Profis 23.11.2017 - 11:00 Uhr
An jedem verdammten Samstag
Keine Hochrechnungen, sondern der höchste Anspruch an sich selbst spornt die 05er Woche für Woche an
Das Auswärtsspiel am Samstag (15.30 Uhr) beim Tabellenvorletzten SC Freiburg ist die nächste von fünf noch ausstehenden Begegnungen, die der Terminplan der Bundesliga bis zur Winterpause kurz vor Weihnachten vorsieht. Die Fußballprofis des 1. FSV Mainz 05 haben nach den beiden Auftaktniederlagen zu Saisonbeginn in der Folge mit ihren aktuell 15 Punkten eine vernünftige Basis geschaffen, um diese Vorrunde mit einem ordentlichen bis guten Ergebnis abzuschließen. Gedanken- und Rechenspiele, wo die 05er nach 17 Spieltagen in der Tabelle landen und mit welcher Punktzahl sie in der Rückrunde attackieren könnten, sind beim Trainer jedoch absolut nicht angesagt.
Sandro Schwarz ist im Gegensatz zu seinem Vorgänger im Amt kein Freund davon, spezielle Punkte- oder Etappenziele für verschiedene Saisonphasen auszugeben. "Das haben wir weder vor der Saison, noch nach den verlorenen Spielen am Anfang der Runde gemacht. Es ist meine tiefste Überzeugung, dass es für Mainz 05 nichts bringt", sagt der 39-Jährige. Der 05-Coach pflegt stattdessen eine andere Herangehensweise. "Für uns ist immer der höchste Anspruch, das nächste Spiel zu gewinnen." Und das ist nun die Partie beim SC Freiburg. "Das ist meine persönliche Denkweise." Die nächste Aufgabe steht im Mittelpunkt. "Selbst wenn du in München oder Leipzig spielst, heißt es nicht, dass dies Bonusspiele sind. Das ist für uns kein Ansatz. Natürlich weißt du, dass die Aufgabe bei der jeweiligen Mannschaft schwieriger sein kann, als vielleicht gegen ein Team auf Augenhöhe. Aber wenn der Schiri anpfeift, willst du dieses Spiel gewinnen. Punkt."
"Ziel muss 'gewinnen' heißen"
Nach dieser Devise lebt und arbeitet Schwarz. "Wir arbeiten nicht mit irgendwelchen Hochrechnungen. Sich damit zu beschäftigen, was in drei Wochen passiert, bringt nichts. Du weißt ja nicht, was vorher geschieht. Wenn du jetzt sagst, du willst von fünf Spielen vielleicht zwei gewinnen, dann hättest du 21 Punkte. Aber jetzt mal angenommen, du gewinnst die beiden Spiele, dann kannst du ja nicht durchschnaufen und sagen: So, wir haben jetzt unser Ziel erreicht", erklärt der 05-Trainer leidenschaftlich. "Das Denken bei uns muss immer komplett in den Köpfen drin sein, jede Woche das anstehende Spiel gewinnen zu wollen. Das finde ich, ist das Höchste. Wir haben in den letzten zehn Spielen 15 Punkte geholt. Würden wir jetzt in die nächsten fünf Begegnungen reingehen und sagen, lass uns sieben Punkte holen, dann würden wir ja freiwillig schon sagen, dass wir ruhig zwei Spiele verlieren können. Das kann’s nicht sein. Das Ziel muss 'gewinnen' heißen. Woche für Woche: Ich will einfach an jedem verdammten Samstag das verdammte Spiel gewinnen."
Cineasten werden bei der Wortwahl des 05-Trainers sofort an den amerikanischen Spielfilm "An jedem verdammten Sonntag" von Oliver Stone aus dem Jahr 1999 denken. In dem Sportdrama geht's um ein Footballteam, das in der NFL Woche für Woche um den Erfolg kämpft. Der von Al Pacino gespielte Coach handelt nach dem Credo: "Every Inch Counts". Übersetzt heißt das: jeder Zoll zählt. Jeder Raumgewinn auf dem Platz bringt den Erfolg ein Stück näher. Eine Parallele zum Ansatz von Schwarz. "Unser allerhöchstes Ziel ist es, morgen eine Top-Trainingseinheit abzurufen. Jedes Trainingsspiel gewinnen, jeden Pass an den Mann bringen und dadurch die Wahrscheinlichkeit erhöhen, am Samstag das nächste Spiel zu gewinnen. Diesen Ansatz soll man uns jeden Tag ansehen."
Der Blick aufs Klassement gehört trotzdem immer dazu. "Natürlich guckst du auf die Tabelle. In allen Richtungen. Was ist oben passiert, im Mittelfeld, ganz unten. Du guckst dahin. Es ändert aber doch nichts daran, dass du dein eigenes Spiel gewinnen möchtest. Wenn du gewinnst", sagt der 05-Trainer, "verbessert sich deine Tabellensituation." An jedem verdammten Samstag.