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Profis 02.02.2022 - 19:00 Uhr

Szalai: "Man fühlt sich ein bisschen wie neugeboren"

Kurz vor Weihnachten musste sich der 05-Angreifer einem operativen Eingriff am Kopf unterziehen, jetzt ist er wieder einsatzbereit. Im Interview erzählt Szalai, wer und was ihm in dieser schwierigen Zeit Kraft gegeben hat, wem er besonders dankbar ist und welche Ziele er in der kommenden Zeit verfolgt.

Will "kämpfen und alles dafür tun", vielleicht schon am Samstag gegen Hoffenheim wieder im Kader zu stehen: Ádám Szalai.

Die Überraschung und vor allem Freude war groß, als Ádám Szalai am 2. Januar dieses Jahres beim Trainingsauftakt der Profis des 1. FSV Mainz 05 mit auf dem Platz stand. Der 34-Jährige hatte sich erst kurz vor Weihnachten erfolgreich einem operativen Eingriff am Kopf unterziehen müssen. Kurz vor dem Heimspiel am Samstag (15:30 Uhr, live auf SKY und 05ER.fm) gegen seinen Ex-Klub TSG Hoffenheim ist Szalai wieder einsatzbereit.

Szalai hat durch die Arbeit mit seiner Stiftung, mit der er unter anderem Krankenhäuser und Kinderhilfsorganisationen unterstützt, schon viele Schicksale erlebt und Menschen helfen können. Nun ist er als Betroffener selbst sehr dankbar für die Hilfe und Unterstützung, die er erfahren durfte. Die Arbeit der Ärzte, die ihm in dieser Woche grünes Licht für eine volle Teilnahme am Trainings- und Spielbetrieb gegeben haben, und des Pflegepersonals an der Uniklinik Heidelberg, aber auch die Unterstützung seines Klubs, der Teamkollegen, Trainer und Fans haben Szalai durch die schwierige Zeit geholfen. Für die kommende Zeit hat sich der Kapitän der ungarischen Nationalmannschaft bereits wieder Ziele gesteckt.

Hallo Ádám, danke, dass du dir die Zeit nimmst und schön, dass du da bist! Wie geht es dir?

Szalai: "Danke, mir geht es sehr gut. Ich möchte mich für die vielen Nachrichten bedanken, die ich in den letzten Wochen bekommen habe. Auch, wenn es nicht die einfachste Zeit meines Lebens war, bin ich zufrieden, wie sie verlaufen ist. Jetzt bin ich glücklich, dass ich seit einigen Wochen – wenn auch mit Einschränkungen - mittrainieren durfte. Ab heute bin ich auf jeden Fall wieder hundertprozentig dabei, vielleicht auch schon am Wochenende."

Das freut uns sehr! Gehen wir nochmal ein paar Wochen zurück: Kurz vor Weihnachten hattest du einen operativen Eingriff. Was musste dort gemacht werden?

"Ich hatte am 21. Dezember einen Eingriff an der Uniklinik Heidelberg und bin besonders Prof. Dr. Unterberg, Dr. Kessler und dem Pflegepersonal sehr dankbar für ihre Hilfe und Unterstützung. Wir haben damals die Entscheidung gemeinsam getroffen, die OP zu machen. Es musste etwas am Kopf entfernt werden, von dem sich später auch herausgestellt hat, dass es gutartig ist."

Grünes Licht von den Ärzten für den kompletten Einstieg: Szalai beim heutigen Mannschaftstraining.

Das ist sicherlich keine leichte Situation, gerade in der Weihnachtszeit und in Zeiten von Corona.

"Wenn man über Weihnachten im Krankenhaus liegt und aufgrund der schwierigen Corona-Lage keinen Besuch empfangen darf, seine Familie nicht sehen kann, dann ist das nicht einfach. Ich bin sehr dankbar über die Unterstützung, die ich erfahren habe."

Wie sah diese Unterstützung konkret aus und was hat dir Kraft gegeben?

"Vor allem die Ärzte und das Pflegepersonal, die rund um die Uhr und natürlich auch an Heiligabend für ihre Patienten da sind. Es ist unfassbar, was diese Menschen leisten. Von Mainz 05 habe ich über die gesamte Zeit viel Unterstützung erfahren. Ich habe in den letzten vier Jahren im Rahmen der Arbeit für meine Stiftung vielen Menschen helfen können, auch Kindern. Dabei habe ich viel schlimmere Schicksale erlebt und gesehen, was diese Leute durchgemacht und wie sie sich durchgekämpft haben. Das hat mir Kraft gegeben und die Situation leichter gemacht."

