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Verein 28.10.2019 - 20:20 Uhr

400 Studierende & ein Weltmeister in der OPEL ARENA

Sportvorstand, 05-Legende & Stadionsprecher im Gespräch mit Niklas Kaul - Schröder: "Träumen ist immer erlaubt, und man muss auch daran glauben"

Die MEWA LOUNGE meldete ausverkauft am Montagabend in der OPEL ARENA. Rund 400 Studierende der benachbarten Johannes Gutenberg-Universität waren der Einladung des 1. FSV Mainz 05 gefolgt, zum fünften Mal zu Beginn des Wintersemesters hinter die Kulissen bei den 05ERN zu blicken.

Beigetragen zur großen Resonanz hatte dabei nicht zuletzt die hochkarätige Besetzung des Podiums, wie auch der Vereins- und Vorstandsvorsitzende Stefan Hofmann eingangs anmerkte. Schließlich nahm neben Sportvorstand Rouven Schröder, 05-Legende Niko Bungert sowie Stadionsprecher Andreas Bockius als Moderator des Abends auch ein Mainzer Weltmeister teil. Niklas Kaul, kürzlich in Doha jüngster Zehnkampf-Weltmeister der Geschichte geworden, beehrte die OPEL ARENA und lieferte u.a. Einblicke in seine Gefühlslage nach dem überraschenden Triumph. Er hatte den Weg quasi mit gemeinsam mit seinen Kommilitonen antreten können, hatte er sich doch unmittelbar im Anschluss an seine Vorlesungen auf den kurzen Weg vom Universitätsgelände rüber in die Spielstätte des FSV gemacht. Auf ebendiese Nähe war auch Universitätspräsident Prof. Dr. Krausch im Rahmen seiner Begrüßungsworte eingegangen, hatte die traditionell gute Nachbarschaft hervorgehoben und Mainz 05 als "echte Herzensangelegenheit" bezeichnet. Als ebenso traditionell gute Gastgeber präsentierte sich der FSV mit der aus der Bundesliga bekannten Übergabe eines Weck, Worscht & Woi-Korbes an Krausch.

Der Abend, der unter dem Motto der Vereinbarkeit von Leistungssport und Ausbildung stehen sollte, entwickelte sich zu einer äußerst abwechslungsreichen, kurzweiligen Diskussionsrunde. Studenten fragten, die Protagonisten äußerten sich zu Themen wie sportlichem und medialen Druck im Leistungssport, Trainingsabläufen, ihre Werdegänge auf und neben dem Platz, musikalische Einstimmung auf Wettkämpfe, Ernährung oder zu den unterschiedlichen Voraussetzungen für Fußballer und Leichtathleten wie Kaul.

An die Studierenden gerichtet, sagte der 05-Vereinsvorsitzende Hofmann: "Wir sind überwältigt von der Resonanz und besonders froh, heute Abend auch Niklas Kaul hier begrüßen zu dürfen. Wir haben alle mitgefiebert, hatten extrem feuchte Hände und Tränen in den Augen", so Hofmann, der den Studenten anschließend zur Wahl des Studienortes gratulierte. "Mainz hat neben der OPEL ARENA viele wunderschöne Ecken, ihr habt eine gute Wahl getroffen. Zu eurer Universität hatten wir schon immer eine enge Verbindung, nicht nur wegen der vielen Werkstudenten oder Aushilfen, die bei uns beschäftigt sind. Auch viele Mitarbeiter kennen den Campus bereits aus Studienzeiten." Wiedersehen also nicht ausgeschlossen!

Rouven Schröder sagte mit Blick auf seinen Karriereweg, der ihn vom Profi zum Sportvorstand geführt hatte: "Man macht sich natürlich während der Karriere Gedanken, wie es anschließend weitergeht. Ich war nicht das größte fußballerische Talent und bin erst mit 23 Jahren Profi geworden. Zu Beginn meiner Karriere habe ich eine Ausbildung zum Industriekaufmann gemacht und mich in der Zeit als Spieler dann kontinuierlich weitergebildet." Gleichzeitig verwies Schröder auf das nötige Netzwerk von Unterstützern bzw. Förderern. Ähnlich wie Bungert heute hatte auch der Sportvorstand nach dem Karriereende ein Trainee-Programm absolviert, das ihm den Einstieg erleichtert hatte. "Träumen ist immer erlaubt, und man muss auch daran glauben", gab er den Studentinnen und Studenten abschließend mit auf den Weg.

Bungert ging natürlich auf die letzten Monate nach dem Karriereende ein: "Der Übergang ist erstaunlich leichtgefallen und ich freue mich darauf, das Geschäft jetzt von einer anderen Seite kennenzulernen. Ich bleibe jetzt erstmal zwei, drei Monate auf der Geschäftsstelle im Bereich Marketing und werde anschließend am Bruchweg bei Rouven in den sportlichen Bereich reinschnuppern", so Bungert, der die Zeit als Profi aber nicht missen möchte.

"Es ist ein außergewöhnliches Glück, Fußball-Profi sein zu dürfen. Der eine oder andere Sportler muss deutlich härter arbeiten. Der fünftbeste Synchronschwimmer ist deutlich schlechter aufgestellt als ein mittelmäßiger Fußballer."

Lockere Atmosphäre herrschte am Montagabend in Auditorium wie auf dem Podium gleichermaßen.

Kaul, der mit dem ihm gebührenden Applaus empfangen wurde, schilderte neben den noch frischen Eindrücken eines Weltmeisters auch seinen Alltag, in dem er mittlerweile wieder angekommen ist: "Die letzten Wochen waren natürlich außergewöhnlich in Sachen Resonanz und Emotionalität, angefangen mit dem Abspielen der Nationalhymne bei der Siegerehrung in Doha, als ich das Erreichte erstmals richtig realisieren konnte."

Fernziel Olympia

Kaul ist dennoch längst wieder im Alltag zurück und hat ein weiteres Ziel 2020 bereits fest im Blick, wie er berichtete: "Generell habe ich für mich einen 50:50-Mix aus Sport und Studium gefunden. Wobei ich das derzeit aufgrund der Olympischen Spiele im kommenden Jahr etwas reduziert habe. Ich möchte nach der Karriere einfach einen klaren Weg vor Augen haben und mich nicht erst dann orientieren müssen. Man kann zudem auch Verletzungen und ein frühes Karriereende niemals ausschließen. Dafür möchte ich gewappnet sein", so Kaul, der sich zudem als 05-Fan outete und im Anschluss an die Podiumsrunde standesgemäß das rote Mainzer Heimtrikot mit der Nummer zehn überreicht bekam.

Beendet war die Veranstaltung mit dem Talk freilich noch nicht. Zahlreiche Studierende, die mit ihren Fragen nicht zum Zug gekommen waren, nutzten die Gelegenheit für Vier-Augen-Gespräche. Andere schlossen sich unmittelbar den nun angebotenen Stadionführungen durch die Mainzer Arena an. Der nächste Besuch dürfte indes nicht allzu lange auf sich warten lassen, erhielten doch alle Besucher einen Ticketgutschein für ein Bundesligaspiel in der OPEL ARENA.