Profis 19.03.2018 - 11:00 Uhr

Alles wie weggeblasen

Erneute 0:3-Niederlage bei Eintracht Frankfurt gibt Mainz 05 Rätsel auf - Schröder: „Wir müssen intensive Gespräche führen, um das Schiff in die richtige Richtung zu kriegen“

Wenn überhaupt, dann gab es aus Mainzer Sicht nach diesem 27. Spieltag der Bundesliga nur einen halbwegs positiven Aspekt: Die Situation im Kampf gegen den Abstieg hat sich durch die Ergebnisse der Konkurrenten nicht wesentlich verschlechtert. Zwar gelang dem 1. FC Köln durch den 2:0-Erfolg über Bayer 04 Leverkusen ein Sieg, der Vorsprung des FSV auf Rang 17 beträgt nun fünf Zähler. Doch weder der Hamburger SV (1:2 gegen Berlin) noch der VfL Wolfsburg (0:1 gegen Schalke) konnten punkten, so dass sowohl der Relegationsplatz als auch der direkte Klassenerhalt auch sieben Spieltage vor Saisonende ein realistisches Szenario bleiben. Dennoch steigen naturgemäß auch die Sorgen am Bruchweg nach dieser neuerlichen Niederlage im Rhein-Main-Duell bei Eintracht Frankfurt in gleichem Maße, wie sich die Rätsel vermehren, die das 05-Team den Verantwortlichen in großer Regelmäßigkeit vorgibt.

"Es fällt schwer, das Ganze im Moment so zu analysieren, dass du die Lösung direkt parat hast", sagte Rouven Schröder nach der 0:3-Niederlage in der Commerzbank Arena. "Klar ist, dass wir enttäuscht sind, zum zweiten Mal hier in Frankfurt so zu verlieren. Wir müssen intensive Gespräche führen, um das Schiff in die richtige Richtung zu kriegen."

Niemand bei den 05ern hätte im Vorfeld für möglich gehalten, dass die Bundesligapartie fünfeinhalb Wochen nach dem 0:3 im Pokalviertelfinale an gleicher Stelle zum Déja-vu-Erlebnis werden könnte. Die verbesserte Stabilität der Defensive in den vergangenen Wochen, die gute Leistung zu Hause gegen Schalke 04 hätten der Mannschaft eigentlich eine Basis geben müssen, die Dinge besser zu regeln gegen eine Eintracht, deren Spielweise und Stärken bestens bekannt sind. Doch die 05-Profis verfielen erneut in dieselben Muster wie Anfang Februar: Ein ordentlicher Start mit eigenen Aktionen im Spiel nach vorne. Dann, wie im Pokal, ein geschenktes Tor für den Gegner, und das fragile Auswärtskonstrukt brach zusammen wie ein Kartenhaus. Im Pokal war es René Adler, der den Frankfurtern die Führung ermöglichte, diesmal rutschte dem jungen Florian Müller im 05-Kasten eine nicht sonderlich gefährliche Direktabnahme von Kevin-Prince Boateng durch die Finger. Danach spielte Alexandru Maxim einen folgenschweren Fehlpass vor dem eigenen Strafraum, der den gnadenlos effektiven Frankfurtern mit zwei Pässen das 2:0 brachte. Schließlich führte ein Einwurf in der Nähe der Mittellinie kurz vor der Pause zum spielentscheidenden 3:0. Marius Wolf leitete weiter auf Ante Rebic, der ungehindert die Lücke neben dem Pfosten fand. Die Mainzer hatten Glück, dass es in der zweiten Halbzeit nicht noch schlimmer kam: Alleine Luka Jovic vergab zwischen der 59. und 68. Minute vier Großchancen. Alle von einer Qualität, in deren Nähe die vorhandenen Mainzer Offensivaktionen nie kamen.

Konstanz als großes Manko

Die Diskrepanz zwischen dem, was die 05er zu Hause anbieten und dem, wie sie nun auch in Frankfurt präsentierten, ist groß. "Generell ist die Konstanz in der Leistung und in der Intensität drin zu sein ein großes Manko bei uns", sagte Sandro Schwarz nachher komplett bedient. "Nach dem 0:1 hat man gemerkt, dass die Erinnerung vom Pokal wieder rein kam in den Schädel. Da haben uns dann komplett das Zutrauen und die Aktivität in der Arbeit gegen den Ball gefehlt. Das, was uns gegen Schalke noch ausgezeichnet hatte, haben wir nicht auf den Platz bekommen", sagte der 05-Trainer, der die maximale Intensität, die Körperspannung bei seinen Spielern vermisste.

"Das 0:1 war sicher eine Kopfgeschichte. Doch es gehört dazu, solche Widerstände zu überwinden. Und das geht nur durch Physis, durch Körperspannung. Schulter an Schulter die Zweikämpfe gewinnen. Wir haben nicht das Gefühl, beständig da dran zu sein Woche für Woche. Das nervt einfach und ist frustrierend. Wir müssen für Leistung spielen. Das hat man heute nicht gemerkt. Innerhalb von fünf Wochen zweimal solche Spiele abzuliefern in Frankfurt, das geht doch nicht." Für den 05-Trainer ist die fehlende Konstanz das immer wiederkehrende Thema. "Der Leistungsgedanke, Woche für Woche ans Maximale ranzukommen. Heute hattest du das Gefühl, dass wir vieles, was uns schon ausgezeichnet hat, komplett vergessen haben, dass es wie weggeblasen ist."

In der Länderspielpause alle Dinge hinterfragen

Die Schwankungen seien einfach zu groß. "Wir schaffen es nicht, uns gegenseitig hoch zu ziehen", betonte der 05-Sportvorstand, der die nun anstehende Länderspielpause bis zum Heimspiel gegen Mönchengladbach am Ostersonntag nutzen will, um  Gespräche in allen Bereichen zu führen.

"Da sind alle gefragt, sich daran zu beteiligen. Was ist passiert, wie ist es passiert? Ein Spiel wie heute gibt Anlass dazu, die Dinge zu hinterfragen. Warum wir die Leistung in solchen Situationen nicht auf den Platz bringen? Warum wir negative Momente nicht abschütteln können, warum wir, wenn wir in der Offensive die Chance kriegen, nicht mal zuschlagen? Das erfolgt dann immer mit Handbremse und ist ärgerlich", so Schröder. "Wir werden alles von Mann zu Mann besprechen. Es ist doch vollkommen klar, dass im Verein niemand zufrieden ist. Der Frust ist da. Wir werden uns aber der Sache stellen."

Eine Möglichkeit für alle Fans zum Austausch mit Schröder, Trainer Sandro Schwarz, dem Vereinsvorsitzenden Stefan Hofmann und dem kaufmännischen Vorstand Jan Lehmann bietet sich dabei am Mittwochabend in der OPEL ARENA.