02.02.2022

Du hast nach der OP auf deinem Instagram-Kanal ein Bild geteilt und dazu geschrieben: "Es fühlt sich an, als wäre mir das Leben neu geschenkt worden". Kannst du uns dieses Gefühl beschreiben?

"Die Entscheidung für eine Kopf-OP zu treffen, ist anders, als beispielsweise bei einer Knie- oder Fußgelenk-OP, die ich schon öfter mal hatte. Es war vorher nicht klar, ob ich danach auf dem Fußballplatz noch alles mitmachen kann. Auf der Intensivstation liegt man nicht allein und bekommt einiges mit. Man bekommt dadurch eine andere Sicht auf die Dinge. In den letzten Jahren habe ich durch meine Stiftung gesehen, dass es schlimmere Krankheiten geben kann. Dann geht man die Sache gelassener an. Ich bin einfach sehr dankbar."

Hattest du dennoch Zweifel, ob du weiter professionell Fußball spielen kannst?

"Eigentlich nicht. Ich habe mich nach der OP sehr fit gefühlt, musste aber natürlich noch die Ergebnisse abwarten. Ich wurde sehr professionell betreut und es wurde besprochen, wie es weiterlaufen könnte. Deswegen habe ich diese Situation sehr gut durchgestanden und bin positiv geblieben."

Du konntest dann am 03. Januar sogar beim Trainingsauftakt dabei sein. Wie war vorher der Kontakt mit dem Trainerteam und deinen Mannschaftskollegen?

"Es gab sehr viel Kontakt und bin ich bin sehr glücklich über die Unterstützung, die ich erfahren habe von meinen Kollegen."

Wie hat es sich angefühlt zwei Wochen nach der OP wieder auf dem Platz zu stehen?

"Man fühlt sich ein bisschen wie neugeboren. Auch, wenn ich mittlerweile 34 Jahre alt bin, habe ich mich gefühlt wie ein 18-Jähriger, der von der A-Jugend kommt und in die Kabine der Profis reinläuft. Das war einfach ein schöner Neuanfang."

Was durftest du im Training machen?

"Es war so aufgebaut, dass ich von Woche zu Woche mehr machen durfte. Mit der Ausdauer war es kein Problem, Zweikämpfe und Kopfbälle konnte ich noch nicht machen. Ich habe ein Stirnband zum Schutz bekommen, dass ich auch weiterhin tragen muss. Man muss dem Knochen ein bisschen Zeit geben, um mit dem Titanium-Stück, das mir eingesetzt wurde, zusammenzuwachsen. Ich bin jetzt auf einem sehr guten Weg. Wer mich kennt, weiß, dass ich ungeduldig bin und am liebsten alles sofort machen würde. Ich wurde aber ordentlich eingebremst und bin auch dankbar, dass ich nach so einer kurzen Zeit wieder dabei sein kann."

02.02.2022

Das heißt, du darfst nun alles mitmachen und könntest der Mannschaft theoretisch wieder helfen und auf dem Platz stehen?

"Ich konnte schon in den letzten Wochen einiges mitmachen, immer unter genauer Beobachtung, ob ich noch Beschwerden habe. Bei Zweikämpfen und Kopfbällen wurde natürlich aufgepasst, aber die Trainer und Ärzte haben das sehr gut aufgebaut, so dass ich auf dem Papier auf jeden Fall für das Wochenende bereit bin."

Hat es deinem Heilungsprozess geholfen, dass du immer im Kreis der Mannschaft warst?

"Auf jeden Fall. Deshalb bin ich sehr dankbar, dass ich jeden Tag bei der Mannschaft sein konnte. Ob auf dem Trainingsplatz, in der Kabine unseres Stadions oder sogar beim Auswärtsspiel in Fürth, zu dem ich mitgefahren bin: Diese Erlebnisse haben mir geholfen."

Mit welchen Zielen gehst du in die nächsten Wochen?

"Ich werde auf jeden Fall ein bisschen Druck machen da vorne, damit ich immer mehr Spielminuten bekomme und wieder mehr Konkurrenzkampf da ist."

Spiele gegen Hoffenheim sind für dich, aufgrund deiner Vergangenheit bei der TSG, immer etwas Besonderes. Glaubst du, dass es schon für den Kader reichen könnte?

"Ich werde auf jeden Fall in dieser Woche dafür kämpfen und alles dafür tun, im Kader zu stehen und vielleicht sogar Minuten zu bekommen. Generell freue ich mich auf das Spiel, weil ich in Hoffenheim eine sehr schöne Zeit hatte."