Profis 26.11.2018 - 08:00 Uhr

Am Ende fehlte das Momentum

05er unterliegen dem Tabellenführer durch Piszczeks Sonntagsschuss mit 1:2 - Favre: "Sie haben hervorragend gespielt, wir haben gewonnen"

Ein Glücksschuss von Lukasz Piszczek in der 76. Minute kostete den 1. FSV Mainz 05 letztendlich den Punktgewinn gegen den Bundesliga-Tabellenführer. Obwohl die Mannschaft von Sandro Schwarz in einem rassigen, mitreißenden und begeisternden Spiel in der ausverkauften OPEL ARENA ein gleichwertiger Gegner war, reichte es trotz aller Bemühungen nicht mehr zum verdienten Ausgleich. "Jetzt sagen alle, es war eine richtig gute Partie von uns, dass wir gegen den BVB auf Augenhöhe gespielt und gezeigt haben, dass wir mit den Besten mithalten können. Wir haben aber keinen Punkt. Von daher ist das schon sehr bitter", sagte Rouven Schröder nach der unglücklichen 1:2-Niederlage gegen Borussia Dortmund.

"Unmittelbar nach dem Abpfiff ist es eher Frust, dass wir uns für diese Top-Leistung nicht belohnt haben, nicht ein mögliches Highlight gesetzt haben. In Sachen Leistung ja, aber nicht im Ergebnis", sagte der 05-Trainer. "Es sind zwei Gefühlswelten. Heute waren wir dran, wir waren total mutig und hätten was verdient gehabt. Dafür hätte nicht Weihnachten und Ostern zusammen kommen müssen. Am Ende war es auch etwas Glück für Dortmund."

Komplett auf Augenhöhe

Den Frust vermochte auch das Lob von Lucien Favre nicht zu mildern. "Sie haben hervorragend gespielt, wir haben gewonnen", sagte der BVB-Coach. "Es war ein sehr, sehr schweres Spiel. Es war ein Arbeitssieg." Schwarz hatte die Grundordnung geändert, von der Raute auf ein 3-5-2 umgestellt. Gegen die zunächst dominant aufspielenden, ballsicheren Dortmunder brauchte die Mannschaft gut 15 Minuten, um auch offensiv richtig in die Partie zu kommen.  Mit der ersten Chance des starken Jean-Philippe Mateta gestalteten die 05er das Geschehen absolut ausgeglichen und hatten mit Aarón Martíns Distanzschuss und einer Möglichkeit von Danny Latza ihre Chancen.

"Wir waren komplett auf Augenhöhe. Es war ein offenes Spiel", sagte Schwarz. Gegen das taktische System der 05er hatte der BVB bei aller Qualität seine Schwierigkeiten. "Dreierkette bedeutet ja nicht, dass es defensiv ist", erklärte der 05-Coach. "Für uns war das vom Gefühl her das Optimale für diese Partie. So kannst du noch mutiger aus dem Zentrum heraus auf den Mann vorwärts verteidigen. Wenn du die Balleroberung hast, kann einer der Innenverteidiger mit durchmarschieren, weil hinten dran immer noch zwei absichern. Der Schlüssel dabei ist die Interpretation. Sind die Außenverteidiger tief, ist es ein 5-3-2, und du stehst nur hinten drin. So aber hatten wir Kreativität durch die hoch stehenden Brosinski und Aarón und einen rausschiebenden Innenverteidiger.“ Dazu ein spielfreudiges Mittelfeld plus zwei Angreifer. Man solle aus der Grundordnung kein Hexenwerk machen, empfahl der Coach. "Die Prinzipien und Verhaltensweisen sind das Wichtigste. Wenn du die verankert hast, dann sind es in allen Systemen nur Kleinigkeiten, die Unterschiede zur Raute oder zum 4-3-3 nur gering."

Mateta fehlten nur Zentimeter

Was den 05ern letztlich fehlte, war das Momentum. Matetas Schuss direkt nach der Pause ging abgefälscht knapp am Tor vorbei, Latza traf nur das Außennetz, Alexander Hack nach Kunde-Flanke per Kopf nur den Torhüter. Der BVB konterte, Marco Reus bediente im Gegenzug den kurz zuvor eingewechselten Paco Alcacer, und der Torjäger erzielte das 1:0. Die Mainzer attackierten unbeirrt weiter, Hack marschierte nach einer Balleroberung durchs Mittelfeld, schickte Robin Quaison mit einem perfekten Pass in die Gasse, der Stürmer tunnelte Roman Bürki zum Ausgleich. Und dann verfehlte Mateta nach einer sehenswerten Aktion den rechten oberen Winkel nur um ein paar Zentimeter. Quasi im Gegenzug hatte Piszczek das Glück, das dem Franzosen fehlte. Das war der Unterschied.

Die Gesamt-Vorstellung zeigte dennoch, dass die Mannschaft auf dem richtigen Weg ist. "Das Team ist jung, sehr dynamisch, hat Potenzial und fußballerische Qualität, ist bereit ans Limit zu gehen und die Grenzen immer nach oben zu schrauben", erklärte der 05-Trainer. "Weiter drin blieben in dieser Leistung, Bereitschaft und Mentalität. Dann macht es den Leuten Spaß uns zuzuschauen. Und das sieht man jetzt bei uns auch beständig."