zum Feiern blieb kaum Zeit. “Wir waren am Arbeiten für Mainz 05, für die Mannschaft. Das hat uns nichts ausgemacht, denn das war unser Job, für den wir uns entschieden hatten. Richtig feiern konnten wir auch ein paar Tage später noch.“
Trotz einiger Herausforderungen in den vergangenen 20 Jahren, überwiegen bei Neubauer die positiven Erinnerungen. “Hier und da gab es Zwischenfälle mit Pyrotechnik oder Pfeffersprayeinsätzen der Polizei, aber insgesamt ist zum Glück nie jemand zu Schaden gekommen. Wir konnten die Situationen immer bewerkstelligen, uns aufeinander verlassen und haben Hand in Hand zusammengearbeitet", so Neubauer.
Große Emotionen in all den Jahren
Auch der Wechsel in die MEWA-ARENA im Jahr 2011 habe zwar Veränderungen herbeigeführt, aber nichts an Neubauers Treue zum Verein geändert. Die Bruchweg-Zeiten in der ersten und zweiten Bundesliga waren für ihn dennoch etwas Einmaliges, an das er sich gerne zurückerinnert. “Wir haben immer gesagt, dass der Bruchweg wie eine Badewanne ist. Sobald die Fans Stimmung gemacht haben, ist das durch die Knochen gegangen und quasi übergeschwappt auf alle Tribünen. Das war alles eins. Das verliert sich jetzt ein bisschen in der Arena, auch beim Ordnungsdienst, weil das Personal mehr geworden ist. Am Bruchweg kannte man die Leute persönlich, alles war natürlich kompakter, kleiner und familiärer.“
Dass Neubauer bereits so lange dabei ist, liegt jedoch auch an seinen Kolleginnen und Kollegen sowie der daraus entstandenen Gemeinschaft. Denn abseits des Platzes sind echte Freundschaften entstanden. “Der alte Kern von früher sieht sich privat noch regelmäßig. Wir gehen zusammen auf den Weihnachtsmarkt oder Grillen. Die vielen Nachtwachen vor Heimspielen, das schweißt zusammen. Das waren schon große Emotionen in all den Jahren“, schwärmt Neubauer.